Food aktuell
Varia
5.10.2010
Nachhaltigkeit: Muss für die Lebensmittelbranche



Nachhaltigkeit betreffend Umwelt und Wirtschaft ist eine zentrale Aufgabe der Lebensmittelbranche.


Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahren im Lebensmittelsektor immer mehr zur zentralen Perspektive unternehmerischen Handelns. Dabei muss nachhaltiges Wirtschaften auf allen Stufen der Wertschöpfungskette sichtbar umgesetzt werden. Denn mit dem steigenden Interesse der Verbraucher an nachhaltig erzeugten Lebensmitteln steigt auch der Informationsbedarf. So lautet eine der zentralen Botschaften der DLG-Lebensmitteltage 2010, die am 22. und 23. September in Darmstadt stattfanden (DLG: Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V.).

550 Teilnehmer aus allen Bereichen der Ernährungsbranche diskutierten an zwei Tagen über aktuelle Themen und Strategien. Im Zentrum der grossen Plenarveranstaltung am zweiten Tag der DLG-Lebensmitteltage stand das Thema "Nachhaltigkeit in der Lebensmittelwirtschaft". Eröffnet wurde die Veranstaltung von DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer.

Die DLG-Lebensmitteltage waren auch in diesem Jahr wieder Branchentreff und Diskussionsforum für die Lebensmittelbranche aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Die Plenartagung, die sechs Branchenforen und die Siegerehrungen "Preis der Besten" wurden in diesem Jahr von rund 550 Teilnehmern besucht.

27 Referenten aus den Bereichen Lebensmittelpraxis, Wissenschaft, Handel, Marktforschung sowie Food-Kommunikation beleuchteten in den Foren aktuelle Themen der verschiedenen Lebensmittelbranchen. Im Mittelpunkt der abschliessenden grossen Plenarveranstaltung standen das Thema "Nachhaltigkeit in der Lebensmittelwirtschaft" und die sich daraus ergebenden Herausforderungen an die Lebensmittelhersteller und die Gesellschaft.

Nachhaltigkeit – das zentrale Zukunftsthema

Nachhaltigkeit ist zu einem globalen Superthema geworden. Neben das ökologische Wirtschaften sind die Kriterien „fair und sozial“ getreten. Das bedeutet für die Akteure der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft, dass die Aktivitäten hinsichtlich nachhaltigen Handelns und sozialer Verantwortung mehr denn je auf dem Prüfstand stehen.

Alle Referenten der grossen Plenarveranstaltung waren sich darüber einig, dass man ohne ein glaubwürdiges Bekenntnis zum nachhaltigen Wirtschaften heutzutage schnell Gefahr läuft, die Gunst der Verbraucher zu verlieren. Denn die Gruppe der nachhaltig konsumierenden Verbraucher wächst. Gesellschaftlich verantwortungsvoll agierende Unternehmen rücken in den Fokus. "Wie in anderen Wirtschaftsbereichen wird Nachhaltigkeit auch im Lebensmittelsektor immer mehr zum Differenzierungskriterium und zur Perspektive unternehmerischen Handelns", so DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer in seiner Eröffnungsrede.



Soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz haben ihren Preis. Beide Ziele und noch weitere verfolgt Slowfood.


Dass von der Ackerscholle bis zum Endverbraucher mehr als 50 Prozent der Nahrungsmittel – so Schätzungen – verloren gingen, sei nicht akzeptabel, mahnte der DLG-Präsident, das Thema Nachhaltigkeit auch als einen moralischen Wert zu begreifen. Dabei sei auch die Politik gefordert, mit entsprechenden Rahmenbedingungen zur Umsetzung von nachhaltigen Konzepten beizutragen. Letztendlich fordere nachhaltiges Denken aber auch vom Verbraucher konsequentes Handeln. Soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz hätten auch bei Lebensmitteln ihren Preis.

Glaubwürdige Kommunikation

Nachhaltigkeit braucht Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit im unternehmerischen Handeln, so eine weitere zentrale Botschaft der DLG-Lebensmitteltage. Sie darf kein Lippenbekenntnis sein und muss auf allen Stufen der Wertschöpfungskette sichtbar umgesetzt werden. So zeigen auch die Ergebnisse der aktuellen DLG-Studie "Nachhaltigkeit aus Verbrauchersicht", dass der Konsument sich zunehmend der strategischen Bedeutung seiner täglichen Kauf- und Konsumentscheidungen bewusst wird. Um eine bewusste Kaufentscheidung zu Gunsten nachhaltiger Produkte treffen zu können, bedarf es deshalb umfassender und nachgewiesener Informationen über deren Nachhaltigkeitsqualität.

Siegel können hier das Bewusstsein für nachhaltige Produkte fördern und eine rasche Entscheidungsfindung direkt am Point of Sale ermöglichen. Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von Siegeln sind allerdings einheitliche, leicht verständliche Informationskennzeichnungen. Denn Verbraucher haben unterschiedliche Vorstellungen, was sich hinter dem Schlagwort "Nachhaltigkeit" verbirgt.

Es ist deshalb notwendig, dass nachhaltiges Handeln durch eine glaubhafte und vor allem für den Verbraucher nachvollziehbare Kommunikation begleitet wird, so Günther Nessel (Agentur taste!, Offenbach), der zusammen mit der DLG die Nachhaltigkeitsstudie durchgeführt hat und die Ergebnisse in Darmstadt erstmals präsentierte.

Nachhaltigkeitsstrategien bei Hersteller und Handel

In zwei weiteren Vorträgen unterstrichen Merlin Koene, Kommunikationsdirektor Unilever Deutschland, und Dr. Ludger Breloh, REWE-Group Köln, die Bedeutung nachhaltiger Strategien in Lebensmittel produzierenden Unternehmen sowie im Handel. So kennzeichnet das neue Nachhaltigkeitslabel „Pro Planet“ der REWE-Gruppe in Zukunft Lebensmittel, die durch ihre Herstellung, Verarbeitung oder Verwendung messbar positive ökologische und soziale Eigenschaften aufweisen (www.proplanet-label.com/startseite/)

Bevor ein Produkt das Pro Planet Label erhält, muss ein fünfstufiger, standardisierter Prozess durchlaufen werden. Den Herstellern wird dabei in jeder Phase der Produktion genau zugeschaut, wie und unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen die Lebensmittel hergestellt werden.

Auch für den Weltkonzern Unilever, so Merlin Koene, ist Nachhaltigkeit der Weg zu langfristiger Rentabilität. Denn nachhaltige Lebensmittelproduktion hilft den Unternehmen, Innovationen anzukurbeln und sich bei den Konsumenten als vertrauenswürdige Partner zu etablieren – damit kann ein ökonomischer Vorsprung erzielt und gleichzeitig ein positiver Beitrag für Gesellschaft und Umwelt geleistet werden. (Text: DLG)

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