Food aktuell
Varia
7.1.2016
Rückblick: Tierproduktion im Jahr 2015


Der Bankviehmarkt verlief 2015 erfreulich. Die Produktion war wie im Vorjahr relativ hoch (+1%) und teilweise gab es Preisdruck infolge zu hoher Mengen im Labelbereich. Bis Ende Jahr gab das Bundesamt für Landwirtschaft 5‘900 t High-Quality Rinds-Nierstücke für den Import frei, 550 t mehr als im Vorjahr. Weil jedoch die Nachfrage nach Rindfleisch sehr gut war, lag 2015 der QM-Munipreis T3 mit rund 9 Fr./kg Schlachtgewicht 65 Rp. über dem Vorjahresniveau. Damit konnten die Mäster die wegfallenden Tierbeiträge zum Teil wettmachen.

Die Kälbermäster hatten kein einfaches Jahr. Weil es keine öffentlichen Kälbermärkte mehr gibt, entfiel die Absatzgarantie für Bankkälber. Zahlreiche Medienberichte über die Kalbfleischfarbe und das Schlachten junger Tränkekälber trübte zudem das Image des Kalbfleischs. Im Frühjahr wurden rund 490 Tonnen Kalbfleisch eingefroren. Trotzdem sank der Preis im Mai auf 12 Franken/kg Schlachtgewicht. Obwohl sich der Markt im Sommer erholte, blieben die Preise tief. Erst gegen Herbst zogen sie an. Im Schnitt wurde für T3-Kälber 13.78 Fr./kg Schlachtgewicht gelöst, 10 Rp. mehr als im Vorjahr.

Anfang August einigten sich die Kälbermäster, Tierschützer und Kälberhändler, dass ab dem 1. November nur Tränkekälber von Milchkühen gehandelt werden, die mindestens 21 Tage alt sind. Eine Umfrage der Bauernzeitung zeigte, dass dieses Mindestalter weitgehend eingehalten wird. Die neue 21-Tage-Regel ist auch darum ein Erfolg, weil die 3-wöchigen Kälber robuster und gesünder sind als bisher die zu jungen Kälber. Vor Weihnachten einigte sich die Branche, ab Neujahr 2016 die Preise der Tränker nach einem einheitlichen Schema zu erheben und als Richtpreise zu publizieren.

Zu viele Ferkel

Saisonal bedingt stieg der Ferkelpreis bis Ende Februar auf das Jahreshöchstniveau von 6.80 Fr./kg Lebendgewicht, was aber 1.50 Fr. weniger war als der Höchstpreis im Vorjahr. Ab April ging es bergab: Wegen Überangeboten sank der Preis stetig bis Ende September auf 3.50 Fr./kg lebend ab Stall. Auf Grund der Absatzprobleme im Schweinemarkt verzögerte sich in der Folge zusätzlich der Absatz der Jager. Die Ferkel galten im Jahresschnitt nur rund 5 Fr. je kg lebend ab Stall, das ist wenig mehr als im Tiefpreisjahr 2012.


Die Schweinepreise waren auch 2015 trotz gutem Grillwetter tief.


Der QM-Schweinepreis kletterte im heissen Sommer während sechs Wochen auf den Jahreshöchstpreis von Fr. 3.80 je kg Schlachtgewicht, 90 Rappen weniger als im Sommer 2014. Trotz guter Marktsituation konnte kein weiterer Preisaufschlag erzielt werden. 2015 wurde nur wenig mehr Schweinefleisch produziert als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Wegen der guten Versorgung wurden keine Importe bewilligt. Die Nachfrage blieb trotz idealem Grillsommer über Wochen ungenügend.

Ende September lag der Preis pro Kilo Schlachtgewicht noch bei 3.20 Fr. Die Schweinepreise lagen mit Fr. 3.45 im Schnitt (ab Hof je kg Schlachtgewicht) noch nie so tief wie 2015. Im Vergleich mit dem Tiefstpreisjahr 2012 lag der Schweinepreis sogar 1 Rp. tiefer. Die Aussichten auf dem Schweinemarkt sind weiterhin getrübt. Seit 70 Wochen können die Schweinehalter mit dem Verkaufserlös ihre Kosten nicht decken.

Lammfleisch, Poulet und Eier sind gefragt

Lammfleisch liess sich 2015 sehr gut verkaufen, obwohl das Angebot aus den Wanderherden und Konkurrenz durch Importfleisch im Frühling reichlich war. Der Jahrestiefstwert lag bei Fr. 11.80/kg Schlachtgewicht für Schlachtlämmer, beachtliche Fr. 1.80 mehr als im Frühjahr 2014. An Ostern und über den Sommer stiegen die Preise auf ein Höchstniveau von 12.80 weiter.

Um die Nachfrage zu decken, wurden insgesamt rund 7'000 t Lammfleisch importiert, rund 800 t mehr als im Vorjahr. Die Alp- und Berglammprojekte kurbelten den Lammfleischkonsum an. Der durchschnittliche Produzentenpreis für T3-Lämmer franko Schlachthof lag mit rund Fr. 12.30 um 60 Rp. höher als 2014.



Schweizer Eier stehen bei den Konsumenten nach wie vor hoch im Kurs.


Trotz wachsender Inlandproduktion verkaufen sich Schweizer Eier und Poulets nach wie vor gut. Der Inlandanteil liegt nun bei 57% (Eier) und 55% (Poulets). Die Konsumentinnen und Konsumenten geben Schweizer Eiern und Schweizer Poulets weiterhin den Vorrang - trotz Frankenstärke und Einkaufstourismus. Die gute Koordination zwischen Detailhandel, Vermarktung und Produzenten wirkt sich konstruktiv für alle Beteiligten aus.

Milchpreis: Die Ampeln stehen auf rot

Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar sorgte für denkbar schlechte Startbedingungen. Die produzierte Milchmenge war zwar ab Jahresbeginn leicht rückläufig, dies genügte jedoch nicht, um den massiven Preiszerfall zu stoppen. Weitere negative Rahmenbedingungen kamen dazu: das Embargo Russlands gegenüber EU-Nahrungsmitteln, die schwächelnde Wirtschaft in China, die Aufhebung der Milchkontingentierung in der EU sowie das weltweit tiefe Preisniveau für Agrarprodukte und im speziellen für Milch und Milchprodukte.

Im Käseexport fielen die Preise auf das tiefe Niveau des Jahres 2012. Obwohl die Exportmenge erfreulicherweise nicht zurückging, nahm der Wert der Käseexporte gegenüber den Vorjahren ab. Ende August beliess die Branchenorganisation Milch den Richtpreis für die A-Milch trotz der schwierigen Situation auf 68 Rappen pro Kilogramm Molkereimilch bis Ende Jahr. Die Richtpreise für B- und C- Milch befanden sich jedoch im Sinkflug. Gemäss der Marktbeobachtung des Bundesamtes für Landwirtschaft lag der Produzentenpreis für Industriemilch im ersten Semester 2015 nur noch knapp über 55 Rappen pro Kilogramm. Eine rentable Milchproduktion ist unter solchen Bedingungen nicht mehr möglich.



Als Folge des tiefen Milchpreises gingen die Milchvieh-Bestände zurück.


Der Nutzviehmarkt erlitt im Frühjahr aufgrund der tiefen Milchpreise einen Rückgang um rund 200 Franken auf 3'000 Franken je Kuh. Im heissen Juli wurden mehrere tausend Kühe wegen Futtermangel vorzeitig geschlachtet und trotzdem stiegen die Kuhpreise an den Auktionen auf 3'400 Franken je Kuh. Zum Jahresende pendelten sie sich bei 3'000 bis 3'100 Franken ein. Junge Milchkühe blieben gesucht, weil viele Milchkühe mit Stieren von Fleischrassen besamt werden und sich so die Zahl der für die Nachzucht geeigneten reinrassigen, milchbetonten Kuhkälber reduziert.

Als Folge des anhaltend tiefen Milchpreises gingen die Milchviehbestände zurück. Verarbeitungsvieh war über das ganze Jahr gesucht. Zur Deckung der Nachfrage nach Verarbeitungsfleisch wurden Importe bewilligt. Die Importe lagen bei rund 12'360 Tonnen Kühe in Hälften, was aber rund 2'000 t weniger war als in der derselben Vorjahresperiode. Im Schnitt wurde für T3-Kühe im Schlachthof 7.78 Fr./kg Schlachtgewicht gelöst, was 40 Rp. mehr als im Vorjahr ist. (Text: SBV)

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