Food aktuell
Varia
18.7.2012
Kampf gegen tierschutzwidrige Importe

Geflügelfleisch erlebt in der Schweiz einen Boom. Rund die Hälfte davon wird im Ausland produziert. Unter teils tierschutzwidrigen Bedingungen, sagt der Schweizer Tierschutz und startet eine Kampagne.



Freilandhaltung wie hier im Kanton St.Gallen ist im Ausland oft ein Fremdwort. Importiertes Geflügel stammt in vielen Fällen aus tierschutzwidriger Haltung.


In den letzten Jahren konnten die Schweizer Produzenten ihren Marktanteil am Geflügelfleisch zwar auf 50 Prozent steigern, doch die gesamte Nachfrage zu befriedigen, ist nicht möglich – auch, weil der Konsum pro Kopf deutlich gestiegen ist. Importiert werden deshalb pro Jahr rund 50'000 Tonnen Geflügelfleisch. Dieses stammt aus 14 Ländern, die Hauptmengen aus Brasilien und der EU. Dort sind die Tierschutzvorschriften bei weitem nicht auf Schweizer Niveau. Tierschutzwidrige Produktionsmethoden und Tierquälerei ssind gemäss Schweizer tierschutz STS an ausländischen Produktions-Standorten an der Tagesordnung

Stefan Johnigk, Geschäftsführer der deutschen Nutztierschutzorganisation PROVIEH, erklärte an der STS-Medienkonferenz in Zürich, dass bei industriellen Intensivmasten jedes Huhn nur etwa die Fläche eines Suppentellers zur Verfügung habe. Importgeflügel stamme fast immer aus solchen Haltungsformen. Der STS kritisiert zudem den übermässigen Einsatz von Antibiotika, Fütterung mit Gentech-Futter und tierschutzwidrige Transporte der Hühner.

Die Konsumenten wüssten dies aber oft nicht und hätten auch keine Möglichkeit, die unterschiedlichen Standards beim Kauf im Laden oder Restaurant zu erkennen, bemängelt der STS. Um dies zu ändern, startet der Tierschutz eine Kampagne, die auf drei Massnahmepaketen beruht. Zum einen sollen die Konsumenten mit einem Flyer direkt auf die Problematik aufmerksam gemacht werden.

Das zweite Paket ist auf den Handel, die Importeure und die Gastronomie ausgerichtet. Der STS geht davon aus, dass der Handel teils nicht oder nicht ausreichend über die Haltungsbedingungen im Ausland informiert ist. Der Tierschutz will deshalb mit den Unternehmen das Gespräch suchen, um einerseits den Inlandanteil des Geflügels weiter zu steigern und andererseits bei Importfleisch ähnliche Tierschutz- und Kontrollstandards wie in der Schweiz zu verwirklichen.

Als dritten Pfeiler setzt der STS auf die Politik. So müssten die Schweizer Produzenten für das Tierwohl – etwa Freilandhaltung – finanziell besser abgegolten werden. Grundsätzlich will der STS eine konsequentere Förderung der einheimischen Eier- und Geflügelproduzenten.


Zudem fordert der STS eine Deklaration für Geflügelfleisch aus Haltung, die nicht den Schweizer Tierschutznormen entspricht. Eine ähnliche Deklarationspflicht gilt seit Anfang Jahr bereits für Kaninchenfleisch: Importfleisch aus Käfighaltung muss mit der Aufschrift "aus in der Schweiz nicht zugelassener Haltungsform" gekennzeichnet werden.

China und Tierschutz

Für Diskussionsstoff sorgen könnte beim Fleischimport auch das geplante Freihandelsabkommen mit China. China will einen besseren Zugang zum Schweizer Agrarmarkt, auch bei den Fleischimporten. Gerade die Tierhaltung in China wird aber oft als tierquälerisch kritisiert. Derzeit laufen die Verhandlungen mit China, mit einem Abschluss wird frühestens Ende Jahr gerechnet. (Text: LID / Jonas Ingold)

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