Food aktuell
Varia
13.1.2014
Schweizer Getränkebranche im Überblick



Der Getränkemarkt ist marketingorientiert, denn die Lust aufs Trinken lässt sich durch Werbeargumente stark beeinflussen. Kaufmotive reichen vom Durstlöschen über die Gesundheit bis zu Lifestyle.


Der Getränkemarkt hängt stark von der Gastronomie ab. Mineralwasser spielen eine dominante Rolle, wenn man den Kopfkonsum als Massstab nimmt. An zweiter Stelle folgen Softdrinks und an dritter Bier. Liessen sich die alkoholfreien Durstlöscher früher einfach in die drei Kategorien Erfrischungsgetränk, Wasser oder Fruchtsaft einteilen, vermischen sich heute die Grenzen und neue Kategorien entstehen.

Softdrinks

Die Softdrink-Gattung ist sehr vielseitig und reicht von der Weltmarke Coca Cola über Rivella, ein Schweizer Unikum, bis zu Energydrinks wie Red Bull, das in Österreich produziert aber in der Schweiz abgefüllt wird (auch für den Export). Immer neue und viele erfolgreiche Innovationen gelangen auf den Markt wie Blüten-Limonaden (zB Flauder von Goba) und Milchmischgeträke (zB Caffe Latte von Emmi), um nur zwei zu nennen.

Softdrinks d.h. Erfrischungsgetränke sind Getränke mit oder ohne Kohlensäure aus Trinkwasser oder natürlichem Mineralwasser und Fruchtsaft oder Aromen mit oder ohne Zugabe von Zucker, Coffein oder Chinin. Auswahl und Innovationen dieser Kategorie nahmen in den vergangenen Jahren enorm zu. So bereichern beispielsweise immer mehr Sport- oder Wellnessgetränke mit weichen oder harten Gesundheitsanpreisungen (health claims) das Angebot. Fruchtige Produkte auf Milch- oder Teebasis zeigen zudem, dass die Grenzen zu anderen Getränkekategorien zunehmend verschwinden.

Mineralwasser

Der Mineralwassermarkt ist in über sechzig internationale, nationale und regionale Brands sowie Handelsmarken aufgeteilt. Das in der Schweiz abgefüllte Mineralwasser stammt aus über zwanzig Quellen. Mineralwasser wird gemäss Mineralwasserverband SMS von achzig Prozent der Schweizer regelmässig getrunken, und der Pro-Kopf-Konsum nimmt stetig zu, vor allem dank Gesundheits- und «Lifestyle»-Motiven. Jährlich steigt er um satte neun Prozent. Der Trend geht weg vom stark kohlensäurehaltigen Wasser hin zum «stillen» oder leicht kohlesäurehaltigen. Besonders in der Westschweiz besteht eine Vorliebe für kohlensäurefreies Mineralwasser.

Tee

Eine wichtige Kategorie bildet Eistee. Der Kopf-Konsum bei den trinkfertigen Eistees beträgt rund 25 Liter, was die Schweiz nach Japan und Taiwan zum drittgrössten Eisteemarkt macht. Führende Marken sind Nestea (von Coca-Cola unter Nestlé-Lizenz hergestellt) sowie «Lipton» (Unilever). Nicht unerwähnt sei der Trend zu Grüntee (auch als Mischgetränk) und das Modeprodukt Bubble Tea, ein Getränk auf der Basis von Grün- oder Schwarztee, das mit Fruchtsirup versetzt und allenfalls mit Milch wie ein Milchshake zubereitet wird.



Bubble-Tea


Der Gag besteht in zugesetzten farbigen Kügelchen aus Tapioka oder einer anderen Speisestärke, bzw. den Popping Bobas (Kügelchen mit Alginathülle und aromatisiertem Zuckersirup als Füllung). Über einen Strohhalm werden sie aufgesogen und platzen beim Zerdrücken im Mund. Die traditionellen (ungefüllten) Tapiokakugeln werden gekocht, bis sie eine kaugummiähnliche Konsistenz haben. Da die Stärke geschmackneutral ist, werden die fertigen Kügelchen in eine Zuckerlösung getaucht.

Viele Softdrinks schmecken süss, der Süssegrad reicht von dezent bis aufdringlich. Und viele enthalten derart hohe Mengen Zucker, dass sie als Durstlöscher permanent unter Kritik der Ernährungsexperten stehen, dies sogar bei gesund positionierten Produkten. Aber einige Softdrinksorten werden bewusst dezent gezuckert wie z.B. die sogenannten Near Water. Diese stillen Wässer, bei denen dem Mineralwasser nur sehr wenig Aroma oder Fruchtsaft beigemischt wird, sind weiterhin im Trend.

Fruchtsaft

Softdrinks konkurrenzieren schon lange die traditionellen Fruchtsäfte, von denen in der Schweiz vor allem Apfelsaft hergestellt wird. Derzeit gibt es noch zwanzig Mostereien, aber drei Firmen bestreiten 97 Prozent des gewerblichen Marktes: Unidrink (Fenaco), Thurella (Aktionäre sind Landwirte) und Möhl (Familienbetrieb).

Die Zahl der gewerblichen Mostereien nimmt tendenziell ab. Dafür steigt die Zahl der Produzenten, die für den Direktverkauf selbst pressen. Jedoch nur die professionellen Mostereien produzieren Konzentrat aus jeweils 85 bis 90 Prozent des Pressaftes, der jeweils im Herbst nicht direkt abgefüllt werden kann. Dies um den Saft haltbar zu machen, denn auch pasteurisiert ist ein Direktsaft nur wenige Wochen haltbar.

Die Mostereien stehen auch mit Orangensaft, Fruchtnektaren und «functional drinks» in Konkurrenz. Dies sind meistens mit Vitaminen angereicherte Fruchtnektare. Beispiel: «Michel Bodyguard» aus dem Hause Rivella. Sowohl Softdrinks wie auch angereicherte Nektare erzielen dank beliebtem Geschmack, hoher Bekanntheit oder intensiver Gesundheits- und Lifestyle-Werbung grosse Markterfolge.

Demgegenüber besitzen traditionelle Apfelsäfte ein eher biederes Image, das die Mostereien erst in den letzten Jahren zu modernisieren begannen. Der natürliche aber dennoch hohe Zuckergehalt der Fruchtsäfte führte zur erfolgreichen Lancierung von verdünnten Apfelschorlen, die sich eher als Durstlöscher und Essensbegleiter eignen.

Eine wichtige Fruchtsaft-Innovation der letzten Jahre sind die cremigen Smoothies d.h. Vollfruchtsäfte, bei deren Herstellung keine Trennung in Saft und Trester erfolgt. Man kann sie auch als feinstpürierte flüssige Fruchtpürees betrachten. Edle Sorten sind Frisch-Direktsäfte ohne weitere Zutaten, weniger edle enthalten auch Zucker, Wasser, Zusatzstoffe oder fruchtfremde Zutaten.

Kaffee

Nicht als Durstlöscher aber dennoch sehr wichtig ist der Kaffee, der immer mehr auch als Kaltgetränk angeboten wird. Die Kaffeebranche ist in der Schweiz sehr qualitätsbewusst und dynamisch. Kaffee ist der zweitwichtigste Rohstoff im Welthandel, und Schweizer gehören zu den Vieltrinkern. 22 Prozent des Kaffees werden in der Gastronomie konsumiert, wo Cafés ihren Hauptumsatz mit Kaffee machen, aber 78 Prozent des Konsums erfolgt zu Hause mit stetig mehr und besseren Haushalt-Kaffeemaschinen.

Der Gesamtkonsum in der Schweiz stagniert auf hohem Niveau und liegt mit rund 1300 Tassen pro Jahr im Mittelfeld zwischen Südeuropa (800) und Skandinavien (1500). Aber die Qualität steht weltweit auf dem Spitzenniveau, dies nicht nur bei Röst- und Instantkaffee sondern auch bei Kaffeevollautomaten, die hierzulande erfunden wurden. Die Schweizer Kaffeebranche ist ähnlich wie die Weinbranche marketingorientiert, da Kaffee ein Genussprodukt ist.

Stark steigend sind im Heim- und Businesskonsum die Kaffeekapselsysteme wie Nespresso mit zahlreichen Imitationen sowie in der Gastronomie die Kaffee-Milch-Getränke Cappuccino und Caffe Latte. Es gibt mehrere Branchenverbände: auf der Stufe Gastronomie CafetierSuisse und das Swiss Chapter der Speciality Coffee Association of Europe SCAE. Auf der Stufe Verarbeitung gibt es den Rösterverband (nicht FIAL-Mitglied).

Alkoholika

Eine eigene Kategorie der Getränke sind die alkoholhaltigen, die aus gesundheitlichen Gründen im Fokus der Politik stehen. Sie reichen von schwach alkoholhaltigen Biermixgetränken mit Durstlöscher-Funktion bis zu Grand cru-Weinen und hochprozentigen Edelbränden. Der Konsum von Alkoholika wird von der Eidgenössischen Alkoholverwaltung (EAV) detailliert erfasst. Der Alkoholkonsum ist in der Schweiz stabil gemäss EAV. Im 2011 lag er nach drei leicht rückläufigen Jahren bei umgerechnet 8,5 Liter reinem Alkohol (alle alkoholischen Getränke zusammengenommen).

Ein Rückgang beim Weinkonsum (37,0 gegenüber 38,2 Liter effektiv 2010) wird durch einen leichten Anstieg des Bierkonsums kompensiert (57,0 gegenüber 56,6 Liter effektiv 2010). Der Spirituosenkonsum entwickelt sich in der Schweiz seit mehr als 10 Jahren parallel zum Bevölkerungswachstum und liegt relativ konstant bei 1,6 Liter reinem Alkohol pro Kopf. Der Alkoholkonsum pro Kopf halbierte sich in der Schweiz innerhalb eines Jahrhunderts. Im Jahr 1900 lag er bei 17 Liter.

Bier

Im Braujahr 2011/12 wuchs der gesamte Biermarkt Schweiz gemäss dem Schweizer Brauerei-Verband wie im Vorjahr um 0,7 Prozent auf 4'623'631 Hektoliter (hl) Bier an. Während sich der Inlandausstoss der Schweizer Brauereien um 0,3 Prozent verringerte, wuchsen die Bierimporte um 4,1 Prozent. Der Marktanteil der Bierimporte beträgt fast 24 Prozent. Mehr als die Hälfte stammen aus Deutschland.

Seit Jahren stagniert der Bierkonsum. Die Brauereien experimentieren daher immer mehr mit Biermixgetränken. Im Fokus sind dabei besonders jüngere Menschen und Frauen, welche die Bitterkeit des puren Biers nicht mögen oder auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen sind. Der Marktanteil von alkoholfreien Bieren liegt bei drei bis vier Prozent. Sie sind heute von akzeptabler Qualität.

Markt-Kennzahlen Schweiz

Biermarkt im 2012:
Anzahl der biersteuerpflichtigen Brauereien: 386
Produktionsmenge: 3,51 Mio. hl Bier
Konsummenge: 4,62 Mio. hl Bier
Pro-Kopf-Konsum: 57,9 Liter
Verpackung: 25% in Einwegflaschen, 31% in Dosen
Importe 1'107'690 hl aus 82 Ländern
Exporte von 79'586 hl nach 32 Ländern
(Quelle: Brauereiverband)

Erfrischungsgetränkemarkt im 2011:
Angaben in Mio. Litern
Produktion 561,7
Exporte 36,4
Importe 116,3
Verbrauch 641,6
(Quelle: SMS)

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