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18.12.2006: nachrichten
18.12.2006
Bio-Light-Idee löst Kontroverse aus

Mit Teil-Betriebsumstellung auf Bio will der Bauernverband den Bio-Getreideanbau fördern. Auch der Bundesrat will Vorschriften lockern, aber Bio Suisse und Coop sind dagegen.



Künftig sollen Bauern gleichzeitig Bio- und konventionelle Produkte herstellen dürfen. Heute dagegen wird in der Schweiz eine gesamtbetriebliche Umstellung verlangt im Gegensatz zur EU. Hansjörg Walter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes SBV befürwortet die Einführung dieses "Bio-light": "Es ist schon jetzt möglich, dass Dauerkulturen wie Obst- und Reben biologisch produziert werden und der Rest konventionell," sagte er heute in der Sendung Espresso von Radio DRS 1.

Auch der Bund will die Bio-Vorschriften an die EU angleichen. Neu soll gemäss Vorschlag des Bundesrates die zweite Variante möglich werden: dass Ackerbau biologisch bewirtschaftet wird, aber der Rest nicht. Der SBV will auf diese Art vor allem mehr Biogetreide anbauen, da die Schweiz 20'000 Tonnen pro Jahr importieren muss.

Walter verspricht sich weitere neue Einnahmequellen für die Bauern: "Was wir heute importieren, könnten wir selbst produzieren. Ausserdem könnten wir schneller auf den Markt reagieren". In der Tat: viele Bauern wollen Getreide biologisch anbauen, aber nicht den ganzen Betrieb auf Bio umstellen. Walter meint, dass beides nebeneinander möglich sei wenn Produktionsabläufe und Warenflüsse nicht verquickt sind: "Was wir aber auch nicht wollen ist, dass beispielsweise eine Fruchtfolge durchmischt wird."

Mehr Kontrollaufwand

Aber die Bio-Bauern fürchten um ihre Glaubwürdigkeit. Bio-Suisse Präsidentin Regina Fuhrer deutlich: «Bio-Landbau ist ein Grundsatzentscheid». Sie meint ferner, dass die Kontrolle in der Praxis nicht umsetzbar ist, da beispielsweise schwer kontrollierbar ist, ob Spritzmittel nur für das Obst- und nicht anderswo gebraucht werden. Chemie auf dem Biohof würde nicht nur die Kontrollen erschweren, sondern auch die Garantie wäre gefährdet, dass Bio-Produkte wirklich keine Spritzmittel-Rückstände enthalten.

Zudem findet Fuhrer, Bio-Light führe gegenüber den Konsumenten zu einem Erklärungsnotstand. Unterstützung erhält sie von Konsumentenschützern, Migros und Coop. Coop-Sprecher Felix Wehrle sieht für "Bio-light" keine Chance: "Wir werden nie Produkte von Bauern akzeptieren, die nicht ihren ganzen Betrieb auf Bio umgestellt haben. Ein gemischter Betrieb wäre nicht die Glaubwürdigkeit, welche wir mit dem Knospe-Label anstreben".

Während der Bundesrat diese Lockerung auf Dauerkulturen, also Wein- und Obstbau, beschränkt, geht der Ständerat noch weiter. Er kann sich vorstellen, dass die Bauern abhängig von der Nachfrage, einen Teil biologisch den andern konventionell herstellen dürften. (Quellen: DRS, Kassensturz, Schweizerbauer)

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