Food aktuell
Varia
24.11.2013
Was ist eine nachhaltige Kost?


Das Klima wird wärmer, die Weltbevölkerung wächst: Wie gut die Menschheit diese beiden Herausforderungen meistern wird, hängt mitunter von einer nachhaltigeren Ernährung ab, d.h. weniger tierische Lebensmittel, mehr saisonale aus der Region.


Schmelzende Polkappen und Gletscher, steigender Meeresspiegel, steigende Temperaturen: Der globale Klimawandel ist in vollem Gange. Zu 95 Prozent trügen die Menschen die Hauptschuld, hält der fünfte Klima-Bericht der UNO fest, der Ende September veröffentlicht wurde. Um dem weiteren Anstieg der Temperaturen entgegenzuwirken, muss der Ausstoss von Treibhausgasen reduziert werden. Und zwar schnell und umfassend.

Dabei kommt auch der Ernährung eine Schlüsselstellung zu. 20 Prozent des Ausstosses von Treibhausgasen geht auf ihr Konto. Vor allem die Produktion von Milch, Fleisch und Eiern schlägt zu Buche.

Doch der Appetit auf tierische Produkte nimmt weltweit zu – und damit der Flächenbedarf zu deren Erzeugung. Rund 31 Quadratmeter brauche es, um 1'000 Kilokalorien in Form von Rindfleisch zu produzieren. Um die gleiche Anzahl Kalorien in Form von Milch zu produzieren, seien 5 Quadratmeter nötig. Beim Getreide brauche es lediglich 1,1 Quadratmeter.

Möglichst viele Kalorien auf einem Quadratmeter zu produzieren wird künftig immer wichtiger. Denn die Weltbevölkerung wächst und wächst. Im Jahr 2050 werden es voraussichtlich über neun Milliarden Menschen sein.

Essen wie früher

Ob Klimaschutz oder Sicherung der Welternährung: Einen Beitrag dazu könne eine nachhaltige Ernährung leisten, erklärte der Ernährungswissenschafter Karl von Koerber an einer Tagung an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Sich nachhaltig zu ernähren, bedeute, mehr pflanzliche Lebensmittel zu konsumieren. Denn zu deren Erzeugung brauche es weniger Fläche und das Klima werde weniger belastet.

Profitieren würden auch die Gesundheit sowie das Portemonnaie, weil pflanzliche Lebensmittel günstiger seien. Vegetarier müssten wir allerdings nicht werden, meinte von Koerber. Denn wo kein Ackerbau betrieben werden könne, sei es sinnvoll, diese Flächen für die Fleisch- und Milchproduktion zu nützen.


Beispiel Alp: nicht für Ackerbau geeignet aber für Nutztiere.


Futtermittelimporte aus Entwicklungsländern seien allerdings nicht nachhaltig. Dafür sei es nachhaltig, regionalen und saisonalen Produkten den Vorzug zu geben. Dadurch könnten Transportwege kurz und die Schadstoffemissionen gering gehalten werden. Aus diesem Grund seien auch wenig verarbeitete Lebensmittel zu bevorzugen. Diese seien zudem in der Regel preiswerter als Fertiggerichte.

Frische und wenig verarbeitete Nahrungsmittel in der Küche zu verwenden, steigere das sinnliche Wahrnehmen der Nahrungsmittel und damit auch die Wertschätzung der landwirtschaftlichen Rohprodukte, so von Koerber. Auch gesundheitlich würde sich Frischkost auszahlen, weil diese keine Zusatzstoffe enthielten und reicher an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen seien.

Mehr pflanzliche Nahrungsmittel, öfter selber kochen mit saisonalem und regionalen Zutaten: Im Grunde genommen ist es eine Zurück in die Zeit, wie sich unsere Vorfahren ernährt haben. Von Koerber erinnerte daran, dass die Menschen vor 100 Jahren deutlich weniger Fleisch und Eier gegessen haben als heute, dafür deutlich mehr Brot, Kartoffeln, Früchte und Gemüse. (Text: LID)


Mehr Klimagase heisst steigende Temperaturen und bewirkt steigenden Meeresspiegel


PRESSESCHAU

Fleischverzicht statt Bioprodukte

Für Sie gelesen im Schweizerbauer: Konsumenten, die ihre Ernährung besonders umweltbewusst gestalten wollen, raten Forscher der Kopenhagener Universität eher zum Verzicht auf rotes Fleisch statt zum vollständigen Umstieg auf Ökoprodukte.

Wie das Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomie der Universität Kopenhagen kürzlich mitteilte, entscheidet die Zusammensetzung des Speisezettels und nicht die Herstellungsweise der Lebensmittel über die Umweltwirkung der Produkte. In einer vergleichenden Analyse haben die Forscher festgestellt, dass eine Reduzierung des täglichen Fleischkonsums um ein Drittel und ein gleichzeitig erhöhter Verzehr von Gemüse und Vollkornprodukten 26% weniger Ressourcen verbraucht als die unveränderte Ernährungsweise.

Nach Angaben von Henrik Saxe vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomie zeigt die Untersuchung ausserdem, dass eine solche Verhaltensänderung aus Sicht der Umweltwirkung nachhaltiger ist als die Verwendung der gleichen Lebensmittel, selbst wenn diese ökologisch erzeugt wurden.

So erfordere die Produktion von Rinder- oder Schweinefleisch einen hohen Futtermittelaufwand, während gleichzeitig die Haltung der Tiere Umwelteffekte nach sich ziehe.

Im Vergleich falle der Ressourceneinsatz bei der Produktion von Geflügelfleisch und erst recht vom Gemüse wesentlich geringer aus, betonte Saxe. Dabei spiele es nur eine untergeordnete Rolle, ob die Produktion konventionell oder ökologisch erfolge. In der Bilanzanalyse der dänischen Wissenschaftler bleibt die ökologische Produktionsweise zudem wegen ihrer meist geringeren Erträge hinter der intensiven Landwirtschaft zurück, was den Ressourcenverbrauch angeht.

Trotzdem betonen die Forscher, dass der Biolandbau wegen seiner positiven Wirkung auf Wasserqualität und Schadstoffbelastung seine Berechtigung in der modernen Landwirtschaft habe. Bericht im Schweizerbauer 14. November 2013. Volltext: http://www.schweizerbauer.ch/artikel_13176.html?NL=3

Weiterlesen: Dilemma der Weltbevölkerungs-Ernährung

Copyright http://www.foodaktuell.ch