Food aktuell
Varia
28.2.2012
Halalprodukte auf dem Vormarsch


Religiös bzw. weltanschaulich begründete Anforderungen an die Herstellung von Lebensmitteln sind nichts neues, doch ist in den letzten Jahren weltweit erhebliche Bewegung in den betroffenen Marktsegmenten – vor allem Bio-Markt, vegetarische Produkte sowie halal- und koscher zertifizierte Lebensmittel – zu beobachten. Wie Tab. 1 zeigt, leben in den so genannten D-A-CH-Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) über 4,6 Millionen Muslime - in der EU sind es etwa 16 und in ganz Europa etwa 54 Millionen.

Auch wenn diese die Halal-Forderungen nicht in allen Punkten gleich auslegen und auch unterschiedlich streng beachten, so ist die Bedeutung des Halal-Marktes offensichtlich. International gilt dies noch mehr, da es weltweit derzeit etwa 1,6 Milliarden muslimische Konsumenten gibt und diese mit etwa 1,84 % jährlich auch die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe darstellen. Das Halal-Marktvolumen wird weltweit auf etwa 635 Mrd. US-Dollar geschätzt, wobei ein Grossteil auf Fleisch(produkte) entfällt.

Tab. 1: Konfessionsgruppen im Ländervergleich
Land Deutschland Österreich Schweiz
Konfession Personen Personen Personen
Einwohner gesamt 82.000.000 8.364.095 7.288.000
Christen 51.500.000 6.512.790 5.776.000
Konfessionslos 26.000.000 809.8
Muslime 4.000.000 340 310.8
Buddhisten 245 10.4 21
Juden 200 8.14 17.9
Hindus 100 11 27.84


Hinsichtlich dessen, was im Islam erlaubt oder verboten ist, gilt es drei Begriffe voneinander zu unterscheiden:

1. Al-halal ist das Erlaubte, wobei es keinerlei Einschränkungen gibt und was der Gesetzgeber, nämlich Allah, erlaubt hat. „Halal“ beinhaltet, dass das betreffende Produkt auch rituell rein, d.h. tahir ist.

2. Al-haram ist das Verbotene, das was Allah absolut verboten hat. Wer das Verbotene trotzdem tut, zieht Allahs Strafe im Jenseits und die gesetzliche Strafe im Diesseits auf sich.

3. Al-makruh beschreibt das Verabscheute, etwas das der Gesetzgeber ablehnt, aber nicht absolut - es tendiert in Richtung haram.

Tab. 2: Konfession und Anforderungen

Christen: Praktisch keine spezifischen
Muslime: Halal-Produkte
Buddhisten: Halal-Produkte
Juden: Koscher-Produkte
Hindus: Überwiegend vegetarisch


Als wichtigste Aspekte, die gemäss dem Koran bei Halal-Lebensmitteln zu beachten sind, gelten: Ausschliessliche Verwendung von Rohstoffen und Zutaten / Zusatzstoffen, die halal sind. Bei der Betrachtung sind die Produktionsbedingungen mit einzubeziehen (z.B. nur Fleisch von geschächteten Tieren). Es dürfen keine Stoffe und Geräte verwendet werden, welche najis, d.h. rituell unrein sind.

Produktionsanlagen und Betriebsmittel dürfen vor Aufnahme der Produktion nicht najis sein und müssen ggf. zunächst in einen rituell reinen Zustand versetzt werden. Während des gesamten Produktionsprozesses ist sicherzustellen, dass keine Kontamination mit Stoffen / Dingen erfolgt, welche haram oder najis sind.

Für die Halal-Produktion kann sich ein Betrieb zertifizieren lassen. Bei der Entscheidung, mit wem man zusammenarbeiten will, sollte vor allem die Frage der Akzeptanz berücksichtigt werden, insbesondere dann, wenn man am internationalen Markt agieren will. In letzterem Falle sollte die ausgewählte Zertifizierungsstelle zumindest durch JAKIM (Halal Malaysia) oder MUI (Indonesian Council of Ulema) akzeptiert sein.

Seitens der «Organization of the Islamic Conference» laufen bereits seit langem Bestrebungen, einen allgemein gültigen Halal-Standard zu etablieren. So ist eine allgemeine Richtlinie für die Verwendung der Bezeichnung „Halal“ erarbeitet worden, welche 1997 von der FAO/WHO Codex Alimentarius Kommission angenommen und veröffentlicht wurde.


Sowohl Koscher (Bild) als auch Halal zertifizierte Lebensmittel werden bei weitem nicht nur von Juden und Muslimen konsumiert. In den USA soll nur etwa ein Drittel der Koscherprodukte auch von Juden konsumiert werden. Ein weiteres Drittel wird von Muslimen verwendet, da deren Speisegesetze grosse Ähnlichkeiten aufweisen. Das letzte Drittel teilen sich Veganer sowie Konsumenten, die davon überzeugt sind, dass die strengen religiösen Vorschriften einen höheren Grad an Lebensmittelsicherheit bieten, als es staatliche Vorgaben und Kontrollen zu garantieren vermögen - ein Argument, das auch ausserhalb der USA immer häufiger zu hören ist.

Es sind Bestrebungen festzustellen, „Halal“ zu einem allgemeinen Lebensmittelstandard weiter zu entwickeln. Da Muslime Ihsan handeln, d.h. jede Handlung auf die beste Art durchführen und damit Qualität in allen Dingen anwenden sollen, muss eine Halal Zertifizierung im Grunde den gesamten Produktionsprozess vom Feld bis zum fertigen Produkt umfassen, d.h. unter anderem auch Aspekte wie Transport, Verkauf oder Finanzierung. Somit würde dies bedeuten, dass in eine Halal Zertifizierung auch Aspekte wie BIO, Fair-Trade, Tierschutz und unternehmerische Sozialverantwortung einfliessen. (Text: Messe Köln / Prof. Dr. Herbert J. Buckenhüskes) .

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