Food aktuell
Varia
9.2.2005
Marketing-Tipp der Woche: Weltrekord


Stellen Sie einen Rekord auf und informieren Sie die Presse.

Inserate kosten. Grosse Firmen geben zehnmal mehr aus für Werbung als für Produktentwicklung. Aber auch gewerbliche Betriebe mit kleinen Werbebudgets haben Chancen, die Gunst des Publikums zu gewinnen: indem sie die Medien als Verstärker einsetzen. Eine trendige Form dabei ist, ihnen Rekorde anzukündigen. Dabei muss man nicht einmal einen bestehenden Rekord im Guiness-Buch brechen.

Marketing-Profi Emmi hat am letzten Samstag gezeigt, wie man es macht: Der Käse-Gigant versandte Pressemitteilungen: Er wolle einen Weltrekord im Raclette-Essen aufstellen (Emmi will Raclette-Weltrekord)

Da es noch keinen solchen Eintrag im Guinessbuch gab, konnte Emmi ja nur gewinnen. «Wir verschenkten knapp 16'000 Portionen Raclette, das in acht Stunden in zwanzig Öfeli geschmolzen wurde», verriet Guido Kälin, Marketingleiter-Leiter der Emmi-Käse-Sparte. Dies war nur ein Teil der PR-Aktion: Emmi organisierte ausserdem die Live-Übertragung der WM-Herrenabfahrt aus Bormio auf Grossleinwand im Hauptbahnhof Zürich sowie prominente Gäste: Maria Walliser, Miss Schweiz Fiona Hefti, Chris von Rohr (wieder mit Kopftuch) und Marc Sway. Dazu die Comedy Gruppe Haruls, die Trychler Gruppe Dietikon und die Guggenmusik Quä Quäger Triengen.

Gratis-Lunch, Sportübertragung und Live-Prominenz ist der richtige Mix, um das Publikum anzulocken. «Wir wollten Goodwill schaffen und unsere Bekanntheit als Käse-Hersteller steigern», so Kälin. «die Medien-Aufmerksamkeit war nur ein Nebenziel». Aber dank den Medien erreichte die Emmi-Botschaft auch die Nicht-Anwesenden: «Wenigstens beim Käse die Nase vorn», titelte der Tagi am Montag dreispaltig und illustrierte das Happening mit einem Bild von 18 cm.

Perfekte PR für Emmi. «Wenigstens» bezieht sich auf die verpassten Medaillenchancen unserer Ski-Kanonen. Ins Guiness-Buch wird der Rekord allerdings nicht aufgenommen, weil er keine Einzelleistung ist.

Das «Nebenziel» war erreicht, aber das kulinarische nicht ganz. Zu einer Portion Raclette gab’s symbolisch eine kleine Kartoffel. Wer sich getraute eine zweite zu verlangen, bekam sie zwar. Aber Emmi bzw die beauftragte «Candrian Catering» servierte zu den 1.5 Tonnen Käse nur eine Tonne Kartoffeln. Hätte Emmi «Swisspatat» als Co-Sponsor angefragt, wäre das Verhältnis bestimmt ausgewogener gewesen.

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