Food aktuell
Varia
13.3.2013
GLOSSE: Skandal um Pferdepastete ohne Pferd

Die Skandale reissen nicht ab: Pferd in der Rindfleischlasagne, gar kein Fleisch in der Pferdepastete und Aioli ohne Knoblauch. Im Halal-Döner findet man Schweinefleisch und im Bündner Salsiz sicher bald Bärenfleisch.

Die Behörden sind alarmiert und ihre Labors analysieren nun alles bis zu letzten Kommastelle: Hat es wirklich Brot in der Brotsuppe und Wasser in der Wasserglacé?

In Bayern soll tonnenweise Leberkäse (Bild) beschlagnahmt worden sein, weil er weder Leber noch Käse enthielt. Dasselbe blüht wohl den Schweizer Bauernschübligen. Die Konsumenten werden hysterisch: enthält der soeben gekaufte Risotto wirklich Reis?

Nicht nur gedopte Rennpferde landen im Beefburger. Ein Gerücht geht um, dass Fischstäbchen Seepferdchenfleisch enthalten. Neu sind Fälschungen aber nicht. Man erinnere sich an den Zürcher Wirt, der sogenannten Rehpfeffer auftischte.

Das als Reh deklarierte Fleisch war zart und wurde von den Gästen stets gelobt, hatte aber einen kleinen Schönheitsfehler: Es war viel preisgünstigerer afrikanischer Springbock. Ob es in diesem Gourmetrestaurant Gerichte mit Halbaffe zum halben Preis gab, ist noch Gegenstand von Recherchen.

Am meisten gefälscht werden wohl Edelpilze. Dass die Betrüger dazu auch Giftpilze verwenden, muss niemanden mehr wundern. Vor allem nicht, wenn auf der Speisekarte steht: «Pilzgerichte sind im voraus zu bezahlen».

Was soll man noch essen? Das ist eine Chrakterfrage. Die Fundamentalisten essen nur noch was sie selber pflücken oder schlachten. Die Asketen gar nichts mehr sondern leben von Luft und Liebe (bis sie von Luftverschmutzung und Liebenskummer erfahren). Die Fatalisten jedoch denken: solange es mir schmeckt, was soll’s? Was mich nicht umbringt macht mich stark.

Und die Fanatiker laden eine App aufs Handy, mit der sie in Sekunden berührungsfreie Analysen machen können.

Das ist kein Witz: Gemäss einem Bericht der Sonntagszeitung vom 10.3.2013 kommen solche Instrumente noch dieses Jahr auf den Markt. Man könne damit auch gleich Gammelfleisch, faule Eier und falsche Pfifferlinge entlarven. Mit etwas Übung auch Fleisch von schwarzen Schafen.

Ausrotten kann man Betrügereien ohnehin nicht. Ein bisschen von allen vier Strategien wäre wohl die beste Lösung, aber die Fanatiker erkennen die Zeichen der Zeit am besten: Gauner, Bürger und Sheriffe stehen in einem permanenten Wettrüsten um längere Spiesse bzw Hightech-Waffen. Was Flughäfen mit der Personen- und Gepäckkontrolle tun, ist das einzig Richtige. Die Zukunft in der Betrugsbekämpfung gehört den Röntgenscannern und Laserspektrometern. (GB)

Copyright http://www.foodaktuell.ch