Food aktuell
Varia
15.2.2006
Hygienic Design an der Anuga FoodTec-Messe

Ohne Ecken und Kanten - in der Lebensmittelindustrie wird die hygienische Apparate- und Mobiliarkonstruktion immer wichtiger.

Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten grosse Schritte bei der Optimierung der Produktionstechnik gemacht wurden, steht heute vor allem das Thema Hygiene im Vordergrund. An der Anuga FoodTec, Internationale Fachmesse für Lebensmittel- und Getränketechnologie, können sich Fachbesucher vom 4. bis 7. April 2006 über die wichtigsten Trends und Innovationen informieren.

Wo früher oft mehr oder weniger nach Erfahrung und Augenschein geputzt und gereinigt wurde und man sich nach dem Motto "Viel hilft viel" durch grosszügige Dosierung von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln eine Sicherheitsreserve vorgaukelte, wird Keimen und Schmutzpartikeln heute mit koordinierten Massnahmen und wissenschaftlicher Unterstützung zu Leibe gerückt.

Im Mittelpunkt der Bestrebungen um lückenlose und reproduzierbare hygienische Verhältnisse stehen drei voneinander abhängige Erfordernisse: Sicherheit, Haltbarkeit und Kosten. Auch wenn in die Hygiene zunächst investiert werden muss und die Planung neuer Anlagen aufwändiger ausfällt, so werden unter dem Strich doch auch die Kosten positiv beeinflusst. Bei rechtzeitiger Berücksichtigung hygienischer Belange in der Anlagenplanung sind kostenneutrale Lösungen realisierbar.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Auf der Gegenseite entstehen nämlich durch hygienisch unzureichende Anlagen weltweit jedes Jahr mehrere Milliarden US-Dollar Schaden. Es ist daher Konsens in der Maschinenbaubranche, dass es klassische "Schmutznester" an Produktionsanlagen in Zukunft nicht mehr geben soll. Diese basieren praktisch immer auf konstruktiven Mängeln oder Nachlässigkeit.

Letztere sei hier unkommentiert, um erstere kümmert sich das Hygienic Design. Dieses wachsende, interdisziplinäre Fachgebiet widmet sich unter anderem der Konstruktion einwandfrei reinigbarer Bauteile, der richtigen Werkstoffauswahl und -verarbeitung sowie der totraumfreien Installation von Armaturen und Einbauten.

Erklären sich Massnahmen wie die Vermeidung von sich nicht selbst entleerenden Anlagenteile fast von selbst, fliessen in andere Entwicklungen - wie beispielsweise ein zuverlässiges Biomonitoring - langjährige Erfahrung und Entwicklungstätigkeit ein. Damit die Erkenntnisse nicht von jedem Konstrukteur neu erarbeitet werden müssen, findet das Wissen zum hygienischen Design von Bauteilen und Anlagen seinen Niederschlag in nationalen und internationalen Dokumenten sowie Empfehlungen.

Nachdem in verschiedenen Branchen an den Erfordernissen einer hygienischen Gestaltung geforscht und gearbeitet wurde, ist ein regelrechter Dschungel an Massgaben zum Hygienic Design entstanden. Einen wichtigen Beitrag zur Beurteilung von Bauteilen und Anlagen liefert daher eine Zertifizierung gemäss anerkannter Standards. Der Anwender kann so die Einhaltung von hygienischen Designkriterien und die Tauglichkeit der Komponenten für den Praxiseinsatz beurteilen.

Regeln, Normen, Vorschriften

Das Geflecht aus internationalen Gesetzen, Regelwerken, Normen, Standards, Organisationen und Behörden, die sich auf die verschiedenen Aspekte hygienischer Belange im Anlagenbau beziehen, ist immens: Die Europäische Hygienic Engineering Design Group (EHEDG) mit ihren Richtlinien, die strengen US-amerikanischen Bestimmungen der Food and Drug Administration (FDA) oder die in der Molkereiindustrie entstandenen 3-A-Sanitary-Standards, die sich ebenso auswirken wie die Bestimmungen des United States Department of Agriculture (USDA) für lebensmitteltaugliche Schmierstoffe oder die Normen des Deutschen Institutes für Normung (DIN) und seines Europäischen Pendants CEN bilden nur eine unvollständige Auswahl.

Innen hui, aussen nicht pfui

Durchgehend nach hygienischen Gesichtspunkten konstruierte und gebaute Anlagen werden immer mehr zum Standard. Das schreibt auch die EG-Maschinenrichtlinie (98/37/EG) als Grundlage verbindlich vor. Darüber hinaus werden an vielen alten Anlagen Schwachstellen beseitigt. Aber keine industrielle Installation steht im luftleeren Raum und es läuft auch bei weitem nicht jeder Prozess vollständig in geschlossenen Systemen ab.

Spätestens bei der Abfüllung und Verpackung kommen viele Produkte wieder mit der Umgebung in Kontakt. Aus diesem Grunde rückt daher das Prozessumfeld zunehmend in den Fokus, wenn es darum geht, Kreuzkontaminationen zu vermeiden. - Wie verlaufen Luftströme in den Produktionsräumen? Wie sind Wände und Fussböden beschaffen? Können Schmier- oder Betriebsstoffe in die Lebensmittel gelangen? Wie lassen sich Kontaminationsgefahren durch die Anlagenumgebung und vor allem durch das Personal vermeiden?

Der Mensch ist noch immer das grösste Hygienerisiko für jedes Lebensmittel. Auch die Erforschung der tatsächlichen Verhältnisse auf Oberflächen kommt voran. So werden Entstehung, Gefährdungspotenzial und Widerstandsfähigkeit von Biofilmen sowie ihre Wechselwirkung mit der Oberflächenbeschaffenheit immer besser verstanden. Wichtige Erkenntnisse, die in wirksame und anwendungssichere Reinigungs- und Monitoringmethoden für die Praxis umgesetzt werden können. Für die Zukunft werden bereits Möglichkeiten erforscht, eine Onlinekontrolle des Hygienestatus von Anlagen zu realisieren.

Den aktuellen Stand des Hygienic Design an Prozessanlagen für die Lebensmittelindustrie werden die Aussteller der Anuga FoodTec vom 4. bis 7. April 2006 in Köln präsentieren.

Informationen: www.anugafoodtec.de

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