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Varia
13.10.2011
Agroscope züchtet Soja gentechfrei für die Schweiz

Im Jahr 2010 waren 81% der weltweit angebauten Soja gentechnisch verändert. Dieser Anteil steigt unentwegt weiter an.

Bild: gekochte Soja als japanische Vorspeise


Seit 30 Jahren werden an der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Soja-Sorten gezüchtet, die GVO-frei sind. Dank der natürlichen Vielfalt der Art ist es ACW mittels Kreuzung gelungen, Schweizer Sorten zu entwickeln, die an unsere besonderen Klimabedingungen angepasst sind.

Die Sojabohne ist eine Hülsenfrucht, die aus dem Nordosten Chinas stammt. Sie hat hohe Temperaturansprüche, ist aber bezüglich Stickstoffdüngung äusserst genügsam. Dank der Wurzelsymbiose wird der für ihre Ernährung notwendige Stickstoff direkt aus der Atmosphärische fixiert. Ihr Korn setzt sich aus 40 % Eiweiss und 20 % Öl zusammen. Diese vorteilhafte Zusammensetzung ermöglicht eine sehr breite Verwendung und macht aus dieser „Wunderpflanze" eine der wichtigsten Kulturen weltweit. Die Sojabohne deckt über zwei Drittel des weltweiten Konsums von proteinhaltigem Mehl und 60 % der Öle ab.

Die Sojabohne und ihre vielfältige Verwendung

Das Öl kann für die Herstellung verschiedener Nahrungsmittel wie Margarine, Salatsaucen, Kochöle und verschiedener Industrieprodukte wie Plastik oder auch Biodiesel verwendet werden. Das Lezithin, das aus Sojaöl gewonnen wird, findet Verwendung als Emulgator oder Schmiermittel. Ihre diätetischen Eigenschaften sind unbestritten - so existieren viele Verwendungen und Rezepte für Soja: Sojamilch oder Tonyu, Tofu, Sojasauce, Miso, Edemame, Natto und weitere asiatische Spezialitäten.

Mit einem Anteil an der Weltproduktion von weniger als 4 % und einem derzeitigen Anbauverbot von GVO-Soja ist Europa mehrheitlich auf den Import angewiesen und hat deshalb zunehmend Schwierigkeiten, sich gentechnisch nicht verändertes Soja zu beschaffen. Die Schweiz führt jährlich 250'000 Tonnen Soja ein, was praktisch 80 Mal der im Inland produzierten Menge entspricht.

Die GVO-Sojabohne „Roundup Ready" (RR), die gegen dieses Herbizid resistent ist, bleibt die wesentlichste bei dieser Pflanzenart vorgenommene gentechnische Veränderung. Diese neue Technologie wurde von den amerikanischen Landwirten sehr schnell übernommen und trug in hohem Masse zum Erfolg dieser Kultur bei.

Die Befürworter argumentieren, dass der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen die Auswirkung von remanenten Herbiziden auf die Umwelt senken und so die Erhaltung von Millionen von Tonnen Erde erlauben würden, weil auf mechanische Bodenbearbeitung verzichtet werden könne. Die Gegner halten dagegen, dass der wiederholte Einsatz von Glyphosat das Auftreten von resistenten Unkräutern fördern würde.

Die Sojazüchtungen von Agroscope ACW

Das Soja-Züchtungsprogramm von Agroscope ACW nahm seinen Anfang im Jahr 1981. Die Züchter von ACW wählen sorgfältig GVO-freie Sojasorten unterschiedlichster Herkunft aus, deren agronomische und qualitative Eigenschaften sich ergänzen. Diese Elternpflanzen werden miteinander gekreuzt und deren Nachkommenschaft auf dem Feld beobachtet. Es sind fünfzehn Test- und Beobachtungsjahre für die Zulassung einer Sorte notwendig.

Jedes Jahr stellt ACW der schweizerischen und internationalen Landwirtschaft eine bis zwei neue Züchtungen zur Verfügung. Diese sogenannt klassische Züchtungsmethode ermöglicht die gleichzeitige Verbesserung zahlreicher Pflanzeneigenschaften. Sie bringt Sorten hervor, die an unsere Klimabedingungen angepasst sind und ausserdem den spezifischen Bedürfnissen unseres Markts entsprechen.

In Europa und in der Schweiz ist heute der Einsatz der Biotechnologie auf dem Feld untersagt. Die Konsumentinnen und Konsumenten wünschen keine GVO auf ihrem Teller. Jedenfalls nicht die heutigen GVO-Pflanzen, die ihnen keinerlei Vorteile bringen. Mit dem Ziel, dieser Kultur eine Wertschöpfung zu ermöglichen und auch Sorten für die Bioproduktion hervorzubringen, hat die Sojazüchtung von ACW seit über 10 Jahren ihre Forschungskompetenz im Lebensmittelbereich weiterentwickelt. Dies zeigt sich bestens mit den neusten Züchtungen „Amandine" mit verbessertem Geschmack und „Falbala" mit einem sehr hohen Eiweissgehalt. Beide Züchtungen befinden sich in der Zulassungsphase. (Text: ACW)

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