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Varia
25.1.2011
Verdrängen EU-Bioprodukte die schweizerischen?


Verdrängen billigere EU Bio-Produkte die tierfreundlicheren CH Bio-Produkte? Bild: Schweizer BioSchinken (links) / EU BioSchinken (rechts)

Bio boomt. Die Grossverteiler und sogar die Billigdiscounter haben Biomilch und Biokäse sowie Bioeier und Biofleisch im Sortiment. Diese Produkte stammen meistens aus der Schweiz, produziert nach den strengen Richtlinien von Bio Suisse. KAGfreiland befürchtet, dass sich das mit Freihandel und schärfer werdendem Preiskampf ändern wird. «Billigere EU Bio-Produkte könnten Schweizer Bio-Produkte verdrängen.

Zum Nachteil der Tiere», sagt KAGfreiland-Zoologin Milena Burri. Und begründet: «EU Bio ist zwar gut, doch bzgl. Tierfreundlichkeit ist Bio Suisse besser.» In der EU dürfen Tiere bis zu 24h transportiert werden, auch Bio-Tiere. Zudem ist es bei EU Bio erlaubt, Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren. Burri lobt Migros und Coop, die bei tierischen Bioprodukten auf Herkunft Schweiz setzen.

EU Bio-Mozzarella statt CH Bio-Mozzarella, EU Bio-Kochschinken statt CH Bio-Schinken. Schon heute werden im Schweizer Detailhandel ausländische Bioprodukte angeboten, obwohl es ein vergleichbares Schweizer Bio-Produkt gibt. Der Preiskampf hat auch den Biomarkt erreicht. Kommt der Freihandel und werden die Landesgrenzen immer durchlässiger, werden auch mehr ausländische Bioprodukte in Schweizer Regale gelangen. Zum Nachteil der Schweizer Biobauern, zum Nachteil der Tiere.

Viel CH Bio in Migros und Coop

Coop und Migros, führend im Angebot von Bioprodukten, setzen heute konsequent auf die Herkunft Schweiz. Nur vereinzelt stammen Bioprodukte aus dem Ausland, meist Spezialitäten. Geradezu vorbildlich ist Coop: Oft werden auch ausländische Bioprodukte nach Bio Suisse Richtlinien hergestellt.

KAGfreiland hat die Richtlinien von Bio Suisse und EU Bio verglichen. Mit klaren Pluspunkten für CH Bio, so Zoologin Milena Burri: «Wem das Tierwohl wichtig ist, kauft Schweizer Bio. Denn die Richtlinien von Bio Suisse sind tierfreundlicher als jene von EU Bio.» Dort dürfen Tiere bis zu 24h am Stück transportiert werden; bei Bio Suisse max. 6h. Eingriffe wie Schwänze und Schnäbel kürzen, sowie Zähne abkneifen sind bei EU Bio mit Bewilligung erlaubt. Ferkel dürfen betäubungslos kastriert werden.


Und in der EU haben zahlreiche Bio-Betriebe Ausnahmebewilligungen für fehlenden Auslauf, zu kleine Stallflächen und Kastenstände. Zudem sind bei EU Bio viel grössere Tierzahlen möglich, z.B. bis zu 10x grössere Geflügelherden oder unbegrenzte Anzahl Schweine pro Betrieb. Der Labelvergleich zeigt aber auch, dass EU Bio-Produkte klar tierfreundlicher sind als solche aus konventioneller Schweizer Produktion.

Tabelle:
Vergleich der Schweine-Richtlinien von Bio Suisse und EU Bio.


Gesamter Betrieb Bio ja nein
Ökologische Ausgleichsflächen ja nein
Anzahl Tiere pro Betrieb begrenzt keine Vorschrift
Betäubungslose Ferkelkastration verboten erlaubt
Auslauf ja ja
Mehr Platz als CH Gesetz ja ja
Transport max 6h max 24h
Ausnahmebewilligungen für kleine Stallflächen, fehlenden Auslauf, Kastenstände nein ja


Fazit: Die Richtlinien von Bio Suisse sind tierfreundlicher als jene von EU Bio.

Produktvergleich: CHBio/EUBio

Für ausländische Bio-Kühe ist Auslauf im Winter nicht zwingend, für Schweizer Kühe vorgeschrieben.

Enthornt wird im Ausland meist ohne lokale Betäubung.

Schweizer Bio‐Kühe fressen vor allem Raufutter, ausländischen Bio‐Kühen darf viel Kraftfutter verfüttert werden.

Bei ausländischen Bio-Produkten werden die Ferkel weiterhin ohne Schmerzausschaltung kastriert.

Die Anzahl Schweine pro Betrieb ist nicht begrenzt.

KAGfreiland über sich selbst

KAGfreiland ist eine gemeinnützige Nutztierschutz-Organisation, die sich für artgerechte Nutztierhaltung einsetzt. KAGfreiland ist zugleich das Bio-Label mit den schweizweit strengsten Richtlinien. KAGfreiland finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. (Quelle: KAGfreiland)

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