Food aktuell
Varia
25.11.2015
Lebensmitteltrends heute und morgen



Mintel, eine weltweit operierende Marktforschungs-Agentur hat kürzlich einige bekannte und weniger bekannte Foodtrends aufgelistet:


Vegi und Free From
„Vegi-Burger, glutenfreie Backwaren und laktosefreie Milchprodukte werden zunehmend nicht mehr nur als eine Alternative für Lebensmittelallergiker und Vegetarier wahrgenommen, sondern als neue Proteinquellen für den durchschnittlichen Verbraucher. Damit deutet sich eine grundlegende Veränderung des Marktes an, in dem Alternativen in den Mainstream übergehen“.

Zusatzstoffe: Staatsfeind Nr. 1
„Der Wunsch unter Verbrauchern nach natürlicheren und weniger verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken bringt immer mehr Hersteller dazu, Zusatzstoffe wegzulassen (Clean Label) oder die Zutatenliste stark zu reduzieren (Clear Label). Immer mehr Konsumenten, die auf der Suche nach natürlichen Formulierungen mit erkennbaren Zutaten sind, hinterfragen Produkte mit E-Nummern“.

Öko ist die neue Realität
„Dürren, Sorgen über Lebensmittelabfälle (Foodwaste) und Naturphänomene werden nicht nur Auswirkungen auf die weltweite Nahrungsmittel- und Wasserversorgung haben, sondern auch auf die Produktion von Lebensmitteln und Getränken. Im Jahr 2016 wird sich Nachhaltigkeit von einer Nebensächlichkeit zu einem notwendigen Bestandteil bei dem Entwurf neuer Produktinnovationen entwickeln“.

Wellnessprodukte
„Wie das Sprichwort sagt: Schönheit kommt von innen. Mehr und mehr Verbraucher erkennen, dass Ernährung ihr Aussehen und Wohlbefinden beeinflussen kann. Dieser Trend eröffnet eine Reihe neuer Möglichkeiten für Produkte, welche sowohl die Erscheinung, als auch das Wohlbefinden der Verbraucher optimieren, wie zum Beispiel Nahrungsmittel mit probiotischen Bakterien“.

Functional Food für Sportler
„Immer mehr Leute wollen einen aktiveren Lebensstil führen. Die steigende Anzahl an Fitness-Programmen, die Verbraucher dazu anhalten, dynamisch und aktiv bleiben, zeugt von einem parallelen Bedürfnis nach Lebensmitteln, die Verbrauchern helfen, sich mit Sporternährung vertraut zu machen. Dies schafft eine Gelegenheit für Produktsortimente, die die Fitness-Fortschritte auf Seiten der Verbraucher aktiv begleiten und unterstützen“.


Bei Functional Food gibt es viele Unterkategorien: von Health Food über Brain Food, Anti Aging Food und Beauty Food bis zum Aphrodisiakum. Die Werbung hält auch hier nicht immer was sie verspricht. Oder Konsumenten reden sich selber etwas ein und greifen zu angereicherten Produkten, verschmähen aber wirklich gesunde Produkte wie zB Vollkornbrot.


Marketing mit Story Telling
„In den letzten Jahren sind Verbraucher mit Herkunft von Produkten, Inhaltsstoffen und inspirierenden Entstehungsgeschichten bombardiert worden. Hersteller von Massenprodukten haben dabei ähnliche Behauptungen aufgestellt wie Hersteller von handwerklich gefertigten Produkten. Diese Proliferation – und gelegentliche Propaganda – wird Verbraucher und Regulierungsbehörden gleichermassen dazu veranlassen, nach verifizierten Produktsiegeln Ausschau zu halten“.

Onlineshopping, E-Commerce
Webshops, Apps und Lieferservice verändern Verbraucherverhalten mit Auswirkungen auf das gesamte Angebot, von Nischenprodukten bis hin zum Lebensmitteleinkauf. Während das Internet die Lebensmittellandschaft bisher noch nicht drastisch verändert hat, treiben Innovationen Verbraucher dazu an, vermehrt über den Tellerrand der traditionellen Einzelhändler zu schauen“.

Authentisches, Esoterisches, Superfood & Co
„Angesichts der vielen hochverarbeiteten Lebensmittel, die heutzutage im Supermarktregal zu finden sind, interessieren sich Verbraucher wieder vermehrt für alte Getreidesorten und Superfoods. Dieses Interesse an historischen Zutaten legt nahe, dass Verbraucher sich wünschen, mehr über ihre eigene Physiologie zu erfahren und ihre Ernährung in Zukunft an ihr eigenes Erbgut anzupassen“.



Nähe schafft Vertrauen: Auch Regional- und Bioprodukte legen zu bei Konsumenten auf der Suche nach dem Echten. Bei Bioprodukten sind auch unbewusste Gesundheitsvorteile ein Kaufmotiv.


Dinner for One
„Immer mehr Verbraucher in allen Altersgruppen leben in Einpersonenhaushalten oder essen Mahlzeiten gelegentlich allein. Diese Mahlzeiten für eine Person erfordern kleinere Produktgrössen und Verpackungen sowie Werbeaktionen, die die Stigmatisierung des Solo-Essens weiter erodieren“.

Food Design
„Geschmack war lange der Kern der Innovation, aber in einer Gesellschaft, in der visuelle Aspekte und die Möglichkeit etwas zu teilen immer wichtiger werden, müssen neue Produkte in kräftigen Farben kommen und optisch ansprechend sein. Marken können sich vom globalen Food Service Bereich inspirieren lassen und mit lebendigen Farben und neuartige Formen experimentieren, die sich für das Lob der Verbraucher in Social-Media-Beiträgen lohnen“.

Food Porn
„Die steigende Anzahl von Food Bloggern und YouTube-Köchen hat bei Verbrauchern ein erneutes Interesse am Kochen geweckt. Allerdings wird nicht nur für den Hunger gekocht, sondern auch um die neueste Kreation auf Social Media zu präsentieren. Verbraucher haben dafür verschiedene Beweggründe: Die einen hoffen, dass sie für ein Fernsehprogramm entdeckt werden, während andere ihrer privaten Spezialitäten frönen, seien es Cupcakes oder Curries. So oder so, Verbraucher kochen, um das Ergebnis mit Freunden und Social-Media-Anhänger zu teilen“.

Kommentar von Mintel:
„Diese Trends untersuchen, wie sich die Prioritäten der Verbraucher verändern, wo sich Möglichkeiten für Fortschritte in der Produktformulierung präsentieren, und wie die fast unausweichliche Ausbreitung der Technologie den Lebensmittel- und Getränkemarkt im kommenden Jahr beeinflussen wird. Neben den Verbrauchern selbst gibt es allerdings auch noch andere Einflussfaktoren, die bestimmen was, wie, wo und mit wem Verbraucher essen und trinken.

Dazu zählen zum Beispiel Verlagerungen in der Wirtschaft, Naturphänomene und Social Media“, sagt Zegler, Global Food und Drink Analystin bei Mintel. „Die Trends werden sich auf der Basis einer Vielzahl von Faktoren, einschliesslich kultureller Normen, regionaler Verfügbarkeit und gesellschaftlicher Bedürfnisse, auf der ganzen Welt unterschiedlich entwickeln. In einigen Fällen werden sich etablierte Trends von einem Bereich auf einen anderen verlagern, während einige neue Trends das Potenzial haben, den globalen Markt zu verändern“.

Die Vollversion von Mintels „Global Food and Drink Trends 2016“ können Sie hier kostenlos herunterladen. Die PDF-Datei enthält eine Übersicht zu den einzelnen Trends und eine Heat Map, die aufzeigt, wo Trends bereits etabliert sind, in den Mainstream übergehen oder gerade im Kommen sind.

Mintel ist die weltweit führende Agentur für Market Intelligence. Seit über vierzig Jahren unterstützt Mintel die Wachstumsziele Ihres Unternehmens mit Expertenanalyse hochwertiger Daten und Studien. Mintel hat Niederlassungen in London, Chicago, München, Shanghai, Belfast, Kuala Lumpur, Mumbai, New York, São Paulo, Singapur, Sydney, Tokio und Toronto. http://de.mintel.com

Digitalisierung des Essens

Weitere Trends zeigten sich an der Tagung "Brennpunkt Nahrung" am 28.10.2015 der Messe Luzern: Essstäbchen, welche die Qualität der Nahrung testen. Drohnen, die das Essen liefern. Und die Schwierigkeit, eine steigende Weltbevölkerung ernähren zu können. Die Land- und Ernährungswirtschaft im Jahr 2025 war das Thema bei "Brennpunkt Nahrung".



David Bosshart ist überzeugt, dass die Digitalisierung Auswirkungen auf die Essgewohnheiten hat.


David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler-Instituts GDI, geht davon aus, dass der grösste Teil der Innovationen durch Software und technische Entwicklungen beeinflusst wird. Als Beispiel nannte er "Smart Chopsticks": Mit diesen Essstäbchen lässt sich testen, ob das Essen auf dem Teller sicher ist. Lanciert wurden die Stäbchen von Baidu, dem "chinesischen Google". Dies nicht zuletzt, weil bei vielen Chinesen in Sachen Lebensmittelsicherheit aufgrund von etlichen Skandalen Unsicherheit herrscht.

An der ersten Fachkonferenz "Brennpunkt Nahrung" in Luzern zeigte sich, dass auch die künftige Lebensweise der Menschen grossen Einfluss auf die Nahrung haben wird. Das Stichwort lautet "Homing". Gemäss David Bosshart wird man künftig wieder mehr Zeit zu Hause verbringen, dies einerseits weil Home Office die Arbeitsproduktivität steigern könne, andererseits aber auch, weil man mittlerweile mit der digitalen Vernetzung zu Hause deutlich mehr Möglichkeiten habe. Dies führt dazu, dass vermehrt Lebensmittel zu Hause konsumiert werden.

Dem entspricht auch der Trend, dass wieder mehr Wert darauf gelegt wird, das Essen selbst zuzubereiten und stark auf die Qualität und weitere Kriterien zu achten. Dennoch geht Bosshart davon aus, dass auch künftig nur eine Minderheit auf Bio oder Vegan setzen wird.

Dass Lebensmittelverluste eines der grössten Probleme sind, sieht Peter C. Böhni, Bühler Group Managing Director EPFL Innovation Satellite & Head Corporate Technology Value Nutrition, so. Während in den Industrieländern ein grosser Teil der Verluste auf Verschwendung, zum Beispiel bei Konsumenten, zurückzuführen sind, liegt in den Entwicklungsländern das Hauptproblem viel früher in der Wertschöpfungskette, nämlich bei Ernte, Lagerung und Verarbeitung. Als Beispiel nannte Böhni die Verarbeitung von Mais in Mühlen. (Text: LID)

Nicht zu vergessen sind weitere Megatrends wie
●Health Food legt zu: gesunde Produkte sind begehrt (auch vermeintlich gesunde)
●Nachhaltige Produkte legen zu (auch vermeintlich nachhaltige)
●Convenienceprodukte mit noch höherem Conveniencegrad
●Billigprodukte werden noch billiger
●Der globale Food-Handel wird noch globaler
● Extravagante Produkte werden noch extravaganter und zu reinen Effekthaschereien

Und es gibt Erkenntnisse, die sich zwar in der Fachwelt langsam durchsetzen aber nicht so schnell in den Köpfen der Konsumenten. Diese stellen festgefahrene Vorurteile ungern in Frage. Beispiele: ungehärtete Fette und Nahrungscholesterin sind heute rehabilitiert, dennoch legen in der Gunst des Publikums fettreduzierte Produkte zu auf Kosten von fettreichen. (GB)

Weiterlesen: Erforschung von Food-Konsumtrends

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