Food aktuell
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4.6.2013
Proviande: für nachhaltige Fleischproduktion

An der diesjährigen Generalversammlung in Wil SG hat Proviande als Fleisch-Branchenorganisation erneut ihren Willen bekräftigt, sich aktiv für eine nachhaltige Fleischproduktion einzusetzen.


Fleischproduktion und Fleischkonsum stehen zunehmend im Fokus der Klimadebatten.


An der 14. Generalversammlung von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft, rückte Verwaltungsratspräsident Johannes Heinzelmann (Bild) die zunehmende Sensibilisierung der Schweizerinnen und Schweizer bei Fragen der Tierhaltung und einer nachhaltigen Fleischproduktion ins Zentrum: «Die Blickwinkel, wie Menschen zum Thema Fleisch stehen, sind vielfältig. Bei den einen steht die ausgewogene, genussvolle Ernährung im Vordergrund, für andere sind es ethische, wirtschaftliche oder kulturelle Aspekte, welche ihr Verhalten beeinflussen.»

Im Fokus des Interesses stehe nicht nur das Fleisch als Nahrungsmittel, sondern genauso dessen Produktionsstufen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, meinte Johannes Heinzelmann weiter. «Mit der sich verändernden Wahrnehmung unserer Gesellschaft ist die Fleischbranche in ganz besonderem Masse gefordert. Es gilt, die Zeichen zu erkennen sowie aktiv und glaubwürdig zu handeln, um den Konsumenten ein Lebensmittel anbieten zu kön-nen, welches sich an den neuen Anforderungen messen lässt.»

2012 im Rückblick

Für die Fleischbranche war das Jahr 2012 durchschnittlich bis schwierig. Ein geringes Wirtschaftswachstum führte zusammen mit Restrukturierungen und Arbeitsplatzverlusten zu einer schlechteren Konsumentenstimmung und damit zu einem leichten Rückgang des Fleischkonsums. Zu kämpfen hatte die Branche aber auch mit dem hohen Kosten- und Margendruck, mit rückläufigen Umsatzzahlen in der Gastronomie sowie mit dem zunehmenden Einkaufstourismus ins benachbarte Ausland.





Proviande-Direktor Heiri Bucher ist nicht einer der Wasser predigt und Wein trinkt oder Beilagen predigt und Fleisch isst. Nein, er ist konsequent: er predigt und isst Fleisch und trinkt Wein wie das Bild am Proviande-GV-Essen zeigt.


Im Zentrum der Aufgaben standen 2012 die Erfüllung des Leistungsauftrages des Bundes, die Ausarbeitung und die Umsetzung eines Kommunikationskonzeptes Kalbfleisch sowie die Einführung des neuen Logos «Schweizer Fleisch», verbunden mit einem frischen, einheitlichen Kommunikationsauftritt. Weitere Meilensteine bildeten die Gründung der Strategischen Arbeitsgruppe Gastronomie und die Lancierung der Exportförderung im Markt Frankreich, um das Markenimage zu festigen und den Absatz von Schweizer Fleisch im In- und Ausland zu verstärken.

Aktiv an der Zukunft bauen

Unter dem Stichwort «Die Kuh als Klimakiller» wies Heinrich Bucher darauf hin, dass Fleischproduktion und Fleischkonsum zunehmend im Fokus der Klimadebatte stünden und dass eine Reduktion des Konsums oft als Mittel zur Rettung unseres Planeten gepriesen werde. Proviande beteiligt sich aktiv an dieser Diskussion und gründete dazu die interdisziplinäre Plattform Nachhaltigkeit mit Vertretern der Fleischbranche, der Behörden, der Konsumenten sowie aus Forschung und Umweltschutzkreisen.

Dazu Johannes Heinzelmann: «Der Staat sowie die Land- und Fleischwirtschaft bewegen sich bereits heute in Richtung einer klimafreundlicheren Zukunft. Das Ziel ist eine weitere Steigerung der Qualität unserer Produkte. Die Konsumenten sollen auch künftig Schweizer Fleisch geniessen und bezüglich Ökologie und Ethik ein gutes Gewissen haben können.» Entlastung erteilt



Referat von Johannes Heinzelmann, Präsident des Verwaltungsrates von Proviande


Ein Nahrungsmittel, das bewegt, mitunter auch Emotionen weckt. In unserer zunehmend urbanen und auf ökologisch anspruchsvolle Lebensmittel ausgerichteten Gesellschaft kommt der Tierhaltung immer grössere Bedeutung zu. Das Tier wird durch unsere Gesellschaft als Lebewesen mit konkreten Ansprüchen wahrgenommen. Es gilt, diese zu akzeptieren und zu respektieren.

Die Grenze zwischen Heim- und Nutztieren vermischt sich zusehends. Mit dieser sich verändernden Wahrnehmung in unserer Gesellschaft ist die Fleischbranche in ganz besonderem Masse gefordert. Es gilt, die Zeichen zu erkennen sowie, als Konklusion daraus, aktiv und glaubwürdig zu handeln, um unseren Kunden ein Lebensmittel anbieten zu können, welches sich an den neuen Anforderungen messen lässt.

Die Blickwinkel, wie Menschen zum Thema Fleisch stehen, sind vielfältig. Bei den einen steht eine vollwertige gesunde Ernährung mit Fleisch im Vordergrund. Für andere sind es ethische, wirtschaftliche oder kulturelle Aspekte, welche ihr Verhalten beeinflussen. Im Zentrum des Interesses steht nicht nur das Nahrungsmittel als solches, sondern ebenso dessen Produktionsstufen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, welche Proviande vereint.

Nachhaltige Produktion

Die Schweiz als Grasland mit hohen Anforderungen an den Tierschutz bildet ein besonders geeignetes Fundament für eine tiergerechte und glaubwürdige Fleischproduktion. Die Land- wie auch die Fleischwirtschaft bekennen sich zu den hohen schweizerischen Produktionsstandards und sind bereit, die wirtschaftlichen Konsequenzen daraus zu tragen. Dies vor allem zugunsten unserer Konsumenten und eines nachhaltigen Umgangs mit den Ressourcen.

Schweizer Fleisch als gesundes, wertvolles Nahrungsmittel zeichnet sich durch eine hohe Qualität aus und geniesst deshalb hohe Wertschätzung. Nachhaltiges Handeln auf allen Stufen der Wertschöpfungskette stellt einen Prozess dar, der nie abgeschlossen werden kann. Er wird die Branche in den nächsten Jahren besonders fordern. Sie wird nicht nur an ihrer Innovationskraft zur Schaffung neuer, einwandfreier Produkte, sondern vermehrt auch an einer nachhaltigen, klimafreundlicheren Wirtschaftsleistung gemessen werden. Es gilt dabei, die unbestrittenen Vorteile der Schweiz, mit ihrer für die Fleischproduktion geeigneten Landschaft, ihrer Kleinräumigkeit und den kurzen Transportwegen, optimal zu nutzen und auch zu kommunizieren.

Das Ziel ist klar: Die Qualität von Schweizer Fleisch soll weiter gefördert werden! Auch in Zukunft sollen die Konsumenten Schweizer Fleisch geniessen und dabei hinsichtlich Ökologie und Ethik ein gutes Gewissen haben können. Um diese Zielsetzung zu erreichen, sind wir auf Kurs. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass über 80 Prozent des gesamten Fleischverbrauchs auf Schweizer Fleisch entfallen. Damit konnte der Anteil an Schweizer Fleisch auf einem sehr hohen Niveau weiter ausgebaut werden.

Transparenz

Die Sensibilisierung der Schweizerinnen und Schweizer auf Fragen der Tierhaltung, der Nachhaltigkeit und der Rückverfolgbarkeit führt dazu, dass der Branche oft intensive mediale Aufmerksamkeit zuteil wird. Transparenz auf allen Stufen der Wertschöpfungskette ist dabei ein zentrales Anliegen. Proviande setzt sich dafür ein, diese Transparenz aktiv umzusetzen. Der Verwaltungsrat diskutiert auch anspruchsvollste Themen offen. Die ständigen Kommissionen von Proviande repräsentieren die Wertschöpfungskette vom Stall bis zum Teller. Ihre Mitglieder sind in wesentliche Entscheidungsfindungen eingebunden.

Die Experten auf den Viehmärkten und in den Schlachtbetrieben klassifizieren die Tiere anhand nachvollziehbarer Kriterien. Sie orientieren Lieferanten und Abnehmer aktiv über die Resultate. Gegen innen wie gegen aussen kommuniziert Proviande offensiv und schafft damit Transparenz. Dadurch steht Proviande ein für ein hohes Mass an Glaubwürdigkeit im Unternehmen sowie in der Branche.

Leistungsauftrag 2014–2017

Die Strategie des Verwaltungsrates, fokussiert auf den Dienstleistungsvertrag mit dem Bund, auf Absatzförderungsmassnahmen und auf Nachhaltigkeit, hat sich bewährt. Im laufenden Jahr wird sich Proviande um den neuen Vertrag mit dem Bund für die Jahre 2014–2017 bewerben, welcher im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft vergeben wird. Dieser zeitlich beschränkte Vertrag, um den sich Proviande seit ihrer Gründung im Jahre 1999 bis heute erfolgreich beworben hat, stellt einen wichtigen Eckpfeiler der Unternehmenstätigkeit dar.

Im Laufe der Jahre hat sich Proviande weitreichende, spezifische Kompetenzen in diesem Bereich erarbeitet. Proviande ist das einzige Unternehmen in der Schweiz, welches in den Bereichen der Schlachttier- und Schlachtkörperklassifizierung über eine Akkreditierung bei der Schweizerischen Akkreditierungsstelle SAS verfügt. Die fundierten Kernkompetenzen decken die bisherigen Anforderungen des Bundesamtes für Landwirtschaft in optimaler Weise ab und stellen für Proviande wie für das Bundesamt für Landwirtschaft eine Win-win-Situation dar. Proviande wird alles daran setzen, diese erfolgreiche Zusammenarbeit weiterführen zu können.

Auf eigene Stärken vertrauen

Proviande hat sich durch ihr systematisch aufgebautes Knowhow als zuverlässige Partnerin in der Branche erfolgreich etabliert. Bei der Überwachung des schweizerischen Schlachtviehmarktes, der Klassifizierung von Tieren und Schlachtkörpern sowie der Absatzförderung für Schweizer Fleisch prägt Proviande seit Jahren den Markt und bietet ihren Mitgliedern attraktive Dienstleistungen an, die gerne in Anspruch genommen werden.

Die anstehenden Aufgaben mit einer dynamischen Veränderung der Branchenstrukturen und einer zu erwartenden weiteren Öffnung der Grenzen werden das Unternehmen auch in Zukunft stark fordern. Proviande hat dabei guten Grund, auf die eigenen Stärken zu bauen und die Kompetenzen zugunsten der Mitgliedorganisationen und der Fleischbranche weiterzuentwickeln. Proviande wird den Fleischmarkt auch unter den sich verändernden Rahmenbedingungen aktiv prägen. (Text: Johannes Heinzelmann)

Lese-Tipp:
Das Fleischjahr 2012 kompakt verpackt

Die aktuelle Ausgabe unserer Jahrespublikation «Der Fleischmarkt im Überblick» ist soeben erschienen. Der Bericht enthält auf 68 Seiten eine Fülle von Statistikzahlen, Grafiken und Informationen aus dem Schweizer Schlachtvieh- und Fleischmarkt. Ein ausführlicher Tabellenteil – oftmals mit Mehrjahresvergleich über die letzten zehn Jahre – ermöglicht eine differenzierte statistische Auswertung nach vielen unterschiedlichen Kriterien. Die Themen: Inlandproduktion, Aussenhandel, Marktlenkung, Fleischkonsum und Preisentwicklung.

Das umfassende Nachschlagewerk gibt es als Einzelausgabe oder im Abonnement unter http://www.schweizerfleisch.ch/dienstleistungen/statistik/abonnemente/. http://www.schweizerfleisch.ch/proviande/statistik/abonnemente.htmlEs ist deutsch-französisch kombiniert und kostet CHF 25.- exkl. MWSt und Versandspesen. Kontaktperson: Mike Schneider, Tel: 031 309 41 27, E-Mail: statistik@proviande.ch
(Text: Proviande. Bilder: Arthur Rossetti)

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