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19.9.2007: nachrichten
19.9.2007
Industrie engagiert sich gegen Übergewicht

Die Schweizer Lebensmittelindustrie engagiert sich im Kampf gegen Übergewicht mit freiwilligen Werbebeschränkungen, kleineren Portionen und verbesserter Deklaration.


Die Kalorien pro Portion und die Prozente am Richtwert der Tageszufuhr (guideline daily amount GDA) werden ausgewiesen, allenfalls mit Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Natrium (Salz) ergänzt.

Eine von der Foederation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (fial) eingesetzte Arbeitsgruppe hat sieben Handlungsachsen identifiziert, in deren Rahmen die Schweizer Nahrungsmittel-Hersteller zu einer ausgewogeneren Ernährung der Bevölkerung beitragen können. Gestern präsentierte sie an einer Medienkonferenz Massnahmen.

Die von der fial eingesetzte "Arbeitsgruppe Ernährung", die sich aus gut einem Dutzend verschiedener Firmenvertreterinnen und -vertretern aus den Bereichen Ernährungswissenschaft, Ernährungsberatung, Produktentwicklung, Marketing usw. zusammensetzt, hat einen Ideenkatalog entwickelt, der basierend auf sieben Handlungsachsen etwas mehr als 40 Massnahmen aufzeigt, mit welchen Nahrungsmittel-Hersteller Beiträge zu einer ausgewogeneren Ernährung leisten können.

Handlungsachsen sind eine informativere Produktedeklaration, die Optimierung der Produkterezepturen, kleinere Portionengrössen, die Erweiterung des in Automaten angebotenen Sortiments mit ausgewogenen Produkten und der Verzicht auf Marken- und Produktewerbung auf Geräten, die in Schulen aufgestellt sind.

Daneben werden Selbstbeschränkungen bei der Werbung (Verzicht auf Werbung, die sich an nicht schulpflichtige Kinder richtet, Werbung mit schulpflichtigen Kindern als Zielgruppe verantwortungsvoll gestalten) und ein Verzicht auf Gratiszugaben vorgeschlagen, welche unmittelbar den Konsum steigern ohne gleichzeitig die körperliche Bewegung zu fördern.

Ferner sollen Konsumentinnen und Konsumenten – beispielsweise im Rahmen der Produktewerbung – für eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung sensibilisiert werden. Schliesslich werden auch Massnahmen zugunsten der etwas über 33'000 Mitarbeitenden der rund 180 Hersteller-Firmen mit ihren 240 Produktionsstätten vorgeschlagen. Welche Handlungsachsen mit welchen Massnahmen im Vordergrund stehen, ist Sache jedes Unternehmens. Dank den sieben verschiedenen Handlungsachsen und der grossen Fülle an Vorschlägen ist das Echo bei den Herstellern positiv.

Die sieben Handlungsachsen im Überblick:

• Informativere Produktdeklaration
• Optimierung der Produktrezepturen
• Kleinere Portionengrössen
• Anpassung der Angebote in Verkaufsautomaten
• Selbstbeschränkung an Kinder gerichtete Werbung
• Sensibilisierung der Konsumenten für eine gesunde Ernährung
• Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz

Gefordert sind alle Akteure

Die Firmen der Schweizer Nahrungsmittel-Industrie – und im Verbund mit ihnen auch diejenigen der einheimischen Mineralwasser- und Süssgetränkeindustrie – können mit den aus den sieben Handlungsachsen hervorgehenden Massnahmen zur Linderung der Übergewichtsproblematik beitragen. Gefordert sind aber auch alle anderen Akteure wie Behörden, Betreiber von Verpflegungsständen, Kantinen und Restaurants. Hauptakteur ist und bleibt jedoch der urteilsfähige Konsument, der sich bewusster ernähren, vermehrt bewegen und seine Selbstverantwortung wahrnehmen soll.

Mit Blick auf die Übergewichtsproblematik bei Kindern sind in erster Linie die Eltern und andere Betreuer gefordert. An ihnen liegt es, Vorbild zu sein, das Freizeitverhalten der Kinder zu beeinflussen, vernünftig einzukaufen und die Esskultur zu Hause anzupassen. Kinder, die ihre Selbstverantwortung im Gegensatz zu den Erwachsenen noch nicht wahrnehmen können, liegen den Hersteller-Firmen der Schweizer Nahrungsmittel-Industrie besonders am Herzen.

Durch ihr Engagement in der Nonprofit-Gesellschaft NUTRIKID®, welche Eltern und Betreuende in Kinderkrippen, Kindergärten und Spielgruppen bei der Ernährungserziehung der Kleinsten mit einem neuen Modul für Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren wirksam unterstützt, unterstreicht sie dies.

Hintergrund

In den letzten Jahren hat die Anzahl der übergewichtigen Personen in der Schweiz über alle Altersklassen hinweg massiv zugenommen. 37 Prozent der Frauen und Männer sind zu dick; bei den Kindern beträgt dieser Anteil 20 Prozent. Übergewicht und starkes Übergewicht (Adipositas) sind neben genetischen und sozio-demographischen Faktoren zur Hauptsache auf eine unausgewogene Ernährung und auf zu geringe körperliche Betätigung zurückzuführen. Die Schweizer Nahrungsmittel-Industrie hat dieses Problem vor über vier Jahren erkannt und sieht sich als Teil der Lösung. (Medienmitteilung fial)

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