Food aktuell
Varia
7.8.2007
Deutsche Lebensmittelindustrie im Überblick

Lebensmittelindustrie – eine Schlüsselindustrie in Deutschland


Die Lebensmittelindustrie gehört zusammen mit der Autoindustrie, dem Maschinenbau und der Chemischen Industrie zu den wichtigsten Industriezweigen in Deutschland. 2006 erzielte die Ernährungsindustrie einen Umsatz von 138,2 Mrd. Euro. Die Branche beschäftigt rund 519.000 Menschen und ist damit neben dem Maschinenbau der grösste industrielle Arbeitgeber im Land.

Fleischverarbeitung, Milchverarbeitung, Süsswaren- und Backwarenherstellung und die alkoholische Getränkeindustrie sind die vier umsatzstärksten Branchen der deutschen Ernährungsindustrie. Dann folgen die Obst- und Gemüseverarbeitung sowie die Abfüller von Mineralwasser und Erfrischungsgetränken. Die Verbraucher in Deutschland wenden heute nur 12% ihrer gesamten Konsumausgaben für Lebensmittel und Getränke auf. Dies liegt vor allem an den günstigen Preisen für Nahrungsmittel in Deutschland. Dies ist eine oft unterschätzte, gewaltige Wohlstandsleistung von Ernährungsindustrie und Lebensmittelhandel in Deutschland.

Der Lebensmittelmarkt in Deutschland ist seit Jahrzehnten durch eine hohe Wettbewerbsintensität und hohen Preisdruck geprägt. Die Preise für die Lebenshaltung der deutschen Verbraucher sind in den letzten 10 Jahren um 15% gestiegen. Demgegenüber haben sich im selben Zeitraum die Preise für Nahrungsmittel und alkoholische Getränke nur moderat um 6% erhöht und sind damit deutlich unter der Entwicklung der allgemeinen Lebenshaltungskosten geblieben.

Das reale Umsatzwachstum der Branche – im Jahr 2006 2,2% - geht seit Jahren massgeblich auf Erfolge im Export zurück. Seit Jahren wächst die Branche vor allem im Ausland, wo sie überdurchschnittliche Wachstumsraten von bis zu 10% im Jahr erzielt. Im vergangenen Jahr wurden im Ausland verarbeitete deutsche Lebensmittel im Wert von 32,1 Mrd. Euro verkauft. Die Branche erzielt inzwischen über 23% ihres Umsatzes im Ausland, gut ein Viertel davon auf Märkten ausserhalb der Europäischen Union (EU).

Der Erfolg deutscher Lebensmittelhersteller basiert auf der Leistung, qualitativ sehr hochwertige Produkte zu günstigen Preisen bieten zu können. Dies gilt für deutsche Spezialitäten ebenso wie für neue, innovative Produkte, die die Branche unentwegt entwickelt, um die speziellen Bedürfnisse der Konsumenten noch besser zu erfüllen. „Made in Germany“ hat in der internationalen Food-Welt einen hervorragenden Namen.

Auch 2007 stellen deutsche Unternehmen die Auslandsmärkte in den Fokus ihrer Absatzbestrebungen. Gute Marktchancen sehen deutsche Hersteller in Mittel- und Osteuropa, in besonderem Masse auch in Nordamerika. Daneben stellt der Wirtschaftsraum Asien mit China, Japan und Indien sowie Südamerika eine grosse Herausforderung und Chance für deutsche Hersteller dar.

Trendthemen Genuss, Wellness und Convencience

Deutschland ist mit 82,4 Mio. Einwohnern der grösste Absatzmarkt in Europa. Diese verfügen über eine nominale Kaufkraft von 1.495 Mrd. Euro; dies entspricht 19,5% des europäischen Kaufkraftvolumens von 7.681 Mrd. Euro.

Die Ernährungsindustrie verzeichnet seit 2005 einen konjunkturellen Aufwärtstrend, der getragen wird durch eine allgemeine Konjunkturbelebung und eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt. Mehr Sicherheit und Zuversicht lassen die Verbraucher wieder zu höherwertigen Produkten greifen. Qualität als Einkaufskriterium gewinnt wieder an Bedeutung. Auf diesen Trend setzen die Hersteller von Lebensmitteln auch in Zukunft, denn er verspricht eine höhere Wertschöpfung. Der demographische Wandel stellt die deutsche Gesellschaft vor grosse Herausforderungen, die die Lebensmittelhersteller durch Qualitäts- und Gesundheitsstrategien weiter entwickeln werden.

Bereits heute sind bei deutschen Konsumenten zunehmend Sortimente und Produkte gefragt, die ein Mehr an Gesundheit und Wellness versprechen, die sich praktisch in einem immer hektischeren Alltag integrieren lassen und die man vor allem geniesst. Entsprechende Marktsegmente entwickeln sich mit überdurchschnittlichem Wachstum. Gemessen am Basisjahr 2002 brachten Genussprodukte 2005 rund 13% mehr Geld in die Kassen als 2002. Wellness-Artikel steigerten ihren Umsatz um 18% und das Convenience-Segment sogar um über 30%.

Diese Marktforschungsergebnisse hat die GfK für die BVE in einer eigens zur Anuga 2005 erstellten Studie mit dem Titel „Consumers’ Choice – Trends in Food and Beverages“ zusammengetragen. Zur Anuga 2007 werden BVE und GfK eine Analyse des Wellfood-Trends unter dem Titel „Consumers' Choice 2007 - Wellfood: healthy eating trend drives food markets” präsentieren, die dem deutschen wie dem ausländischen Fachpublikum interessante Einblicke in das Verbraucherverhalten geben dürfte.

Moderne Lebensführung beflügelt Convenience-Produkte

Der Convenience-Trend ist auch Auslöser einer Verschiebung der Marktanteile weg vom klassischen Lebensmitteleinzelhandel hin zur Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. 2006 verzeichnete der Ausser-Haus-Markt einen Umsatz von 42,7 Mrd. Euro. Seit 2005 schlägt sich der konjunkturelle Aufschwung auch in steigenden Umsätzen in diesem Marktsegment nieder. Im Alltag, in der Freizeit oder auf Reisen gibt es einen deutlichen Trend zu häufigeren kleinen Zwischenmahlzeiten.

Lebensmittel sollen überall schnell und einfach verfügbar sein und zur jeweiligen Tagesgestaltung passen. Entsprechend wächst der Anteil der Ausgaben für Essen „ausser Haus“ weiter. Grosser Beliebtheit erfreuen sich ausländische gastronomische Angebote. Besonders der Verzehr fern-östlicher und südamerikanischer Speisen hat zugenommen. Hier ist der Wunsch vieler Verbraucher nach Abwechslung und Neuem der Auslöser für steigende Nachfrage. Eine interessante Chance auch für den Absatz schweizer Lebensmittel in Deutschland.

Hohe Nachfrage nach Bio-Produkten

Für immer mehr Verbraucher ist der Lebensmitteleinkauf immer stärker mit der Frage verbunden, wie die Produkte erzeugt wurden. Bio-Lebensmittel konnten deshalb in den vergangenen Jahren zweistellige Umsatzzuwächse erzielen (2006, +14%). Der Bioboom ist nicht zuletzt auf die Strategie der Discounter zurückzuführen, dieses Marktsegment breiten Kundenschichten zu akzeptablen Preisen zugänglich zu machen.

Der Handel hat Bio auch als Premiumsegment entdeckt, das die Bedürfnisse ausgabebereiter und gesundheitsbewusster Verbraucher bedient. Der Umsatz von Bio-Lebensmitteln im Handel stieg von 1,48 Mrd. Euro im Jahr 1997 auf knapp 4 Mrd. Euro im Jahr 2005 und erreichte damit einen Umsatzanteil am gesamten Lebensmittelmarkt von rund 3%. Die günstigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bewirken, dass der Bio-Trend auch zukünftig nicht verpufft, sondern nachhaltig ist. Neben diesen kurz- und mittelfristigen Trends gibt es auch langfristige, gesellschaftliche Entwicklungen, die die Nachfrage nach Lebensmitteln in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nachhaltig verändern werden, zum Beispiel die Entwicklung von Bevölkerung und Altersstruktur.

Die deutsche Gesellschaft altert. Der Anteil der Senioren ab 65 Jahren wird bis zum Jahr 2020 von jetzt 37% auf 45% ansteigen. Im Jahr 2050 wird bereits die Hälfte der Bevölkerung zu den Senioren bzw. jungen Alten zwischen 50 und 65 gehören. Für die Ernährungsindustrie ist dies eine Chance, sich rechtzeitig auf die damit verbundene Bedürfnis- und Nachfrageverschiebung einstellen; Senioren sind besonders wellness- und genussorientiert und legen auf Convenience weniger Wert. Gelingt dies, wird die Ernährungsindustrie vom zahlenmässigen Anstieg dieser gleichermassen genussorientierten wie zahlungskräftigen Zielgruppe profitiere

Aussenhandel zwischen Schweiz und Deutschland

Deutsche Lebensmittel wurden im vergangenen Jahr im Wert von 810,3 Mio. Euro in die Schweiz exportiert. Wie im gesamten Aussenhandel mit der Schweiz schliesst auch der Handel mit Ernährungsgütern mit einem für Deutschland positivem Saldo ab (+56,5 Mio. Euro). Besonders beliebt bei den schweizer Verbrauchern waren Backwaren (100 Mio. Euro), Zucker und Zuckererzeugnisse (71,2 Mio. Euro), alkoholische Getränke (60 Mio. Euro) sowie Fleisch und Fleischwaren (49,7 Mio. Euro).

Im Vergleich zum europäischen Umfeld ist der Markt für Nahrungsmittel in der Schweiz zwar klein, jedoch durchaus lukrativ und entsprechend stark umkämpft. Die regionale Nähe und die hohe Konzentration im Einzelhandel lassen einen Markteintritt vor allem über das Preisinstrument zunächst relativ einfach erscheinen, jedoch ist noch immer zu berücksichtigen, dass es sich um einen Markt mit eigenen strategischen und rechtlichen Besonderheiten handelt; eine Herausforderung der sich deutsche Exporteure stellen.

Die gesamten Konsumgüterausgaben in der Schweiz belaufen sich gegenwärtig auf rund 170 Mrd. Euro. Der Anteil für Nahrungs- und Genussmittel sowie für den Food Service liegt zusammen bei etwa 28% (48 Mrd. Euro). Die Zuwachsrate im privaten Verbrauch ist moderat, erreicht aber immerhin noch die Grössenordnung von 1%.

Mit einem Umsatz von fast 20 Mrd. CHF spielt der Food Service-Sektor eine ganz erhebliche Rolle im schweizerischen Lebensmittelmarkt. Wichtigste Sparten hierbei sind Hotellerie und Restauration, die, obwohl in bedeutender Weise vom Tourismus abhängig, noch sehr stark in traditionellen Strukturen verhaftet sind. Hier bieten sich für die Zukunft zusätzliche Absatzchancen für qualitativ hochwertige Lebensmittel. Dies sind interessante Perspektiven - auch für die deutsche Ernährungsindustrie.

Schweizer Lebensmittel wurden im vergangenen Jahr im Wert von 753,8 Mio. Euro in die Bundesrepublik importiert. Lebensmittel aus der Schweiz haben bei den deutschen Verbrauchern ein hervorragendes Image. Neben Backwaren (100 Mio. Euro) wurden besonders Produkte nachgefragt, für die die Schweiz weltbekannt ist: Schokolade (84,9 Mio. Euro) und Käse (101,9 Mio. Euro).

Treffpunkt Anuga 2007

Vom 13. - 17.10.2007 öffnet die grösste und wichtigste Food & Beverage Messe der Welt ihre Pforten. Die Anuga ist der wichtigste Messe-Treffpunkt für die Entscheider der Lebensmittelindustrie, um nationale und internationale Kundenkontakte auf- und auszubauen. 2005 verzeichnete die Anuga knapp 6.300 Anbieter und 158.800 Besucher aus über 150 Ländern. Die Anuga ist das Trendbarometer der Branche, hier werden dem Fachpublikum Produktinnovationen und neue Marketingkonzepte vorgestellt.

Auf der Anuga 2007 wird die internationale Lebensmittelwirtschaft Gelegenheit haben, über wirtschaftspolitische Entwicklungen und aktuelle Marktthemen miteinander ins Gespräch zu kommen. Eine Vielzahl von Fachveranstaltungen wird dazu Gelegenheit geben. Die BVE bietet an ihrem Stand Informationen über die deutsche Ernährungsindustrie genauso wie Foren zu interessanten Auslandsmärkten. Hier berichten Experten und Unternehmer über ihre Erfahrungen und ihre Einschätzung der attraktiven Exportmärkte.

Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz und der CMA, der Absatzförderungsorganisation für deutsche Lebensmittel, wird die BVE am 13. Oktober 2007 erstmals ausländische Gäste aus dem Handel zu einer Veranstaltung mit den deutschen Anuga-Ausstellern einladen. Unter dem Motto „German Traders’ Night“ besteht Gelegenheit, die deutsche Ernährungsindustrie noch besser kennenzulernen und Kontakte zu vertiefen.

BVE über sich selbst

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ist der Spitzenverband der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Gestützt auf ihre Mitglieder – 22 Fachverbände und 44 Unternehmen – vertritt sie die Interessen der rund 5.900 Lebensmittelhersteller in Deutschland auf dem Gebiet der Wirtschafts-, Umwelt-, sowie Markt- und Verbraucherpolitik. Ein wichtiger Teil ihrer Tätigkeit liegt in der Mitgestaltung des Messewesens für die Lebensmittelindustrie; die BVE ist Mitträger der Anuga in Köln. (Text: BVE)

Weiterlesen: Detailhandel Schweiz und Deutschland im Vergleich

Informationen zur Anuga 2007
13. – 17. Oktober 2007 in Köln
Eintrittskarten-/Kataloge: Tageskarte: Fr. 45.- / Katalog: Fr. 59.-. Mit den Eintrittskarten können Busse, Bahnen und Züge der KVB und des VSR kostenlos benützt werden.

Informationen und Bestellung bei:
Büro Koelnmesse, Handelskammer Deutschland – Schweiz
Tödistrasse 60, 8002 Zürich
Tel. 044 283 61 11
e-mail: info@koelnmesse.ch

Internet:
www.anuga.de
www.koelnmesse.ch

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