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Fleisch & Delikatessen: Report
Fleisch & Delikatessen
Fleischabfälle zum Wursten?

Zwar entlarven die Saldo-Macher oft zu Recht schwarze Schafe. Aber mitunter schwärzen sie ein graues an, indem sie unangemessene Massstäbe verwenden. So geschehen beim «Saldo»-Bericht über «Fleischabfälle in Grillwürsten».



«Saldo» hat letztes Jahr die Metzgereien aufgeschreckt mit dem Titel: «Grillwürste im Test: Viel Fett, Wasser und Fleischabfälle». Aber dazu meinte Beat Hodler, Jurist des Lebensmittelfabrikanten-Dachverbands FIAL deutlich: «Der Begriff Abfall ist hier verleumderisch». Er ist im Gesetz zwar nicht umschrieben, aber der Leser interpretiert ihn als Ungeniessbares wie etwa Horngewebe. Wurstfleisch dagegen sind Fleisch-Abschnitte. Niemand erwartet, dass der Metzger Steaks verwurstet. Mit derselben Fehlinterpretation könnte man auch Spargelabschnitte, aus denen man Suppe zubereitet, als Abfall bezeichnen.

Das Kriterium «Muskelfleisch-Anteil» ist antiquiert: Der Gehalt an wertvollen Muskelproteinen bzw weniger wertvollen Schwarten-Proteinen spielte im vorletzten Jahrhundert eine Rolle, als Würste noch Arme-Leute-Fleischersatz waren. Doch heute kostet Pouletfleisch weniger als Wurstwaren, und niemand leidet finanziell bedingt an Proteinmangel. Im Gegenteil: Der durchschnittliche Konsum an tierischen Proteinen ist laut Ernährungsexperten zu hoch.

Der deutsche Chemiker, der die Analysen durchführte, wird von «Saldo» mit der Vermutung zitiert: «durch hohe Fremdwassergehalte wolle der Metzger Gewicht machen». Tatsache ist, dass ein Servelabrät bei zuwenig Wasserzugabe trocken wird.

Presserat schützt Freiheit der Journalisten

Der Metzgermeister-Verband VSM intervenierte nach der Saldo-Kritik beim Presserat, der ihn jedoch abblitzen liess: Das Konsumentenmagazin «Saldo» habe Wahrheitspflicht und Fairnessprinzip nicht verletzt, als es schrieb, Grillwürste würden zu viel Fett, Wasser und Fleischabfälle enthalten. Die Beschwerde wurde als «offensichtlich unbegründet» zurückgewiesen.

Der Presserat stellte sich auf den Standpunkt, es sei wohl niemand auf die Idee verfallen, «dass laut dem Bericht in den getesteten Würsten Fleischabfälle im Sinne der Tierseuchengesetzgebung verwendet worden seien». Vielmehr ergebe sich aus dem Text «unzweideutig, was hier kommentierend mit Fleischabfällen gemeint ist: Aus Sicht des Autors minderwertiges Fleisch im Gegensatz zu Muskelfleisch». Und dies habe man sagen dürfen.

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