Food aktuell
Varia
26.11.2014
Global vorgehen gegen Biobetrug


Im globalen Handel spielen die Zertifizierungsstellen eine zentrale Rolle. Die internationale Zusammenarbeit wird immer wichtiger. (Bild zvg)


Der Biohandel spielt weltweit eine grosse Rolle. Bei der Vermarktung in der Schweiz müssen selbstverständlich auch importierte Bioprodukte zertifiziert sein. Bio Suisse und weitere Biostandards verlangen zusätzliche Anforderungen, wie z.B. die Gesamtbetrieblichkeit der Höfe oder den Verzicht auf Flugtransporte. Wie wird das alles sicher gestellt?

Der dynamisch wachsende Bio-Markt mit seinen immer komplexeren Strukturen und dem zunehmend internationalen Warenaustausch stellt auch für die professionellen Biozertifizierer eine Herausforderung dar. Im globalen Biohandel gelten die gleichen internationalen Anforderungen an die Biozertifizierungsstellen wie in der Schweiz. Auf oberster Ebene überwachen die Behörden als unabhängige Drittparteien den Zertifizierungsprozess. Die behördlichen Auflagen sind notwendig, verursachen jedoch durch das aufwendige Anerkennungsverfahren hohe Kosten. Folglich vertiefen Zertifizierungsstellen vermehrt ihre strategischen und operativen Partnerschaften.

Damit die Sicherheit entlang der Wertschöpfungskette gewährleistet ist, sind fachliches Know-How und persönliche Kontakte zwischen den verschiedenen Zertifizierungsstellen unabdingbar. Die Zertifizierungsstellen stehen dabei in einem Spannungsfeld: Sie sind verpflichtet zur Zusammenarbeit, stehen aber gleichzeitig in einem harten ökonomischen Wettbewerb.

Die grösste Schweizer Biozertifizierungstelle bio.inspecta geht den Weg der strategischen Partnerschaften. Diese werden mit kompetenten Zertifizierungsstellen in der Schweiz, im europäischen Umfeld und darüber hinaus geschlossen. Ein internationaler Partner ist die Zertifizierungsstelle "Austria Bio Garantie". Einen anderen Weg wählt das international anerkannte Institut für Marktökologie (IMO). IMO reagierte auf diese Entwicklung schon sehr früh mit dem Aufbau einer weit verzweigten Gruppenstruktur. Im Herbst 2013 fusionierte IMO mit der französischen "Ecocert". Entstanden ist daraus der wahrscheinlich weltgrösste Zertifizierungskonzern für Bioprodukte.

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser

Mit dem Wachstum des Biomarkts wächst der Druck zur internationalen Zusammenarbeit, auch bei der Verhinderung oder Aufdeckung von Betrugsfällen. Zur Betrugsabwehr vertieft derzeit die "Quavera Alliance", ein Netzwerk von europäischen Öko-Biozertifizierungsstellen, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Europaweit werden landwirtschaftliche Bio-Betriebe, Verarbeitungsunternehmen, Importeure und Handelsunternehmen nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau überprüft.



Naturland Richtlinien sind strenger als die EG-Bio-Verordnung und beinhalten auch Fairtrade-Anforderungen. Audits müssen auch in exotischen Produktionsländern durchgeführt werden wie bei diesen Biocrevetten des Züchters Expalsa in Ecuador.


Innovative Kontrollinstrumente wie risikobasierte Inspektionen, Internetplattformen für Bio-Zertifikate, stufenübergreifende Warenfluss-Prüfungen und neue analytische Methoden haben in den letzten Jahren Einzug in die Bio-Kontrolle gehalten. Erstmals fördert nun die Europäische Union mit einem Projekt die grenzüberschreitende Anwendung risikoorientierter Prüfmethoden. Im Laufe von zwei Jahren sollen mit Hilfe eines "Train-the-Trainer"-Konzeptes erfahrene Inspekteure aus europäischen Biozertifizierungsstellen weiterqualifiziert werden. Weiter sorgen virtuelle Zertifikats-Datenbanken für rasche Informationsabläufe. So kann das Risiko von Zertifikatsfälschungen in der Lebensmittelbranche gedämmt werden.

Kommunikation ist alles

Auch die beste Zertifizierung befreit die Vermarktungsunternehmen nicht von der Verantwortung ihrer Wertschöpfungskette oder einer transparenten Kommunikation. Laut Coop werden alle Lieferanten des Grossverteilers regelmässig kontrolliert und die Betriebe liefern je nach Saison ihre Produkte frisch vom Hof an Coop. Die Kunden erhalten seit einiger Zeit detaillierte Informationen zur Herkunft von Bio-Gemüse und Bio-Früchten, auch aus dem Ausland.

Identifikationscodes ermöglichen die Rückverfolgbarkeit zu den Produzenten und deren Biohöfen, vertiefte Informationen vermittelt die Unternehmenswebseite. Die mobile Kundschaft kann Detailinfos gleich via Coop-App nachschauen. Solche Angebote weisen auf das Entwicklungspotential für eine zeitgemässe Produktkommunikation weit über den begrenzten Platz von Verpackungen und Etiketten hinaus.

Bei Bioprodukten muss auf Verpackungen und Etiketten die zuständige Zertifizierungsstelle deklariert sein. Die Biozertifizierung durch die bio.inspecta AG ist durch den offiziellen Code "Bio-Zertifizierung: CH-BIO-006" erkennbar. Die bio.inspecta AG stellt die Bioqualität in enger Zusammenarbeit mit ihren Partnern im weltweiten Zertifizierungsnetzwerk und in Koordination mit den amtlichen Vollzugsbehörden und den verschiedenen Labelinhabern sicher. Die Behörden überwachen ihrerseits die Zertifizierungsstellen im Rahmen internationaler Standardverfahren (Akkreditierung) und stellen damit korrekte und unabhängige Abläufe sicher.

Geninformationen garantieren Fisch-Herkunft

Die lückenlose Herkunftsidentifizierung stellt gerade KMU in der Gastrobranche vor grosse Herausforderungen. Gemeinsam mit dem Schweizer Labor Biolytix AG hat die Handelsfirma Bayshore AG daher ein neues Verfahren entwickelt, welches die Rückverfolgbarkeit von nachhaltig bewirtschafteten Meerestieren garantieren soll. Ausgangspunkt ist der genomische "Flossenabdruck" mit dem für jeden Fisch das Herkunftsfanggebiet ermittelt werden kann.


Fischkutter (Bild zvg)


Da jede Spezies einen eindeutigen genetischen "Flossenabdruck" hat, kann die Biolytix gemäss eigenen Angaben die Fischart bestimmen. Der zubereitete Fisch auf dem Teller hat keinen Absender, keine Etikette. Seine Geninformationen (DNA) weisen jedoch auf seine Herkunft hin. Der Konsument hat so die Transparenz, die Sicherheit und den Schutz vor Fehldeklarationen.

Adrian Härri, Geschäftsführer der Firma Biolytix AG zur Methodik: "Das ist die Zukunft. Genetische Identifikationen von Tierarten werden immer öfters nachgefragt und werden immer wichtiger im Lebensmittelbereich. Es geht dabei meist um das Verhindern von Täuschungen des Konsumenten. Mit den sehr sensitiven neuen Methoden können wir aber auch zur Erhaltung von aussterbenden Spezies beitragen, zum Beispiel dem Blauflossenthunfisch." (Text: LID)


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