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Varia
8.9.2006
Neue chemiefreie Methode für besseres Obst

Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW testet die Beschattung durch Folien zur Steigerung der Früchte-Qualität. Der Trend zu regionalem Obst ist eine Herausforderung für die Produzenten.


„Der Geschmack ist das Wichtigste“, betont Peter Eichenberger, Präsident der Zürcher Erwerbsobstproduzenten (ZEO), „der Konsument will ein positives Erlebnis, wenn er in eine Frucht hineinbeisst.“ Um genau diesen Genuss weiter zu steigern, entwickeln und testen ExpertInnen an der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW neue Obstsorten und verbesserte Anbaumethoden.

An den jährlichen ZEO-Sommertagungen tauschen sich Forschende, beratende Fachleute und die Obstbaubranche aus – diesmal auf den Anlagen der Forschungsanstalt in Wädenswil. Der Blick schweift über eine Versuchsanlage mit Niederstamm-Apfelbäumen. Der ACW-Forscher Albert Widmer erklärte den Obstproduzenten die Versuche zur Ertragsregulierung durch Beschattung der Bäume.

Beschattung statt Ausdünnen

Das Problem: Lässt man alle heranreifenden Früchte am Baum, bleiben diese klein und von geringer Qualität. Um schöne und aromatische Früchte zu erhalten, muss im Frühjahr ein Teil der Früchte entfernt werden. Dies kann von Hand oder mit chemischen Mitteln geschehen. An der Forschungsanstalt wird mit Beschattung durch Folien eine dritte Methode zur Reduktion des Ertrags und Steigerung der Qualität getestet.

Peter Eichenberger ist beeindruckt: “Die Beschattungsversuche sind sehr interessant. Diese Methode kommt ohne Chemie aus.“ Hanspeter Berger von der Zürcher Fachstelle Obst (Strickhof) fügt hinzu: „Die Beschattung könnte für Biobetriebe wichtig werden, da dort keine chemischen Mittel verwendet werden dürfen.“

Herausforderung: Obst aus der Region

Durch die Apfel- und Birnen-Anlagen und die Kirschen- und Zwetschgen-Versuchsflächen führten auch Versuchsbetriebs-Leiter Alfred Husistein und Sortenspezialist Martin Kockerols von ACW. Sie zeigten den Obstproduzenten die verschiedenen Projekte und Sorten, die zu Testzwecken angebaut werden, etwa die gelbe Pflaumensorte Rheingold.

Jürg Fierz, Präsident vom Zürcher Obstbauverein fordert, dass in der Schweiz weiterhin neue Obstsorten gezüchtet werden: „Damit haben auch kleine Betriebe Zugang zu neuen Sorten, die nicht Club-Sorten sind.“ Diese Forderung passt zum Trend, dass die Konsumentenschaft mehr und mehr Produkte aus der Region will.


„Neuerdings verlangt beispielsweise die Migros Obst aus der Region“, weiss Klaus Gersbach, Leiter der Zürcher Fachstelle Obst (Strickhof), zu berichten, „für die Obstproduzenten heisst das, sich dem Markt anzupassen. Normalerweise stehen Obstbäume 15 Jahre in der Anlage. Wegen der sich schnell ändernden Nachfrage pfropfen Obstproduzenten die Bäume nun manchmal früher um.

Die vorzeitige Umstellung ist ein Problem, weil die Kosten noch nicht amortisiert sind.“ Dennoch ist Gersbach von diesem Regional-Trend erfreut und meint mit Blick in die Versuchsflächen: „Wir wissen, dass schorfresistente Äpfel vom Typ Gala in Wädenswil stehen und irgendwann den Obstproduzenten zur Verfügung stehen werden.

Solche Züchtungen aus Wädenswil sind wichtig, weil die Bäume an das Schweizer Mittelland-Klima angepasst sind und weil dank Schorf-Resistenz weniger Pflegeaufwand nötig sein wird.

Risiken nicht angepasster Sorten

Bei den Kirschen ist es besonders wichtig, dass die Sorten an der Forschungsanstalt getestet werden. Nimmt man nämlich Sorten aus Kanada merkt man, dass viele davon ein trockeneres Klima benötigen. Sie platzen auf, wenn es zu nass ist.

Bei Aprikosen und Pfirsichen sind wir auch sehr an neuen Sorten interessiert, da dieser Nischenmarkt gefördert werden soll. Hier braucht es vor allem Sorten, die robust gegen die Pilz-Krankheit Monilia sind. Das hilft mit, die Umwelt zu schonen und biologisch zu produzieren.“ Ein Nischenmarkt existiert auch für Tafeltrauben. Laut Gersbach wird deren Anbau im Kanton Zürich ausgedehnt.

Am letzten Posten unterstrichen die Pflanzenkrankheits-Experten Markus Bünter und Bea Buchmann, wie wichtig die Zertifizierung von Obstbäumen ist, damit Pflanzenmaterial virus- und phytoplasmenfrei ist: „Wenn die Obstproduzenten immer nach zertifiziertem Material fragen, dann werden sich die Baumschulen danach richten.“

Nur so können wir sicherstellen, dass Obstbauern mit Bäumen keine Krankheiten in die Anlagen bringen.“ – und keine Krankheiten bedeutet: gesundes, schmackhaftes Obst aus der Region.

Text und Bild Rheingold: Carole Enz, eidg. Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW

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