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4.4.2008: nachrichten
4.4.2008
Kinder-Werbung für «Ungesundes» am Pranger

Die Organisation «International Obesity Task Force» will Lebensmittelfirmen zu einem freiwilligen Leitfaden verpflichten, die Kinder vor Beeinflussung durch Werbung schützen sollen.



Eine weltweite Kampagne gegen Werbung für ungesunde Lebensmittel, die speziell auf Kinder abzielt, hat nun konkrete Handlungsansätze präsentiert. Demnach sollen sich Lebensmittelproduzenten zu einem freiwilligen Leitfaden verpflichten, der die Kinder vor Beeinflussung schützt. Fast-Food-Ketten stehen im Zentrum der Kritik.

"Die Unternehmen bemühen sich zunehmend gesunde Speisen anzubieten. Das ist gut gemeint, aber bringt in der Praxis wenig", so Petra Lehner von der Österreichischen Arbeiterkammer gegenüber pressetext. "Der Grossteil des Sortiments ist ungesund und zielt speziell auf Kinder ab, sonst würde es kein Spielzeug als Geschenk geben."

Lehner hatte in Österreich die TV-Werbung mehrerer Sender analysiert. "Ein Viertel der Werbung betraf Lebensmittel, davon fielen zwei Drittel in die Kategorie von Nahrung, die Kinder nur sehr selten essen sollten", erklärt die Wissenschaftlerin. "Zwischen Soft-Drinks, Schokolade und fettigem Essen fanden sich nur wenige Spots für Mineralwasser oder Obst." Rein rechtlich sei das kein Problem. "In Österreich gibt es betreffend der Bewerbung von ungesunden Lebensmittel mit sehr junger Zielgruppe keine Beschränkungen", so Lehner.

Neue Zahlen der WHO zeigen jedoch einen weltweiten Anstieg von Fettleibigkeit bei Kindern. Bis zu 177 Mio. Kinder hätten deshalb bereits gesundheitliche Probleme zu befürchten. Bis zum Jahr 2015 würden 2,3 Mrd. Menschen über 15 Jahren übergewichtig sein. Verschiedene Organisationen machen Werbekampagnen, die auf Kinder zugeschnitten sind, für die drastische Entwicklung verantwortlich.

Der Leitfaden sei die Chance für die Industrie zu zeigen, dass sie etwas für die Gesundheit der Kinder tun wolle. "Wir fordern die grossen Nahrungs- und Getränkeproduzenten auf, ihr Gewicht für unsere Vorschläge einzusetzen und zu zeigen, dass sie Teil der Lösung sein wollen, anstatt Teil des Problems", so Philip James von der International Obesity Task Force gegenüber der BBC.

Der Vorschlag der Initiative konzentriert sich auf Nahrung mit hohem Fett-, Zucker- oder Salzgehalt. Neben einem Werbeverbot zwischen sechs Uhr früh und neun Uhr abends, soll die Werbung aus Internet und neuen Medien verschwinden. Zudem dürfen keine Berühmtheiten oder Cartoon-Charaktere verwendet werden. Britische Lebensmittelproduzenten warnen jedoch davor, in einem Verbot der Werbung ein Wundermittel für das komplexe Problem der Fettleibigkeit zu sehen. "Was Marketing betrifft, ist Grossbritannien bereits einer der am stärksten regulierten Märkte in Europa", so ein

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