Food aktuell
Varia
29.12.2015
Schweizerische Landwirtschaft im 2015


Die Schweiz erlebte im Sommer 2015 eine extreme Hitzewelle. Das wirkte sich stark auf die Landwirtschaft aus. Geprägt war das Jahr auch von tiefen Preisen für Milch, Schweine und Zucker. Die Hitze zu spüren bekamen auch die Kartoffeln. Die Erträge lagen um rund einen Viertel unter dem langjährigen Durchschnitt.

Geprägt war das Jahr auch von einem Preiszerfall auf dem Milchmarkt, was eine rentable Produktion praktisch verunmöglichte. Als Folge der tiefen Preise gingen auch die Milchviehbestände zurück. Seit längerem in einer Preiskrise befindet sich der Schweinemarkt. Diese setzte sich trotz gutem Grillwetter auch 2015 fort, die Vorjahrespreise wurden gar noch unterboten.

Doch es gibt auch Positives aus der tierischen Produktion. Schweizer Eier und Poulets verkaufen sich weiter gut und konnten sich trotz starkem Franken gegen Importware durchsetzen. Im Trend liegt auch Lammfleisch aus der Schweiz. Dieses liess sich 2015 sehr gut verkaufen und die Preise lagen klar über dem Vorjahr.

2015 war ein gutes gutes Getreidejahr: Das Getreide litt nicht so stark unter der Hitze wie andere Kulturen. Die Qualität des Brotgetreides war deutlich besser als im Vorjahr. Das Wintergetreide hatte von guten Saatbedingungen im Herbst profitiert und litt nicht stark unter der Sommerhitze. Dank den trockenen Erntebedingungen musste wenig Brotgetreide als Futter verwertet werden.

Die Versorgung der Mühlen mit Schweizer Brotgetreide war dadurch besser als im Vorjahr. Es mussten gar Deklassierungen vorgenommen werden, um Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen. Swiss granum legte die Ernterichtpreise wie im Vorjahr auf 52 Fr. für die Klasse Top, 50 Fr. für die Klasse I und 49 Fr. für die Klasse II fest. Beim Futtergetreide nahm die Weizenfläche ab, die Gerste konnte sich stabilisieren.

Nach idealen Saatbedingungen machten zuerst die ausgiebigen Niederschläge und dann der heisse und trockene Sommer den Zuckerrüben zu schaffen. Die Erntemenge lag deutlich unter, die Zuckergehalte über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Insgesamt gab es einen rekordtiefen Zuckerertrag pro Hektare, allerdings mit grossen Unterschieden zwischen den Regionen und Parzellen. Der Preiseinbruch auf dem europäischen Zuckermarkt wirkte sich negativ auf die Schweizer Preise aus. Aufgrund der kleinen Ernte und der Preissenkungen mussten die Rübenpflanzer schmerzliche finanzielle Einbussen hinnehmen.

Beim Raps wurden überdurchschnittlich hohe Erträge geerntet, auch wenn sie das Rekordniveau 2014 nicht ganz erreichten. Die Mengen haben den Bedarf der Ölmühlen gedeckt oder gar überschritten. Die Produzentenpreise lagen aufgrund des starken Frankens und den tiefen internationalen Preisen tiefer als letztes Jahr. Die Anbaufläche und Produktion von Sonnenblumen stieg leicht an. Die Sojaerträge lagen auf dem Niveau des Vorjahres. Soja und Sonnenblumen erhielten wie in den Vorjahren eine zusätzliche Unterstützung durch die Ölsaatenbranche (Produktionspool Ölsaaten), um deren Wirtschaftlichkeit zu verbessern.

Die extremen Wetterverhältnisse wirkten sich spürbar auf die Kartoffelernte aus. Verglichen mit den letzten 5 Jahren lagen die diesjährigen Erträge 25% unter dem Durchschnitt. Die Kaliber waren klein, die äusseren und inneren Qualitäten mehrheitlich gut. Als Hauptmängel liessen sich Formmängel und Schorf feststellen. Auch bei den Bio-Kartoffeln waren die Erträge deutlich tiefer als im Vorjahr. Aufgrund des kleineren Angebots lagen die Produzentenpreise 2015 mehrheitlich am oberen Ende des Preisbandes und somit über dem Niveau des Vorjahres.


Das extreme Wetter sorgte für kleinere Kartoffeln und eine tiefe Ernte.


Dank dem milden Frühling glückte der Gemüsebranche ein guter Start in die Saison. Die Überschwemmungen im Mai führten zu einer temporären Angebotsreduktion. Der darauffolgende heisse und trockene Sommer bedeutete besonders für die Freilandproduktion einen grossen Mehraufwand. Es musste sehr viel bewässert werden, was auch höhere Produktionskosten mit sich brachte. Die Mengen konnte bei den meisten Produkten gehalten werden. Das schöne Wetter bescherte den Gewächshauskulturen gute Ernten und eine erfreuliche Nachfrage. Für die Lagergemüse wird mit geringen Erträgen gerechnet.

Die Apfelernte lag rund 5% unter dem Durchschnitt der Vorjahre. Rund 100'000 Tonnen wurden als Tafeläpfel vermarktet, gut 80'000 Tonnen gingen zu den Mostereien und in die Industrie. Anders als in früheren Jahren waren keine Exporte erforderlich, was sich positiv auf die Preise auswirkte. Bei den Birnen fiel die Ernte mit 35'000 Tonnen durchschnittlich aus, trotzdem überstieg sie den inländischen Bedarf. Empfindliche Rückbehalte bei den Mostbirnen waren die Folge.

Bei Kirschen, Aprikosen und Zwetschgen war die Qualität gut, die Mengen aber bis 30 % tiefer als im guten Vorjahr. Der heisse Sommer führte zu etwas kleineren Kalibern. Die Vermarktung war entsprechend problemlos. Auch bei den Beeren war der Ertrag 5 bis 15% tiefer als 2014. Entgegen vieler Befürchtungen liess sich die Kirschessigfliege gut kontrollieren. Der Infektionsdruck des Feuerbrands war mittel.

Zur Blütezeit tauchten in verschiedenen Rebbergen deformierte und verfärbte Blätter auf. Dies war offenbar die Folge der Verwendung eines Pflanzenschutzmittels der Firma Bayer. Die Reben profitierten ansonsten vom warmen und trockenen Sommer. Die Pflanzen waren ausserordentlich gesund. Auch die Kirschessigfliege verursachte nur wenige Schäden, weil den Männchen Temperaturen über 30° nicht bekommen.

Die Lese begann Anfang September, zwei bis drei Wochen früher als üblich. Die Mengen fallen eher unterdurchschnittlich aus, aufgrund den erwähnten Pflanzenschutzschäden und Trockenheitseinbussen in gewissen Regionen. Dafür ist die Qualität hervorragend - sie verspricht einen ausserordentlich guten Jahrgang. (Text: SBV)


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