Food aktuell
Varia
17.4.2013
Lesetipp: CCA-Fachbroschüre 2013

Noch nie hatte das Kind einen so grossen Wert wie heute. Und es bestimmt mit. Was bedeuten diese Veränderungen für die Gastronomie und den Detailhandel? Die 14. Ausgabe der CCA-Fachbroschüre nimmt den Leser mit in die bunte Welt der modernen Familien.

Seite für Seite ist sie Erfolgsrezepten für Gastronomen und Detaillisten auf der Spur, zeigt auf was es mit Piraten-Spinat auf sich hat, wie es mit dem Bären-Ganzkörperkostüm aussieht und warum sogar richtige Tarzane heute an ihre Grenzen kommen. 68 Seite Lesevergnügen warten darauf entdeckt zu werden. Die 14. CCA-Fachbroschüre liegt kostenlos in jedem CCA auf und kann unter www.cca-angehrn.ch/Lebensmittelbroschuere als Page-Flip angesehen werden. (Text: CCA)

foodaktuell.ch präsentiert eine Leseprobe: Kids-Marketing

Kinder und Jugendliche haben zunehmend Einfluss auf die Kaufentscheidungen ihrer Eltern. Sie als mündige Akteure wahrzunehmen, gilt als grosse Herausforderung - nicht zuletzt für den Detailhandel. Schaut man sich die demografische Entwicklung an, liegt das grosse Business-Potenzial in Zukunft eher bei den älteren Menschen - aber nicht bei Kindern und Jugendlichen. Doch aktuelle Studien wie etwa «Future Kids»* stellen die ganz Kleinen in den Mittelpunkt. Sind die denn wirtschaftlich überhaupt noch interessant?

Tatsächlich wird die Zahl älterer Menschen künftig grösser sein als der Anteil von Kindern in der Gesellschaft. Aber das, was knapp wird, ist dafür besonders kostbar. Noch nie haben sich Eltern so viele Gedanken gemacht um ihren Nachwuchs wie heute. Sie versuchen ihre Kinder zu fördern, wo es nur geht, und geben dafür viel Geld aus. Hinzu kommt, dass die Kleinen selber über viel Geld verfügen und immer früher am Konsum teilnehmen.

Etwas anderes kommt hinzu: Eine Untersuchung von Konsumforschern der Universität Wien zeigt, dass nur die Hälfte der Spontankäufe, die im Supermarkt von Kindern aus- gelöst werden, den Eltern auch bewusst ist - rund zehn Artikel legen Mütter und Väter beim wöchentlichen Einkauf spontan in den Einkaufswagen, nur weil ihre Kinder das wollen.



Kinderglacé von Lusso


Eltern werden also mehr oder weniger wissentlich zu Konsumentscheidungen bewegt, die auf Ideen, Wünschen oder Sehnsüchten ihrer Kinder beruhen. Dieser Prozess wird sich dadurch verstärken, dass Kindern bei Entscheidungen generell ein grösseres Mitspracherecht eingeräumt wird. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist über die letzten Jahre sehr viel partnerschaftlicher geworden. An Entscheidungen, welche die gesamte Familie betreffen, beteiligt sich auch die gesamte Familie.

Mehr Möglichkeiten

Kinder von morgen seien weitaus reifer und eigenständiger als noch vor einigen Jahren, sagen übereinstimmend zahlreiche Expertinnen und Experten. Warum ist das so? Kinder lernen heute schon sehr früh den Ernst des Lebens kennen. Sie müssen erfahren, dass nichts im Leben sicher ist und ewig währt. Sie wissen, dass Scheidungen etwas Alltägliches sind und dass Arbeitslosigkeit jeden betreffen kann.

Spätestens mit dem Schuleintritt müssen sie sich mit wachsenden Leistungsanforderungen auseinandersetzen und wichtige Weichenstellungen für alle anschliessenden Lebensphasen treffen. Das führt dazu, dass Kinder heute reifer und eigenständiger sind.

Auch verantwortungsbewusster sind sie: Kinder haben ein hohes Wertebewusstsein. Die gesellschaftlichen Debatten um die Endlichkeit der Ressourcen und die Verletzlichkeit der Natur gehen an den Kindern nicht vorbei. Mit den neuen Medien oder den sozialen Netzwerken wie Facebook haben sie zudem mehr Möglichkeiten, sich einzubringen oder Mitstreiter zu gewinnen.

Doch es gibt fundamentale Bedürfnisse, die sich niemals ändern - nämlich der Wunsch nach Geborgenheit und Liebe in Familie und Freundeskreis. Was sich geändert hat, ist das wachsende Bedürfnis, auch herausgefordert zu werden. Viele Kinder sind heute überbehütet, dabei müssten sie ihre Grenzen selber erkunden dürfen.

Was heisst das fürs Marketing?

Bislang wurde in Kommunikationsstrategien zu wenig berücksichtigt, dass die Kinder - und damit die Konsumenten von morgen - moderne Kommunikationstechnologien wie eine Selbstverständlichkeit anwenden. Egal, ob es sich um Twitter, Facebook oder Apps fürs iPhone handelt: Unternehmen müssen gerade im Hinblick auf die jüngsten Zielgruppen vielfältige Möglichkeiten prüfen, wie sie ihr Business in unterschiedliche Plattformen integrieren können.

Wichtig dabei ist jedoch, authentisch und dialogfähig zu bleiben. Wer den Kindern Marketingversprechen verkauft, die nicht eingelöst werden, bleibt über kurz oder lang auf der Strecke. Der grösste Fehler wäre, einen Pseudo-Dialog anzubieten: also wenn eine Marketingkampagne dazu auffordert, Ideen oder Kommentare einzureichen und diese dann nicht zu einem Dialog auf Augenhöhe führen.

Kurz und gut: Kinder haben ein gutes Gespür dafür, wer es mit ihnen ehrlich meint und wer sie für dumm verkaufen will. Wer mit ihnen Geschäfte machen will, muss Fairplay spielen. In diesem Sinne sind Kinder-Märkte auch Moral-Märkte, wie es die Studie «Future Kids» auf den Punkt bringt.
*siehe: www. zukunftsinstitut. de

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