Food aktuell
Varia
10.7.2012
Wieder Mengensteuerung beim Emmentaler


Mengensteuerung statt Laisser-faire: Die Emmentaler-Branche will die Produktion wieder zentral steuern. Damit soll der Preiszerfall gestoppt werden.


Vor etwas mehr als einem Jahr beschlossen die Delegierten von Emmentaler Switzerland (ES) die zentrale Mengensteuerung ersatzlos zu streichen. Eine Charta, die wegen strengen Produktionsvorgaben ausgetretene Emmentalerproduzenten wieder mit ins Boot hätte holen sollen, war gescheitert. Die Vorgaben liessen sich deshalb nicht mehr aufrecht erhalten, zu gross war der Druck. Schon damals befürchteten viele Produzenten einen Preiseinbruch – und dieser trat auch ein. Milchbauern und Käsereien leiden unter den tiefen Preisen, etliche Käsereien mussten bereits schliessen.

Produktionsmenge steuern

Die Emmentaler-Branche will nun das Steuer rumreissen. Die Sortenorganisation hat ein Modell ausgearbeitet, das aus drei Säulen besteht, wie Jürg Simon, Präsident von Emmentaler Switzerland, am 28. Juni vor den Medien ausführte. Erstens soll die zentrale Mengensteuerung wieder eingeführt werden, die den einzelnen Käsern Produktionsmengen zuweist. Zweitens will man beim Bundesrat ein Gesuch um Allgemeinverbindlichkeit einreichen.

Wird diese erteilt, sind auch Käser, die nicht Mitglied der Sortenorganisation sind, zur Einhaltung des Mengensteuerungssystems verpflichtet. Beide Massnahmen haben die drei Gruppierungen von Emmentaler Switzerland (Milchproduzenten, Käser, Händler) an der Delegiertenversammlung mit einer Zustimmung zwischen 75 bis 95 Prozent gutgeheissen. Die Sortenorganisation geht davon aus, dass der Bundesrat im Herbst 2012 einen Entscheid bezüglich Allgemeinverbindlichkeit fällt.

Strukturwandel soll nicht gebremst werden

Sollte dieser positiv ausfallen, will ES eine Gesellschaft zur Angebotsbündelung – die dritte Säule – ins Leben rufen. Diese wird den Emmentaler bei den Käsern einkaufen und an die Händler verkaufen. Ziel sei es, dass nur noch so viel Emmentaler hergestellt wird, wie auch abgesetzt werden kann, so Simon. Damit erhofft sich Emmentaler Switzerland, dem heute herrschenden Preiszerfall Einhalt zu gebieten.

Ob Mengenführung, Allgemeinverbindlichkeit oder Angebotsbündelung: Es gebe keine Garantie, dass mit dem neuen System keine weiteren Käsereien den Betrieb einstellen werden, erklärte Simon. Man wolle den Strukturwandel nicht aufhalten. 1999 gab es noch knapp 600 Käsereien, die Emmentaler herstellten. Heute sind es noch deren 149.

Trendwende bei Exporten – bei tieferen Preisen

2011 war ein düsteres Jahr für die Emmentaler-Branche: Die Exporte schrumpften um satte 9,4 Prozent. Stockt der Absatz im Ausland, kommen Käser und Milchbauern im Inland unter Druck, denn über 60 Prozent der Emmentaler-Produktion wird ausserhalb der Schweiz abgesetzt.

Im laufenden Jahr sieht es besser aus: Von Januar bis Mai legten die Exporte gegenüber der gleichen Vorjahresperiode um knapp 18 Prozent auf 7'318 Tonnen zu. Jürg Simon, Präsident der Sortenorganisation Emmentaler, relativiert: "Mengenmässig exportieren wir zwar mehr, die Preise sind aber wesentlich tiefer als noch vor einem Jahr." (Text:Jonas Ingold und Michael Wahl. Erstes Bild: LID)

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