Food aktuell
Varia
4.11.2006
Gesunde Convenience vom Supermarkt?

Weniger Salz-, Fett- und Zuckerzusatz gehören zu den Antworten der Lebensmittelindustrie auf das Problem des wachsenden Übergewichts der Bevölkerung und der dadurch bedingten Krankheiten.


An einer von Nutrinet und Swiss Food Net organisierten Tagung sprachen Vertreter aus verschiedenen Lebensmittelbetrieben über ihre Bemühungen, den Konsumenten gesundes Essen anbieten zu können. «Ausgewogen essen ist Freude, Genuss und gleichzeitig spielend einfach», heisst es im Begleittext der Coop-Lebensmittelpyramide. Die Ernährungsfachstelle Coop erklärt interessierten Kunden, wie die Lebensmittelpyramide anzuwenden ist und was ausgewogen essen heisst.

Convenience oder Fertigprodukte sind im Trend. Frischconvenience oder bereits gerüstetes und zugeschnittenes Obst und Gemüse nehmen einen grossen Platz in dieser Abteilung ein. Das Gesamtmarktvolumen liegt zurzeit bereits bei 1 Milliarde Franken, Tendenz mit 5.6% steigend!



Auch «Clean Label» ist ein Thema bei Fertiggerichten, obwohl Zusatzstoffe gesundheitlich selten eine Rolle spielen. Allerdings wurden einige davon wie etwa Geschmacksverstärker früher oft zur Rezept-Kostensenkung verwendet.

Heute machen Hersteller wie die Bischofszell Nahrungsmittel BINA (Migros) Werbung mit dem E-Nummern-Verzicht (Bild: TK-Paëlla von BINA).

Und Coop lancierte kürzlich die allergenfreie Linie «free from» für Allergiker (und solche die glauben, es zu sein).


Dass Convenienceprodukte nicht unbedingt allen Ansprüchen an eine gesunde und ausgewogene Ernährung entsprechen, ist auch Sandra Voland von der Nestlé bekannt. Diese ist daran, in ihren Nahrungsmitteln das Salz zu reduzieren. Dieser Prozess sollte bis 2007 abgeschlossen sein, denn Rezepte können nicht von einem Tag auf den anderen radikal geändert werden, da sie sonst den Konsumentenansprüchen nicht mehr entsprechen. Auch Coop passt ihre Fertigprodukte laufend an.

Beide Konzerne versuchen, Salz mit Gewürzen und mehr Gemüse zu ersetzen, den Fettgehalt der Produkte zu reduzieren, den Einsatz von Transfettsäuren zu verringern und auch mit dem Zucker etwas sparsamer umzugehen. Und Rolf Jenny von Annas Best (Migros) genügen die Fett- und Salzreduktion nicht. Für ihn spielt auch die Wahl der Kohlehydrate eine entscheidende Rolle. Das Gleichgewicht zwischen langsam- und schnell abbaubaren Kohlehydraten ist ausserordentlich wichtig.

Forschung und Entwicklung für Wellness-Produkte

Nestlé hat weltweit ein Netz aus Wissenschaftern aufgebaut, die sich mit Ernährungsforschung beschäftigen. Die Nestlé-Forschungsteams gehören zu den bekanntesten weltweit und veröffentlichen jährlich über 200 wissenschaftliche Berichte mit ihren Ergebnissen. Aber auch Coop und Emmi unterstützen Forschungsprogramme. Nur so ist es diesen Betrieben möglich, neue Produkte zu entwickeln, die den neusten ernährungsphysiologischen Erkenntnissen entsprechen.


Alle drei Firmen sowie viele mehr bemühen sich, Kundinnen und Kunden zu einem gesunden Lebensstil zu animieren. Dies geschieht zum Beispiel durch die Förderung von Kinderschulungsprogrammen oder die Unterstützung von Breitensportarten oder aber durch konkrete und gezielte Information über Konsumentenhotlines. Dass Bewegung für die Gesundheit wichtig ist, ist jedem klar, der sich mit einem gesunden Lebensstil auseinandersetzt.

Lebensmittel-Deklarationen: der reinste Dschungel

Eines ist in diesem Seminar klar geworden: Lebensmitteldeklarationen können nur unverständlich sein. Jede Firma arbeitet nach einem eigenen Prinzip. Jede ist stolz auf ihre Ideen und ihre Informationen.

Coop deklariert den Kaloriengehalt und die Hauptnährstoffe Kohlenhydrate, Eiweisse und Fett. Bei Fertigprodukten gibt sie den Salzgehalt an, und sie fügt, wenn sinnvoll, Zusatzinformationen für Allergiker, Diabetiker und Vegetarier hinzu.

Nestlé deklariert weltweit nach demselben System: «good to remember, good to know and good to talk». So rufen sie wichtige Angaben in Erinnerung, sprechen über Zusatzinformationen und geben allgemeine Erklärungen ab.

Für Emmi sind klare und einfache Angaben wichtig, die gut lesbar sind.


Wie soll sich ein einfacher Konsument in diesem Dschungel unterschiedlicher Deklarationsarten auskennen? Monika Dusong von der Konsumentenschutzvereinigung der Westschweiz verlangt eine vereinheitlichte Deklarationspflicht.

Beide Seiten sind Gewinner

Sicher machen die Firmen nicht Aufklärung aus rein fürsorgerischem Gedanken. Der Wandel von Nestlé in einen glaubwürdigen Ernährungs- und Wellnesskonzern beruht schliesslich auf einer klaren Marktanalyse. Wellness und Gesundheit sind im Trend. Healthiness wird zum Lebensstil.

Die Konsumenten können von diesem Trend profitieren. Die Lebensmittelbranche orientiert sich und passt ihre Produkte den neusten Erkenntnissen an. Gesunde Produkte - auch Fertigprodukte - sind erhältlich.

Kampagnen wie 5 Gemüse und Früchte pro Tag sollen helfen, den richtigen Weg einzuschlagen. Hilfe gibt es auch bei Ernährungsfachstellen, wie sie von Emmi, Coop und Nestlé angeboten werden.

Text: Auszug aus dem Bericht von Beatrice Zweifel, Alimenta: www.alimentaonline.ch
Bilder: foodaktuell

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