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9.10.2006: nachrichten
9.10.2006
Welche Weine sind am gesündesten?

Französische Weine sind laut neuen Studien stärker vorbeugend gegen Arterienverkalkungen als deutsche. Und Vitamine haben keinen herzschützenden Effekt.



Bestimmte Inhaltsstoffe von Rotwein können bei moderaten Weintrinkern die Gefahr einer koronaren Herzerkrankung verringern. Doch nicht alle Weinsorten sind in gleichem Mass "herzfreundlich", berichtete Prof. Ulrich Förstermann vom Institut für Pharmakologie der Universität Mainz kürzlich an der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Nürnberg.

Französische Weine hätten einen deutlich höheren Anteil an herzschützenden Pflanzeninhaltsstoffen wie Flavonoiden, Polyphenolen oder Phytoalexinen wie Resveratrol als deutsche Rebsorten und damit ein ausgeprägtes Potenzial, die Gefässe vor Atherosklerose zu schützen.

Wie der herzschützende Mechanismus von Rotwein im Detail funktioniert, hat Prof. Förstermann in einer Reihe von Studien untersucht. Eine wesentliche Rolle dabei spielen verschiedenen Pflanzenstoffe, die dazu beitragen, dass Stickstoffmonoxid (NO) vermehrt von der Gefässinnenschicht (Endothel) freigesetzt wird.

NO ist einer der wichtigsten Botenstoffe der Endothelzellen und wird durch das Enzym NO-Synthase gebildet. NO wirkt gefässerweiternd durch eine Senkung des Spannungszustandes der Gefässmuskelzellen, es verhindert die Verklumpung von Blutplättchen und es verhindert, dass Entzündungszellen in die Gefässwand einwandern. Jeder Vorgang, der zu einer Verminderung von NO führt, trägt zur Beschleunigung der Gefässverkalkung bei.

Französische Weine besser für die Herzgesundheit

Im Experiment reagierten Zellkulturen höchst unterschiedlich auf Weine verschiedener Provenienz oder reinen Alkohol, berichtet Prof. Förstermann: "Französische Rotweine konnten die NO-Freisetzung in manchen Fällen vervierfachen, bei den untersuchten deutschen Weinen zeigte sich nur ein geringer Effekt, bei reinem Alkohol gar keiner."

Keine Unterschiede im Effekt konnten die Forscher zwischen französischen Barrique-Weinen oder solchen beobachten, die in herkömmlichen Stahltanks gelagert werden. Der gefässschützende Effekt dürfte aber auch auf andere als französische Weine zutreffen. Förstermann: "Jeder Wein, der viele Flavonoide und andere herzgesunde Inhaltsstoffe enthält, könnte zu ähnlichen Untersu-chungsergebnissen führen. Das gilt unter anderem für kalifornische, italienische und südafrikanische Sorten."

Einer der wichtigen Pflanzenstoffe in diesem Zusammenhang ist das Phytoalexin Resveratrol, der sich vor allem in der Schale und den Kernen von Weintrauben findet, weniger im Fruchtfleisch. Deshalb sind auch beim Genuss von Traubensaft und Weisswein nicht jene herz- und gefässschützenden Effekte zu beobachten wie bei moderatem Rotweinkonsum.

Kein Herzschutz durch Vitamine

Als potente Antioxidantien und damit ebenso schützend für Herz und Gefässe wie verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe galten lange Zeit auch Vitamine, insbesondere Vitamin C und E. Eine Ansicht, die wohl zu revidieren ist, wie Prof. Dr. Thomas Münzel, Mainz, bei der Herbsttagung der Kardiologen in Nürnberg berichtete.

"Die kürzlich publizierten Ergebnisse der HOPE und HOPE TOO Studie haben gezeigt, dass sich das Herzinfarkt- oder Schlaganfall-Risiko keineswegs verbessert hat", verwies der Kardiologe auf die aktuelle Forschung. "Im Gegenteil, eine Dauertherapie mit Vitamin E über einen Zeitraum bis zu sieben Jahre steigerte die Anzahl von Patienten mit der Ausbildung einer Herzschwäche", so Prof. Münzel.

Ähnlich negative Ergebnisse liegen mittlerweile auch für die Behandlung mit Vitamin C vor, sagt der Experte: "Die Therapie in einer Konzentration von mehr als 300 Milligramm pro Tag führte bei Frauen nach der Menopause mit einem Diabetes mellitus zu einer signifikant höheren Sterblichkeit."

Ein möglicher Hintergrund für die neuen, auch für Fachleute überraschenden, Ergebnisse könnten so genannte prooxidative Effekte sein. Freie Sauerstoffradikale spielen in der Entstehung der Atherosklerose eine wesentliche Rolle. Für jedes freie Radikal, das durch Vitamin E abgefangen wird, entsteht allerdings ein neues Vitamin E Radikal, das seinerseits wieder einen negativen Einfluss auf die Arterienverkalkung haben kann.

Statine und ACE-Hemmer sind bessere Antioxidantien

Als wesentlich bessere Antioxidantien hätten sich in Studien ACE-Hemmer und Statine erwiesen, berichtet Prof. Münzel. Denn sie wirken offenbar am Ursprung des Geschehens, indem sie Radikalenbildende Enzyme in den Gefässzellen blockieren. Gleichzeitig stimulieren sie, ähnlich wie die Wein-Inhaltsstoffe, die NO-Bildung und setzen damit einen gefässschützenden Mechanismus in Gang.

Prof. Münzel: "Bei Patienten mit ausgeprägten kardialen Risikofaktoren oder manifester Atherosklerose konnte nachgewiesen werden, dass eine Therapie mit Statinen und ACE-Hemmern die Prognose signifikant verbessert, während dies mit einer Vitaminbehandlung nicht funktioniert." (Quelle: idw)

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