Food aktuell
Varia
19.5.2010
Ein Zehntel der Milch muss weg

Damit sich der Milchmarkt doch noch erholen kann, sollen zehn Prozent der Molkereimilch abgeräumt werden.

Die Branchenorganisation Milch BOM nimmt einen neuen Anlauf beim Versuch, den Milchmarkt in den Griff zu kriegen: Der Vorstand fasste am 22. April den Grundsatzentscheid, dass zehn Prozent der eingelieferten Molkereimilch von Anfang Mai bis Ende Juli vom Markt genommen und exportiert werden müssen.

Der Konsens dafür wurde in einer chaotischen Sitzung mühsam erkämpft. "Wenn wir nicht jetzt etwas machen, dann machen wir nie mehr etwas", sagt Markus Zemp, Präsident der Branchenorganisation. Dann gehe die Preisspirale im Milchmarkt unerbittlich nach unten.

Die Verantwortung für die Abräumung liegt bei den Verwertern, die Basis dafür sind die Regeln, die vom Bundesrat für allgemeinverbindlich erklärt wurden. Das heisst, Mengen, die gegenüber dem Vorjahr zusätzlich unter Vertrag genommen werden, müssen 80 Prozent der abgeräumten Milch ausmachen, die restlichen Mengen 20 Prozent. Die Verarbeiter müssen auch zuhanden der BO Milch dokumentieren, welche Milchmengen und welche Produkte wann wo abgesetzt werden.

Richtige Richtung

Für die Schweizer Milchproduzenten (SMP) geht der Grundsatzentscheid in die richtige Richtung. Die Anliegen der SMP-Resolution seien eingeflossen, sagt SMP-Sprecher Christoph Grosjean-Sommer (siehe Kasten). Mit der Abräumung von 10 Prozent der Molkereimilch habe man die von der SMP seit langem geforderte Senkung des Milchmengenindexes auf 93 Prozent im Grundsatz zugestimmt.

Im laufenden Jahr wurden rund 3,6 Prozent mehr Milch unter Vertrag genommen als 2009. Die Branchenorganisation hatte bereits Mitte Februar beschlossen, die Menge um 3,6 Prozent auf 100 Prozent zu senken. Weil die Umsetzung dieses Beschluss aber kompliziert und hoch umstritten war, passierte bislang gar nichts.

Die Umsetzung ist auch jetzt noch ein Knackpunkt, denn nicht alle Verwerter haben Mehrmengen unter Vertrag genommen. Wie genau die zehn Prozent Molkereimilch auf die einzelnen Verwerter verteilt werden sollen, wird eine Arbeitsgruppe bis zum 6. Mai entscheiden müssen. Die Arbeitsgruppe, die noch gebildet werden muss, wird von BO Milch-Präsident Markus Zemp (Bild) geführt werden und je vier Vertreter von Produzenten und Verarbeitern umfassen. BO Milch-Geschäftsführer Daniel Gerber deutet an, dass man, falls gar keine Einigung zustande komme, die abzubauenden Milchmengen möglicherweise linear verteile.

"Dem würde die SMP niemals zustimmen", sagt SMP-Sprecher Grosjean. Denn eine allgemeine Kürzung um zehn Prozent wäre für diejenigen Milchbauern, die nicht mehr produzieren als im Vorjahr, ein harter Schlag. Für diejenigen hingegen, die ihre Milchproduktion stark ausgedehnt haben und die im BO Milch-Vorstand auch vertreten sind, wäre dies eine attraktive Lösung. BO Milch-Präsident Zemp erklärt, möglicherweise könne man auch einen finanziellen Ausgleich unter den verschiedenen Akteuren machen. Wichtig sei, "dass niemand schlüpft".

Druck der Milchbauern

Mit einer Resolution und konkreten Forderungen machte die Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten (SMP) an ihrer Delegiertenversammlung vom 23. April 2010, Druck auf die BO Milch: Eine weitere Senkung des Molkereimilchpreises auf der Vertragsmenge solle verhindert werden. Die von der BO Milch beschlossene Abräumung von 52 Mio. kg Milch sei bis Mitte Mai umzusetzen. Der Milchmengenindex sei auf 93 Prozent zu reduzieren. Die betreffende Menge müsse nach der beschlossenen 80/20-Regel von den regionalen Milchhandelsorganisationen abgeräumt werden.

(Quelle: LID / Roland Wyss-Aerni)

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