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23.10.2006: nachrichten
23.10.2006
Volkskrankheit Fehlernährung übersteigt Rauchen

Über- und Fehlernährung schadet ebenso wie Rauchen: Holländische Wissenschafter beziffern die Folgen. Aber die Lebensmittelsicherheit ist besser denn je.


Wissenschaftler der staatlichen niederländischen Behörde für Gesundheit und Umwelt, RIVM, haben die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht und Fehlernährung berechnet. Hans Verhagen, Leiter des Zentrums für Ernährung und Gesundheit im RIVM präsentierte die Ergebnisse kürzlich an der 3. Fresenius-Konferenz über Functional Food.

In den Niederlanden mit einer Einwohnerzahl von 16,4 Millionen gehen durch Fehlernährung jedes Jahr 245 000 gesunde Lebensjahre verloren, DALYs genannt (Disability Adjusted Live Years). Weitere 215 000 DALYS gehen auf das Konto von Übergewicht. Damit verursachen Übergewicht und Fehlernährung ähnliche Schäden wie das Rauchen, das in den Niederlanden jedes Jahr 350 000 gesunde Lebensjahre vernichtet.

Rangfolge der Schadensursachen

Die Berechnung in DALYS erlaubt auch den Vergleich zwischen unterschiedlichen Ernährungsrisiken. Lebensmittelinfektionen verursachen in den Niederlanden immer noch 300 000 bis 700 000 Fälle von Gastroenteritis und 20 bis 200 Todesfälle jedes Jahr, das entspricht einem Verlust von 1 000 bis 4 000 DALYs. Durch Schadstoffe und Allergene gehen jährlich weitere 1 500 bis 2 000 DALYs verloren.

Daraus schliessen die Wissenschaftler: Die Lebensmittelsicherheit in den Niederlanden ist besser als jemals zuvor. Dieses Niveau muss gehalten und - wo nötig - verbessert werden. Die Gesundheitsgewinne aber, die sich mit einer gesunden Ernährung erzielen lassen, sind 40- bis 100-mal höher, hier sollten künftig die Prioritäten liegen. Bessere Ernährungsgewohnheiten lassen sich laut RIVM am besten mit einer "integrierten Strategie" erreichen.

Lebensmittelindustrie und Handwerk müssten noch mehr als bisher die Zusammensetzung der Lebensmittel verbessern. Verbraucher sollten mit Hilfe von Gesundheitserziehung, Informationskampagnen und dem Training von praktischen Fähigkeiten in die Lage versetzt werden, die "richtige Wahl" zu treffen. Gleichzeitig müssten die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, zum Beispiel in der Preispolitik und mit Richtlinien für die Gemeinschaftsverpflegung.

Funktionellen Lebensmitteln erteilte Verhagen eine klare Absage: "Funktionelle Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel bieten keine Lösung der Gesundheitsprobleme, die durch Fehlernährung verursacht sind - ändern Sie zuerst die Ernährungsgewohnheiten!" (Quelle: aid)

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