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26.5.2006: nachrichten
26.5.2006
Johannisbrot-Fruchtmark senkt Blutfette

Inhaltsstoffe des Johannisbrotbaum-Fruchtmarks senken in kurzer Zeit Blutfettwerte und kurbeln die Fettverbrennung an (korrigierte Version).


Das entzuckerte Fruchtmark des Johannisbrotbaums (Carob) ist reich an unlöslichen Ballast- und sekundären Pflanzenstoffen. Sein Verzehr kann bei gesunden Menschen zu einer kurzfristigen Senkung der Blutfettwerte beitragen und gleichzeitig die Fettverbrennung ankurbeln. Dies ist das Ergebnis einer Interventionsstudie, die Wissenschaftler am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) unter der Leitung von Dr. Corinna Koebnick durchführten.

Bereits vor drei Jahren zeigten DIfE-Wissenschaftler, dass der tägliche Verzehr eines ballaststoffreichen Carob-Extraktes den Cholesterinspiegel von Patienten mit Hypercholesterinämie senken kann. Um herauszufinden, ob und wie dieser Extrakt auch den Stoffwechsel von gesunden Menschen beeinflusst, führten die Forscher nun eine neue Interventionsstudie mit 20 gesunden Probanden/innen im Alter zwischen 22 und 62 Jahren durch.

Die Studienteilnehmer erhielten Testmahlzeiten, denen entweder 0, 5, 10 oder 20 Gramm des Extraktes aus Johannisbrotbaum-Fruchtmark zugesetzt waren. Anschliessend analysierten die Wissenschaftler das Blut der Probanden und kamen zu folgenden Ergebnissen:

Wenn Probanden den Extrakt zusätzlich mit der Mahlzeit aufnahmen, sanken nach etwa einer Stunde ihre Triglyzeridwerte im Blut um bis zu 97,2 Prozent. Dieser Effekt war für gute drei Stunden nachzuweisen. Gleichzeitig verringerte sich die Konzentration der freien Fettsäuren im Serum um bis zu 67,2 Prozent.

Darüber hinaus steigerte der Carob-Zusatz die Fettverbrennung. Nahmen die Studienteilnehmer mit ihrer Mahlzeit zusätzlich 20 Gramm des ballaststoffreichen Fruchtmark-Extraktes auf, nutzte ihr Körper hauptsächlich Fett als Energiequelle. Nach Verzehr einer Kontrollmahlzeit ohne Zusatz verbrannte er dagegen überwiegend Kohlenhydrate.

"Da wir nur ein kurzes Zeitintervall untersucht haben, lässt sich schwer vorhersagen, wie sich der Verzehr des Carob-Extraktes langfristig auf den Fettstoffwechsel und den Energiehaushalt eines Menschen auswirkt. Ebenso wissen wir nicht, auf welche Inhaltsstoffe des Fruchtmarks genau die beobachteten Effekte zurückzuführen sind. Wir vermuten aber, dass es sich um ein synergistisches Zusammenspiel der in grossen Mengen im Extrakt enthaltenen unlöslichen Ballaststoffe und sekundären Pflanzenstoffe handelt.

Für beide Substanzgruppen sind an sich bereits positive Stoffwechseleffekte beschrieben worden", sagt Sindy Gründel, Erstautorin der Studie. "Unsere Ergebnisse sind zwar viel versprechend, trotzdem können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob Carob Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht vorbeugen kann oder nicht. Weitere Studien, vor allem über einen längeren Zeitraum, sind nötig, um klare Aussagen treffen zu können."

Hintergrundinformation zum Johannisbrot:

Der Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) ist ein immergrüner Baum, der in Vorderasien und im Mittelmeerraum verbreitet ist. Seine Früchte reifen innerhalb eines knappen Jahres und werden 10 bis 25 cm lang. Das Fruchtmark bezeichnet man als Carob oder Johannisbrotkernmehl. Es wird in der Lebensmittelindustrie beispielsweise zur Herstellung von Babynahrung, Glace oder Saucen verwendet.

In der Studie verwendeten die Forscher einen zuckerreduzierten, ballaststoffreichen Carob-Extrakt. 100 Gramm des verwendeten Extrakts enthielten: 5,8 Gramm einfache Kohlenhydrate, 5,2 Gramm Protein, 0,2 Gramm Fett, 68,4 Gramm unlösliche Ballaststoffe, 6,2 Gramm lösliche Ballaststoffe und 2,8 Gramm sekundäre Pflanzenstoffe (Polyphenole). Bei diesen handelte es sich hauptsächlich um Tannine, Flavonolglykoside und Gallussäure.

Zum Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 84 ausseruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Leibniz-Institute arbeiten interdisziplinär und verbinden Grundlagenforschung mit Anwendungsnähe. Sie sind von überregionaler Bedeutung und werden von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. (Medienmitteilung DIfE)

Korrigenda

Korrigierte Version vom 29. Mai 2006: Durch eine nachträgliche Präzisierung des DifE wurde klar, dass nicht das Kernmehl des Johannisbrots wie am 26. Mai 2006 berichtet, sondern das Fruchtmark vom DifE untersucht wurde. Dieses wird oft als Kakaopulverersatz verwendet, das Kernmehl dagegen wie berichtet als Bindemittel.

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