Food aktuell
Varia
27.1.2016
Schweiz an der Grünen Woche 2016


Die Schweiz präsentierte sich an der Grünen Woche in Berlin mit einem Gemeinschaftsstand unter der Federführung von Agro-Marketing Suisse (AMS). Neben Produktpräsentationen und Degustiermöglichkeiten lud auch das "Le Restaurant Suisse" die Besucherinnen und Besucher ein.


Für die Schweizer Land- und Ernährungwirtschaft beginnt das Jahr jeweils mit einem wichtigen Termin. An der Grünen Woche in Berlin kann sich die Branche in ihrem wichtigsten Exportmarkt an der internationalen bedeutendsten Messe präsentieren. Den Besucherinnen und Besuchern wurden dieses Jahr an 12 Marktständen Spezialitäten wie Käse, Schokolade, Trockenfleisch und Wein präsentiert sowie der Schweizer Agrotourismus schmackhaft gemacht.

Gerade die Käsebranche hat mit dem Ende des Euromindestkurses ein hartes Jahr hinter sich. Die Exporte der grossen Sorten wie Emmentaler AOP, Gruyère AOP und Appenzeller nahmen ab. Ein Lichtblick der Branche war dieses Jahr neu in Berlin vertreten. Der vor knapp einem Jahr von Tilsiter lancierte Swizzrocker überzeugt mit seinem unkonventionellen Auftritt die Kunden im Ausland.

"Swizzrocker ist sowas wie der Harley Davidson unter den Käsen. Er vermittelt ein Lebensgefühl der Freiheit und passt gut zu den Schweizer Landschaften, die am Stand allgegenwärtig sind", sagt David Escher, Direktor von Switzerland Cheese Marketing. Tilsiter konnte dank der auffälligen Neulancierung seinen Exportumsatz um 40 Prozent steigern. Nicht nur der Käse war an der Messe gefragt, auch das typische Schweizer Trockenfleisch. So musste bereits nach dem ersten Wochenende eine Nachlieferung Bündner Fleisch bestellt werden. Ähnlich begehrt waren die Apfelringli, die an das Publikum verteilt wurden und mit denen der Schweizer Bauernverband den Erfolg der Expo Milano nach Berlin trägt. Viele Besucherinnen und Besucher fragten danach, ob man die Apfelringli auch kaufen könne.

Hohe Besuche

Zu Beginn der Messe statteten unter anderem der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, der deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied sowie Bernard Lehmann, Direktor des Schweizer Bundesamtes für Landwirtschaft, dem Schweizer Stand einen Besuch ab. "Der Auftritt in Berlin dient dazu, sowohl Konsumenten als auch Fachbesuchern die Mehrwerte der Schweizer Produkte zu vermitteln", so Bernard Lehmann, der sich vom Schweizer Auftritt überzeugt zeigte.

Beim "Alpentschutten" konnten die Besucher dann auch gleich selbst Fuss anlegen. Gross und Klein können sich dort beim Torwandschiessen versuchen. Das taten auch die Vertreter des deutschen Ministeriums und des Schweizer Bundesamtes. Leer ging dabei niemand aus, alle erhielten einen Fanschal, der bereits auf die Euro 2016 einstimmt. Fussballerisch betätigte sich auch Emmentaler-Botschafterin Michelle Hunziker. Sie konnte beim Alpentschutten die Torpremiere erzielen. Ein gutes Omen für die Schweizer Nati.


Michelle Hunziker in Lebensgrösse aber auf einem Plakat


Städter ernähren: eine Logistik-Krux

Bereits die Hälfte der Erdbevölkerung lebt in städtischen Gebieten. Laut Prognosen der Vereinten Nationen werden im Jahr 2050 gar drei Viertel der Weltbevölkerung und damit 7 Milliarden Menschen in den Städten leben. Diese Menschen zuverlässig mit ausreichend und gesunden Lebensmitteln zu versorgen ist eine Herausforderung. Das betonte auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in seiner Videobotschaft zur 8. GFFA-Konferenz in Berlin.

Unter dem Titel "Wie ernähren wir die Städte? - Landwirtschaft und ländliche Räume in Zeiten von Urbanisierung" diskutierten Vertreter aus über 100 Ländern unter anderem die Bedeutung der Verstädterung für die Ernährungssicherheit der Menschen in den verschiedenen Regionen der Welt.

"Herd für soziale und politische Instabilität"

Bei der Eröffnung des Internationalen GFFA-Podiums wies der deutsche Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, darauf hin, dass die grösste Migrationsbewegung unserer Zeit nach wie vor diejenige vom Land in die Stadt sei. "Die rasch steigenden Bevölkerungszahlen in den Städten, kombiniert mit unzureichender Verfügbarkeit und fehlendem Zugang zu Nahrungsmitteln sind ein gefährlicher Herd für soziale und politische Instabilität", sagte der Minister.

Im Podiumsgespräch wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, dass die Urbanisierung nicht ohne die Landwirtschaft gelingen kann. Guiliano Pisapia, Bürgermeister von Mailand, erklärte, dass sich die Bürgermeister von 116 Städten mit der Unterzeichnung eines Bündnisses auf der Expo 2015 verpflichtet haben, ihre Ernährungssysteme in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln.

Ein Beispiel, wie das funktionieren kann, liefert ein Projekt in Marokko, welches das Leben auf dem Land verändert hat. Ein marokkanischer Landwirt hatte 2006 auf Biolandwirtschaft umgestellt, da die konventionelle nicht mehr rentabel war. Später hat er sich mit zahlreichen Berufskollegen vor den Toren von Casablanca zu einer Erzeugerkooperation zusammengeschlossen. Diese liefert nun Gemüsekörbe im Abo-System an die städtische Bevölkerung.

"Viele Bauern, die in der Stadt nach Arbeit gesucht hatten, sind nach einer Ausbildung in Landwirtschaft wieder aufs Land zurückgekehrt", sagte die Podiumsteilnehmerin aus Marokko. Dadurch hätten sich die Lebensbedingungen der Bauernfamilien enorm verbessert.

Marco Marzano de Marinis, Generalsekretär des Weltbauernverbandes (WFO), stellte fest, dass für die Landwirte weltweit der mangelnde Zugang zu Finanzmitteln und Innovationen ein grosses Problem sei. Er forderte die anwesenden Politiker auf, den Dialog mit den Landwirten zu suchen. "Wir sollten zuerst den Bauern zuhören", sagte er. Dies würde es erleichtern, Lösungen zu finden. (Text und zwei erste Bilder: LID / AMS)


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