Food aktuell
Varia
23.11.2010
Fairer Handel mit Schweizer Bergbauern


Fairtrade macht nicht nur Sinn für Kaffee- und Bananenbauern der dritten Welt sondern auch für Schweizer Bergbauern. Seit einem Jahr kooperiert die Fairtrade-Organisation gebana mit alpinavera, der Vermarktungs-Plattform alpiner Spezialitäten. Schweizer Berg-Betriebe erhalten so mehr für ihre Produkte. Und sie sind gefragt. Im Jahressortiment von gebana gibt es z.B. Kräutertees von Al Canton aus dem Puschlav, Teigwaren von Gran Alpin aus Tiefencastel, Goldmelissen-Sirup von Scarnuz Grischun aus dem Prättigau oder Schaibiettas da Terza von Meier-beck aus dem Val Müstair – letztere sogar bio und mit Goldmedaille der Swiss Bakery Trophy.


Fairtrade bedeutet in erster Linie, dass die Produzenten für die geleistete Arbeit auf dem Markt einen angemessenen Preis erzielen können. Die Fairtrade-Organisation gebana ist der Ansicht, dass dieses Prinzip für einen Produzenten der Dritten Welt genauso gelten soll wie für eine Bauernfamilie aus dem Schweizer Berggebiet, wo die Arbeitsbedingungen beschwerlich, die Produktion aufwändig und der Marktzugang erschwert sind.

gebana nahm Kontakt mit dem Trägerverein alpinavera auf, der Ihnen Produzenten aus dem Berggebiet vermitteln konnte. So sind heute bei gebana neben Datteln, Kaffee und Schokolade aus dem Weltsüden auch alpine Spezialitäten aus der Schweiz wie Bergfondue, Pizzoccheri, Birahung oder Schaibiettas anzutreffen.

Dass viele Konsumenten dazu bereit sind, einen fairen Preis für Schweizer Berg- und Alprodukte zu bezahlen, schlägt sich im Verkauf nieder: Von Oktober 2009 bis Ende September 2010 konnte mit dem Schweizer Sortiment ein Umsatz von gut 96‘000 Franken erzielt werden. Insbesondere der direkte Versand von saisonalen Produkten ab Bauernbetrieb wie bspw. ein Grillfleisch-Mischpaket oder ganze Laibe Alpkäse waren sehr erfolgreich. Ihr Anteil am Gesamtumsatz beträgt 70%. Die restlichen 30% Umsatz werden mit Schweizer Produkten gemacht, die über den Web-Shop von gebana bestellt werden können.

Wertvoller Absatzkanal

Der Urner Bio-Bauer Max Müller liefert Frischfleisch-Mischpakete an gebana-Kunden und ist mit der Zusammenarbeit mit gebana sehr zufrieden: „Dank gebana können wir alle Jungrinder direkt an die Konsumenten verkaufen und dementsprechend einen besseren Verkaufserlös erzielen. Weitere Tiere von anderen Biobauern aus der Region konnten wir über gebana vermarkten und den Bauern so einen fairen Verkaufspreis ermöglichen. Ausserdem wird dadurch der lokale Schlachtbetrieb besser ausgelastet.


Familie Müller im Schächental/UR kann über gebana Frischfleisch-Mischpakete absetzen.


Können die Tiere in der Region geschlachtet werden, bedeutet das neben der Arbeitsplatzsicherung und der Steigerung der Wertschöpfung in der Region zudem weniger Stress für die Tiere.“ Mit relativ geringem Aufwand haben die Produzenten über moderne und direkte Absatzwege Zugang zur schweizweiten Kundschaft von gebana. Der zusätzliche Absatzkanal trägt dazu bei, dass die Produzenten faire Preise erzielen können und die Perspektiven im Berggebiet erhalten bzw. neu geschaffen werden.

Der nächste Direktversand saisonaler Produkte auf Vorbestellung sind im Dezember 2010 und Januar 2011 geplant: Das fertige Bergfondue mit Bio-Splügner-Käse der Sennerei Splügen aus Graubünden sorgt an kalten Wintertagen für einen genussreichen Fondueplausch. Zur guten Winterlaune tragen auch die hausgemachten „Guetzli“ der Bauernfamilie Hegner aus Hätzingen/Glarus bei.


Jürg Flükiger im Käsekeller der Sennerei Splügen/GR. Das Splügner Bio-Bergfondue wird in der nächsten gebana-Kampagne vertrieben.


gebana und alpinavera über sich selbst

Die gebana ist Pionierin des fairen Handels in der Schweiz. Hervorgegangen aus der Bananenfrauen-Bewegung, die in den 1970ern für bessere Arbeitsbedingungen der Bananenbauern kämpfte, vertreibt sie heute biologisch angebaute und fair gehandelte Lebensmittel aus dem Süden. In Tunesien, Brasilien, Burkina Faso und Togo ist die gebana vor Ort vertreten. Sie arbeitet direkt mit Kleinbauern zusammen und unterstützt lokale Weiterverarbeiter bei der Entwicklung marktfähiger und nachhaltiger Produkte. Die gebana versteht sich als Brücke vom Bauern zur Kundin. www.gebana.ch

Der Verein alpinavera ist eine überregionale Kommunikations- und Vermarktungsplattform für alpine Produkte aus Graubünden, Glarus und Uri. Ziel von alpinavera ist es, durch die regionale Verarbeitung und die Verwendung der Produkte aus dem Alp- und Berggebiet die Wertschöpfung vor Ort zu steigern. alpinavera bietet allen Verarbeitern und Direktvermarktern ein gemeinsames Marketing an. Die alpinavera Geschäftsstelle in Chur ist Anlaufstelle für Partner, Kunden und Konsumenten. www.alpinavera.ch


Beispiele von alpinavera-gebana-Partnern

Gran Alpin / GR

1987 wurde die Genossenschaft Gran Alpin in Tiefencastel gegründet, um den ökologischen Bergackerbau in den Bergtälern Graubündens zu fördern. Vor 12 Jahren erfolgte dann die Umstellung auf den kontrolliert biologischen Anbau nach Bio-Suisse Richtlinien (Knospe). Heute produzieren an die fünfzig Bio-Betriebe zwischen 200 und 300 Tonnen Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel. Die Anbaugebiete sind Albula/Surses, Domleschg/Heinzenberg, Schams, Engiadina bassa, Val Müstair, Prättigau, Surselva. Der Bergackerbau verhilft diesen bäuerlichen Familien zu einem Zusatzerwerb. Bild: Granalpin-Dinkelnudeln, hergestellt von Novena in Ulrichen im Obergoms.

Die Genossenschaft übernimmt das Getreide ihrer Mitglieder und sorgt für die Weiterverarbeitung und für die Vermarktung der Produkte. Dabei beschreitet Gran Alpin immer wieder neue Wege und so sind neben dem Getreide auch Bio-Braugerste und selbst hergestellte Nudeln im Angebot. Gran Alpin unterstützt ausserdem Projekte, die verschiedene Getreidesorten auf ihre Eignung für das Berggebiet und speziell für den Terrassenackerbau untersuchen.

Interessensgemeinschaft Alpkäsemarkt Uri

Rund 30 Bergbauernfamilien gehören zur IG Alpkäsemarkt, die seit 2003 in Altdorf am letzen Wochenende im November einen grossen Käsemarkt organisieren. Rund 30 Aussteller bieten die im Sommer auf den Urner Alpen produzierten Käse an. Der Grossandrang während den beiden Markttagen zeigt wie gefragt der Urner Alpkäse ist. Auch ausserhalb des Alpkäsemarkts in Uri ist die IG aktiv, bspw. gehen Sie gemeinsam an Messen und andere Märkte, meist in Zusammenarbeit mit alpinavera. Nach einem arbeitsintensiven Alpsommer sind die Käsekeller im Tal voll und die Möglichkeit, über die gebana ganze Käse direkt an die Endkundinnen zu verschicken sehr willkommen. Folgende Mitglieder der IG Alpkäsemarkt konnten ganze Laibe Urner Alpkäse über die gebana erfolgreich vertreiben.

Der Urner Alpkäse ist ein hochwertiges Naturprodukt. Das schmackhafte Alpfutter trägt zu einer besonders guten Milch bei. Durch die Angebote von vielen verschiedenen Urner Alpen lässt sich eine grosse Vielfalt an Aromen entdecken. Alpkäse ist nicht nur gut, sondern enthält auch einen höheren Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und konjugierter Linolsäure als andere Käsesorten.



Meinrad Meier mit seiner Engadiner Nusstorte.

Furnaria Meier-beck / GR

Die Furnaria Meier-beck liegt in Santa Maria im Val Müstair, ganz hinten im Val Müstair, nahe an der italienischen Grenze. Seit 1973 betreiben Verena und Meinrad Meier die Dorfbäckerei im Zentrum von Santa Maria. Mit der Zeit erweiterte das Ehepaar die Bäckerei um ein Café und einen Lebensmittelladen. Neben typischen Bündner und Engadiner Spezialitäten hat das Ehepaar Meier verschiedene Rezepte zur Herstellung von glutenfreiem Gebäck entwickelt. Denn wer an einem so abgelegenen Ort produziert, muss erfinderisch sein.
(Text und teilweise Bilder: alpinavera und gebana)

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