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11.11.2006: nachrichten
11.11.2006
Fructose in Light-Produkten kontraproduktiv

Diese Woche im «Saldo»: Viele Light- und Diätprodukte enthalten Fruchtzucker statt Kristallzucker. Doch Fructose macht dick, sagen Ernährungswissenschafter.


Diese Woche im Konsummmagazin «Saldo»: «Fruchtzucker ist für Diäten nicht geeignet», sagt Kaspar Berneis, Leiter klinische Ernährung, Endokrinologie und Diabetologie des Universitätsspitals Zürich. Denn der Konsum von Fructose führe zur Gewichtszunahme.

Entsprechende Forschungsergebnisse publizierte Berneis gemeinsam mit seinem Kollegen Ulrich Keller jüngst im Fachmagazin «Swiss Med Forum 2006». Bild: Diätschokolade Milka von Suchard enthält Fructose als Süssungsmittel.

Die dick machende Wirkung von Fruchtzucker liegt zum einen daran, dass Fruktose im Gegensatz zum Kristallzucker (Saccharose) keine Insulinausschüttung stimuliert. Wer viel Fruktose konsumiert, bekommt daher den Effekt des Insulins nicht zu spüren. Insulin dämpft nämlich das Hungergefühl und erhöht den Energieverbrauch. Die Folge: Fruktose-Konsumenten essen viel mehr als sie bräuchten.

Zum anderen beeinflusst Fruktose den Fetthaushalt. Fruchtzucker wird vom Darm schnell aufgenommen und muss in der Leber weiterverarbeitet werden. Doch die Leber kann die Fruktose nicht speichern, so wird Fruktose direkt in Fette umgewandelt.

Im steigenden Gebrauch von Fruchtzucker sieht Berneis einen der Hauptgründe für die stark zunehmende Fettleibigkeit in den USA. Die dortigen Hersteller geben Getränken und anderen Lebensmitteln unkritisch Fruktose anstelle von Zucker bei. Kaspar Berneis vermutet eine Zunahme des Fruktose-Gebrauchs auch in der Schweiz. Das sieht er kritisch, «weil zuvor die möglichen Wirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel nicht ausreichend untersucht wurden».

Auch wenn noch keine exakten Studien vorliegen, empfiehlt der Forscher Menschen mit Gewichtsproblemen dringend, weniger Fruktose zu sich zu nehmen. Allerdings: viele Hersteller deklarieren Fruktose nicht oder verschweigen die exakten Mengen. (Auszug aus dem Saldo-Bericht vom 8.11.2006)

Wissenschaftlich bei Mäusen bestätigt

Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke haben in einer neuen Studie (Jürgens et al., Obesity Research, 13:1146-1156, 2005) herausgefunden, dass die Aufnahme von Fructose (Fruchtzucker) die Körperfett- und Gewichtszunahme bei Mäusen deutlich steigert. Damit liefern die Forscher neue Daten, die einen Zusammenhang zwischen dem weltweit angestiegenen Fructosekonsum und der stetig steigenden Zahl übergewichtiger Menschen erhärten.

In der vorliegenden Studie boten die Forscher Mäusen entweder eine 15%ige Fructoselösung, ein Saccharose- (Rohrzucker-)haltiges Erfrischungsgetränk (10% Saccharose), ein Süssstoffhaltiges Diät-Getränk ohne Kalorien, oder Wasser an. Die Mäuse, die die Fructoselösung tranken, nahmen im Vergleich zu den anderen Mäusen stärker an Gewicht und Körperfett zu und zeigten zudem einen Anstieg der Leberfette.

Das Saccharose-haltige Getränk hatte nach den vorliegenden Daten keinen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Mäuse. Überaschenderweise assen die Mäuse, die mit der angebotenen Flüssigkeit zusätzliche Kalorien aufnahmen, weniger feste Nahrung als die Tiere, die nur Wasser oder das Diät-Getränk erhielten, so dass die Gesamtenergieaufnahme bei allen Gruppen annähernd gleich war.

„Da die Gewichts- und Fettzunahme der Tiere, die die Fructoselösung tranken, nicht auf eine gesteigerte Kalorienaufnahme zurückzuführen ist, ist anzunehmen, dass Fructose die Stoffwechseltätigkeit beeinflusst und auf diese Weise die Anreicherung von Körperfett begünstigt.“ so die Erstautorin der Studie, Hella Jürgens.

In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten hat der Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke, die einen hohen Fructose-Anteil (7-15%) aufweisen, weltweit stark zugenommen. Allein in den USA stieg der Verzehr von Fructose-haltigem Mais-Sirup, der häufig zum Süssen von Erfrischungsgetränken eingesetzt wird, in einem Zeitraum von 20 Jahren um mehr als 1000%, wie vor kurzem eine amerikanische Studie berichtete.

Parallel dazu nahm die Anzahl übergewichtiger Menschen dramatisch zu, so dass Wissenschaftler seit einiger Zeit einen Zusammenhang zwischen gestiegenem Fructose-Konsum und zunehmender Fettleibigkeit vermuten.

Die vorliegende Studie liefert nun erste physiologische Daten, die einen Einfluss des Fructosekonsums auf die Zunahme des Körpergewichts und des Körperfetts zumindest am Mausmodell bestätigen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Daten am Menschen zu verifizieren, so die Experten. (Medienmitteilung Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke DiFE, Juli 2005)

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