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Varia
20.10.2006
Emmentaler verzichtet auf AOC-Werbung

Die vom Bundesgericht bestätigte Eintragung von Emmentaler AOC bringt dem wohl meistkopierten Käse der Welt einen besseren Schutz und weitere Vorteile.

Bild: der amtierende Käser-Weltmeister Christian Wüthrich von der Käserei Rüderswil im Emmental ist Best of Class «Swiss Style» sowie Champion aller Kategorien.


Ende September wies das Schweizerische Bundesgericht in Lausanne drei Beschwerden von ausländischen Opponenten gegen Emmentaler AOC ab und machte damit den Weg für einen umfassenden Schutz dieses Käses in der Schweiz frei.

Der weltberühmte Emmentaler, meistproduzierter Käse der Schweiz und wichtigstes helvetisches Agrarexportprodukt, wird damit wieder enger an sein Ursprungsgebiet und an die traditionelle Herstellung gebunden.

Für die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland ist die AOC-Registrierung ein wichtiger Schritt für die langfristige Zukunftssicherung. Sie verhindert, dass Imitate unter dem gleichen Namen verkauft werden und garantiert dem Konsumenten die Herkunft sowie herausragende Qualität, welche künftig mit einem Gütesiegel symbolisiert werden.

Der Schutz von Emmentaler AOC beschränkt sich derzeit auf die Schweiz. Über einige bereits bestehende Staatsverträge erstreckt er sich jedoch schon heute indirekt auch in einige andere europäische Länder. Zudem finden längst Gespräche zwischen der EU und der Schweiz über eine gegenseitige Anerkennung der Ursprungsbezeichnungen statt.

Noch offen ist, ob die Sortenorganisation Emmentaler Switzerland direkt bei der EU-Kommission in Brüssel ein von diesen bilateralen Gesprächen unabhängiges Registrierungsgesuch stellen wird.

Was ändert mit Emmentaler AOC?

Bereits im Mai 2005 haben sich alle Mitglieder der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland dazu verpflichtet, ihren Käse gemäss den strengen Anforderungen des AOC-Pflichtenhefts herzustellen. Auch die entsprechenden Kontrollsysteme wurden auf diesen Zeitpunkt hin implementiert.


Die nun erfolgte rechtskräftige AOC-Registrierung hat keine Auswirkungen auf die Produktion und die Qualität des Käses. Emmentaler wird weiterhin aus frischer Schweizer Rohmilch, Lab, Bakterien, Salz und Wasser in gewerblichen Käsereien hergestellt. Zusatzstoffe sind genauso verboten wie die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen.

Rechtliche Auswirkungen

Die Herstellung von Emmentaler Käse in der Schweiz ist nun klar geregelt. Wer Emmentaler herstellen will, muss zwingend alle Vorgaben des Pflichtenhefts befolgen und die entsprechenden Kontrollen durch unabhängige Stellen machen lassen. Es ist nicht mehr möglich, Emmentaler mit unterschiedlichen Methoden und unterschiedlichen Qualitäten herzustellen. Name und Produktionsmethode sind geschützt, Missbräuche werden von Amtes wegen von den zuständigen Kantonschemikern verfolgt.

Diese Bedingungen sind nicht an eine Mitgliedschaft in der Vereinigung Emmentaler Switzerland geknüpft. Auch Nichtmitglieder, die das Pflichtenheft einhalten, dürfen Emmentaler AOC herstellen und unter dieser Bezeichnung verkaufen. Jedoch dürfen nur Mitglieder von Emmentaler Switzerland das geschützte Markenzeichen «Emmentaler Switzerland» sowie die patentierte Käsereimarke verwenden und auf diese Weise von der Gemeinschaftswerbung und den Dienstleistungen von Emmentaler Switzerland profitieren.

Emmentaler aus dem Ausland?

Die Hersteller von Grosslochkäse im Ausland sind von der schweizerischen AOC-Registrierung derzeit nur indirekt betroffen. Hersteller aus Ländern, die der Schweiz über Staatsverträge zum Herkunftsschutz verbunden sind, dürfen die Bezeichnung «Emmentaler» in Alleinstellung nicht benutzen, sondern sind verpflichtet anzugeben, woher der Käse stammt (z.B. Emmental de Savoie, Allgäuer Emmentaler).

Zwischen der EU und der Schweiz finden zudem Gespräche über eine gegenseitige Anerkennung von geschützten Ursprungsbezeichnungen statt. Die Schweizer Vertreter erhielten bereits ein offizielles Mandat, um bilaterale Verhandlungen darüber zu führen. Der Zeitpunkt des Verhandlungsbeginns ist noch offen, genauso, wann ein allfälliges bilaterales Abkommen in Kraft tritt.

Sicher ist jedoch, dass die Verhandlungen über die geschützten Ursprungsbezeichnungen, und insbesondere über Emmentaler AOC, für intensive Diskussionen sorgen werden. Emmentaler Switzerland hat im Übrigen unter dem WTO-Recht die Möglichkeit, unabhängig von diesen Verhandlungen, direkt in Brüssel ein Registrierungsgesuch für EMMENTALER AOC zu stellen. Ob dies erfolgt, ist zur Zeit noch Gegenstand vertiefter Prüfung. (Medienmitteilung Emmentaler Switzerland)



Wieso ein eigenes AOC-Zeichen?

Die Sortenorganisation Emmentaler wird, auch nachdem der Emmentaler als geschützte Herkunftsangabe (appellation d'origine contrôlée, AOC) registriert ist, nicht Mitglied der Schweizerischen Vereinigung zur Förderung der AOC und IGP. Sie wird auch nicht deren AOC-Logo übernehmen, sondern den Emmentalerkäse mit einem eigenen Logo kennzeichnen (Bild).

Das Logo sieht aus wie ein Stempel und ist mit "Appellation Emmentaler Contrôlée" beschriftet. Der Emmentaler habe eine eigene Geschichte und stehe vor eigenen Herauforderungen, vor allem international, erklärte Jürg Simon, Präsident von Emmentaler Switzerland, in Bern.

Ferner glaube man, dass das AOC-Logo, das bisher auf allen Produkten angebracht ist, die eine AOC erhalten haben, mit der Zeit zu einer Verwässerung der Wirkung führen könne. Man wolle hier einen eigenen Weg gehen, habe aber mit der AOC-Vereinigung einen modus vivendi und werde punktuell auch mit ihr zusammenarbeiten. (Quelle: LID)

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