Food aktuell
Varia
30.9.2006
Getränketrends an der BRAU Beviale 2006


Die Messe BRAU Beviale 2006 lädt ein – vom 15 bis 17. November 2006 ins Messezentrum Nürnberg: Rund 1.500 Aussteller von Rohstoffen, Technologien, Logistik und Vermarktungsideen, ca. 40 Prozent davon international, garantieren einen umfassenden Überblick über den europäischen Markt. Sie erwarten gut 37.000 Fachbesucher.

Die BRAU Beviale ist 2006 die wichtigste Investitionsgütermesse der Branche. Als solche widerspiegelt sie Entwicklungen auf den internationalen Getränkemärkten. Noch gibt es hier gewaltige Unterschiede – schon beim jährlichen Pro-Kopf-Konsum an abgefüllten Getränken: Spitzenreiter sind die USA mit 376 Litern, gefolgt von Europa und Lateinamerika mit jeweils 167 Litern, dem Mittleren Osten mit 83 Litern, Asien und Australien mit 31 Litern sowie Afrika mit 19 Litern (Wild, D).

Kreativität ist angesagt. Während in den gesättigten Märkten Westeuropas oder in den USA ultimative Getränke-Kicks ebenso gesucht sind wie die ganz besondere Verpackungsgestaltung, ist der Anspruch an Kreativität in Osteuropa, Asien oder Afrika nach Massstäben gesättigter Märkte vielfach im Bereich des Üblichen angesiedelt.

Beispiel Wein: In Asien, wo Wein gerade populär wird und Weinkonsum ganz besonders trendy ist, stehen allein die Rebsorten oder Provenienzen für Kreativität. Momentan differieren Getränkepräferenzen noch stark zwischen gesättigten und ungesättigten Märkten. Aber es findet eine langsame Annäherung statt.

Alkoholfreie Getränke: Innovation und Bedarfsdeckung

Der alkoholfreie Getränkemarkt weist deutliche Unterschiede zwischen Ost und West auf. Während der Pro-Kopf-Verbrauch an alkoholfreien Getränken in Westeuropa bei 240 Litern jährlich angesiedelt ist, stehen dem in Osteuropa gerade einmal 94 Liter gegenüber.

Zahlen zeigen, dass neue Getränkekonzepte in Osteuropa bislang noch unterrepräsentiert sind. Beispiel Eistee: Werden in Westeuropa mittlerweile 5 Liter Eistee pro Kopf/Jahr getrunken, ist es in Osteuropa gerade mal ein Liter.
Bild: Kreative Eisteesorten von Twinings, welche zu Wander gehört.


In gesättigten Getränkemärkten sind immer neue Getränkekonzepte gefragt. Besonders erfolgreich sind derzeit Getränke mit gesundem Zusatznutzen. Sie zeichnen sich durch die Beigabe von funktionalen Bestandteilen wie Vitaminen, Mineralien, Proteinen oder Ballaststoffen aus. Der Variantenreichtum ist riesig. Vor allem fruchtsafthaltige und Erfrischungsgetränke bieten die Möglichkeit verschiedenartigster Rezepturen.

Saftgehalt, Aroma, Farbe, Viskosität und Geschmack werden beliebig zusammengestellt, entsprechende gesundheitsfördernde Bausteine mit hinzugefügt. Das zielgruppenspezifische alkoholfreie Getränk lässt sich auf diese Art und Weise kreieren. Ob Fitness-, Schönheitsdrink oder Ersatzmahlzeit in alkoholfreier Getränkeform – alles ist möglich. Bild: Angereicherte Michel-Fruchtsäfte aus dem Hause Rivella.


Adipositas (Fettleibigkeit) spielt in den gesättigten Getränkemärkten eine bedeutende Rolle. So sind innovative Süssungskonzepte für alkoholfreie Getränke stark gefragt. Bei der Entwicklung neuer Getränkerezepturen setzen innovative Hersteller z. B. auf eine neuartige Kohlenhydratquelle mit zahlreichen Vorzügen: Palatinose.

Das reine, weisse, kristalline, süsse Kohlenhydrat, wird ausschliesslich aus Rübenzucker gewonnen. Palatinose ist zahnfreundlich und wird langsamer vom Körper aufgenommen als Saccharose. Geschmacklich soll Palatinose dem Zucker sehr ähnlich sein, jedoch weniger süss.

Eine weitere interessante Neuentwicklung, die auf die Kombination von bequemer Verpackung mit dem gewünschten Zusatznutzen im Getränk setzt, ist „Fresh Can“. Hier gelingt es, sensible Inhaltsstoffe wie Vitamine, probiotische Zusätze oder Spurenelemente getrennt vom jeweiligen Getränk und im trockenen Umfeld aufzubewahren. Beim Öffnen der Dose entsteht ein Druckabfall. Empfindliche Wirkstoffe, die in wässriger Lösung oft nicht besonders lange haltbar sind, gelangen so erst zum Zeitpunkt des Konsums ins Getränk.

Thema für die Getränkeindustrie in gesättigten Märkten ist ein immer neues Aufspüren von Trendbewegungen und deren zügige Umsetzung. So kommt in Deutschland ein neuartiger Sojadrink in den Varianten Schoko, Vanille und +Calcium auf den Markt. Die drei kalorienarmen Drinks kombinieren gesunde Ernährung mit viel Geschmack und entsprechen damit den aktuellen Trends Wellness und Genuss.

Angeboten werden die Getränke in einer gesleevten, wieder verschliessbaren 500 ml-Leichtglasflasche. In Frankreich startet die Vermarktung einer neuen Cola-Sorte mit Kaffeegeschmack; belebend, anregend und durch eine leichte Karbonisierung kaffeeähnlich schäumend. Abgefüllt ist das Produkt in einer schwarzen Alu-Formflasche, die der klassischen Glasflaschenform nachempfunden ist.

Brasilianer trinken 24 Billionen Liter Soft drinks (Bild: coffeinhaltiges Nationalgetränk Guaraná). In zehn Jahren soll sich das Volumen nahezu verdoppeln. Soft drinks werden dann 47 Prozent am gesamten brasilianischen Getränkemarkt halten (Canadean, GB).

Innovation in gesättigten steht Wachstum der traditionellen Getränkekategorien in sich entwickelnden Getränkemärkten gegenüber. Beispiel Asien und mittlerer Osten: Lag der Absatz von abgefülltem Wasser 1999 dort gerade einmal bei 24,3 Billionen Litern, war er 2004 bereits bei 51,1 Billionen Litern angelangt. Für 2009 wird ein Konsum von satten 76 Billionen Litern prognostiziert (zenith international, GB).

Biermarkt: Bewegung, Wachstum und Konzentration

Hier ist weltweit klares Wachstum Programm. Seit 1999 stieg der Weltbierausstoss um 16 Prozent (Canadean, GB). Vor allem Asien, Osteuropa und Lateinamerika sind an diesen gewaltigen Wachstumsraten stark beteiligt. China hält als grösster Biermarkt mittlerweile einen ca. 20-prozentigen Anteil am Weltbierkonsum. Etwa 290 Mio. hl Bier werden dort jährlich getrunken. Bis 2010 soll der Bierkonsum in nochmals um 30 Prozent steigen.

Zweitgrösstes „Bierland“ sind die USA. 1994 waren sie mit einem Gesamtkonsum von 237 Mio. hl noch Leader des Welt-Biermarktes; vor China, versteht sich (1994: 140 Mio. hl/Jahr). Als heutige Nummer 2 liegt der Bierkonsum in den USA bei ca. 233 Mio. hl/Jahr. Gleichermassen rückläufig: der deutsche Biermarkt als drittgrösster weltweit mit einem Volumen von 106 Mio. hl/Jahr (1994: 119 Mio. hl/Jahr).

Seit 1994 stark aufgeholt hat dagegen Brasilien (von 63 auf 86 Mio. hl/Jahr). (Bild: Brasilianerin genehmigt sich ein Heineken).

Ein deutliches Plus auch für Russland, das von Rang 8 (1994: 17 Mio. hl/Jahr) mit nunmehr 85 Mio. hl/Jahr auf Platz 5 vor rückte.

Der asiatische und der osteuropäische Biermarkt wachsen stark. Allein seit 1999 wurden in Mittelost- und Osteuropa Steigerungen des Bierkonsums von über 47 Prozent realisiert. Wachstumsstärkste Biermärkte in der Region sind Russland, die Ukraine und Polen.


Die Konzentration auf dem Weltbiermarkt schreitet weiter voran: Die zehn grössten Braugruppen halten derzeit einen Anteil von ca. 52 Prozent. Der Weltbierkonsum liegt bei etwa 1.575 Mio. hl/Jahr (Plato Logic,GB).

Dass Biergenuss durchaus bierernst sein kann, bewies kürzlich die kanadische Trafalgar Brauerei, Oakville/Ontario. Vor der Parlamentswahl versah sie ihre Bierflaschen mit den Bildern der vier bedeutendsten Kandidaten. Der Absatz sollte zeigen, wer in der Wählergunst vorne liegt. Die Verkaufszahlen der verschiedenen Biere lagen äusserst nah an den klassischen Meinungsumfrage-Ergebnissen. Und auch die Politiker nahmen die „Bierumfrage“ durchaus ernst.

Wein mit guten Prognosen

Zu Trends auf dem Wein- und Spirituosenmarkt weltweit gibt eine aktuelle Studie des britischen Marktforschungsinstituts IWSR/GDR Auskunft. Danach wird in den nächsten Jahren der Genuss von Wein weiter zunehmen und bis 2008 auf 31,66 Mrd. 0,75-l-Flaschen ansteigen. 60 Prozent der weltweiten Trauben-Weinproduktion (ausser Brandy) sollen 2008 aus Frankreich, Italien, Spanien und den USA stammen.

Haben die klassischen Weinländer auch in den nächsten Jahren „die Nase vorn“, sind aber Weine aus den „neuen Weinländern“ nicht zu unterschätzen. So fallen beispielsweise Weinqualitäten aus Osteuropa immer wieder durch positive Schlagzeilen auf. Ob Ungarn, Bulgarien, Slowenien, Serbien oder auch die Ukraine – zahlreiche Weingüter setzen hier schon auf modernste technische Ausrüstung und verfügen über umfassendes Know-how. Bild: Weindegustation bei CCA.


Blickt man in Richtung Asien, ist auch hier ein Trend zum gepflegten Weinkonsum erkennbar. So lag das jährliche Plus beim Weinverbrauch in China in den vergangenen sieben Jahren stets im zweistelligen prozentualen Bereich. Die immer stärkere Hinwendung zum Wein ist auch darauf zurückzuführen, dass Werbekampagnen Wein seit Jahren als gesundes Getränk ausloben.

Das scheint die Chinesen, die eigentlich traditionelle Bier- und Spirituosentrinker sind, zu überzeugen. Wohl weil die Etiketten von Importweinen für viele Chinesen unverständlich bleiben, profitiert vor allem die chinesische Weinwirtschaft von diesem Wachstum. Mehr als 500 Weinproduzenten teilen sich den Markt. Die drei grössten Betriebe halten einen Marktanteil von etwa 50 Prozent. Wein wird auch in Südkorea zunehmend populär. Letztes Jahr stieg der Verbrauch um ca. 25 Prozent. Hier unter anderem äusserst begehrt: Wein aus Chile.

Wodka bleibt der Star

Zurück zur IWSR/GDR-Studie: Sie prognostiziert für den weltweiten Verbrauch an Spirituosen innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Mengenwachstum von 20 Prozent. Wodka gilt auch künftig als der „Star unter den Spirituosen“, während bei Gin, Bourbon und Scotch Whisky von einer eher rückläufigen Entwicklung ausgegangen wird.

Generell ist im Spirituosenbereich der Trend zu „Top-Qualitäten“ erkennbar. Der weltweite Cognac-Absatz stieg 2005 gegenüber dem Vorjahr um 4,8 Prozent. Bei Betrachtung des Cognac-Gesamtabsatzes nach Qualitätskategorien zeigt sich, dass insbesondere höhere Qualitätsstufen und absolute Top-Qualitäten gefragt sind. Top-Qualitäten wie XO steigerten ihren Absatz 2005 sogar um satte 14,5 Prozent auf nunmehr 15,6 Mio. Flaschen. Haupt-Exportland für Cognac sind mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent die USA. Es folgen Singapur, Grossbritannien und Deutschland.

Informationen: www.brau-beviale.de
Text: Medienmitteilung Messe Nürnberg
Bilder: foodaktuell

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