Food aktuell
Varia
27.12.2007
Schweizer Agrar-Jahr 2007 im Rückblick

Ein warmer Frühling und ein feuchter Sommer führten zu grossen Ernten mit zum Teil qualitativen Problemen.


Das Landwirtschaftsjahr 2007 war geprägt durch einen sehr warmen Frühling und einen wechselhaft feuchten Sommer. Im Pflanzenbau (Bild: bei Arbon am Bodensee) führte das wüchsige Wetter im Schnitt zu guten Ernten, aber auch zu hohem Krankheitsdruck. Beim Getreide war der Auswuchs ein Problem, die Kartoffeln waren von Fäulnis betroffen. Bei den Zuckerrüben gab es zwar eine Rekordernte, aber zum Teil ebenfalls Probleme mit Krankheiten.

Im August machten heftige Regenfälle vor allem den Berner Gemüseproduzenten zu schaffen und führten beim Lagergemüse zu kleineren Mengen und zu Unsicherheit bei der Qualität der Ware. Auch beim Frischgemüse kam es regional zu grösseren Einbussen, die Gesamtmenge war aber recht gut. Das Kernobst war im Jahr 2007 so stark wie noch nie von der Bakterienkrankheit Feuerbrand betroffen. Trotz grossflächigen Rodungen und aufwendigen Rückschnittarbeiten gab es eine sehr grosse Obsternte.

Freundliche Märkte bei Fleisch und Milch

In der Tierproduktion zeigten sich die meisten Märkte freundlich. Der Nutztiermarkt profitierte vom Anziehen des Milchmarktes, für die Tiere wurden zum Teil Rekordpreise erzielt. Auch der Markt für Bankvieh, Kühe und Kälber blieb im Jahr 2007 günstig. Die Schweinepreise stiegen in der sehr kurzen Grillsaison an und fielen im Juli gleich wieder auf das frühere tiefe Niveau.


Das Vertrauen der Konsumenten ins Geflügelfleisch, das im Vorjahr durch die Vogelgrippe erschüttert worden war, festigte sich wieder. Entsprechend normalisierte sich der Geflügelmarkt, mit einer Mehrproduktion von einem Viertel gegenüber dem Vorjahr.

Auf den internationalen Milchmärkten gab es 2007 eine Trendwende. Eine wachsende Nachfrage aus China und ein dürrebedingtes Minderangebot aus Australien führten weltweit und auch in der EU zu steigenden Preisen für Milchpulver und Butter. Angesichts dieser Entwicklung forderte die Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten teilweise mit Erfolg eine Milchpreiserhöhung um zwei Rappen auf mindestens 70 Rappen pro Kilogramm per 1. September 2007 und eine weitere Preiserhöhung um fünf Rappen auf mindestens 75 Rappen per Anfang 2008.

Pflanzenbau

Nachdem 2006 erstmals mehr Futtergetreide als Brotgetreide angebaut wurde, setzte sich diese Tendenz auch im Jahr 2007 fort. Die Getreideernte begann bereits Mitte Juni. Der trockene Frühling und der regenreiche Sommer schlugen sich jedoch in einer geringeren Erntemenge und Qualität nieder. Während bei der Gerste die Erträge insgesamt nur leicht tiefer ausfielen als letztes Jahr, wurden beim übrigen Getreide stärkere Einbrüche verzeichnet. Hagel, starke Niederschläge und Staunässe brachten in den betroffenen Gebieten hohe Anteile an Auswuchs (5 – 75 Prozent).

Die Ernte an backfähigem Weizen war mit rund 312‘300 Tonnen etwa 20 Prozent tiefer als im Vorjahr. Der aufgrund der mangelnden Qualität deklassierte Brotweizen (90‘000 Tonnen) erhöhte die Getreidemenge für den Futtersektor auf rund 630‘000 Tonnen. Grosse Mengen Weizen deklassiert Die Rapsanbaufläche nahm als Folge zusätzlich verteilter Rapskontingente (4‘000 Tonnen) erneut um 6 Prozent zu. Die Mehrmenge ist auf eine gestiegene Nachfrage nach Rapsöl zurückzuführen.

Wie das Getreide konnte auch der Raps rund zwei Wochen früher geerntet werden (Bild). Insgesamt waren es rund 61‘000 Tonnen (plus 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Erstmals beinhaltete der Rahmenvertrag auch Suisse Garantie als Anforderung.


Die in den letzten Jahren rückläufige Kartoffelanbaufläche nahm 2007 erneut um 250 Hektaren ab. Die Gesamternte wurde auf rund 490‘000 Tonnen geschätzt, davon 325‘000 Tonnen Speisekartoffeln. Im Allgemeinen wurden gute Erträge mit einem hohen Stärkegehalt erzielt. Die schwierigen klimatischen Bedingungen führten aber zu mehr Wachstumsrissen und Hohlherzigkeit sowie einem hohen Prozentsatz an Fäulnis. Insbesondere die Fäulnis stellt eine Herausforderung für die Lagerhalter dar.

Nachdem 2006 die klimatischen Bedingungen zu ausserordentlich tiefen Erträgen geführt hatten, sah die Zuckerrübenernte für 2007 vielversprechend aus. Der warme April liess die Rüben schnell auflaufen. In einzelnen Regionen, vornehmlich in der Westschweiz, wurde der gute Start aber während der Sommermonate durch starke Niederschläge und überflutete Felder getrübt.

Die anhaltende Nässe erhöhte auf zahlreichen Feldern den Krankheitsdruck in Form von Cercospora und Wurzelfäule. Trotzdem schätzt man mit 1,6 Millionen Tonnen eine sehr gute Zuckerrübenernte. Nicht zuletzt war diese auf die im Herbst 2006 zusätzlich verteilten Kontingente (Mehrmenge von 20‘000 Tonnen) zurückzuführen. Trotz dem ausserordentlich frühen Kampagnenstart wurden der sehr zufriedenstellende Zuckergehalt von 17,8 Prozent gemessen.

Schwieriges Jahr für Lagergemüse

Der Start des Jahres war für das Schweizer Gemüse günstig. Beim Lagergemüse waren die Lager leer, bevor die freie Importphase begann. Das warme Wetter im späten Winter und Frühling verschob zudem den Start der Freilandernte um zwei bis drei Wochen nach vorne. Die Konsumenten konnten bereits im April aus einer breiten Palette von Salaten aus einheimischer Produktion auswählen. Bild: Anbau unter Vlies.


Der trockene und heisse April erhöhte den Aufwand für die Bewässerung der Kulturen. Der nasse Juni führte bei den Freilandkulturen in verschiedenen Regionen zu grossen Schäden. Im Juli brachten Hagelschlag und im August heftige Regenfälle vor allem im Seeland Verluste. Die Wetterkapriolen verunmöglichten in den Sommermonaten zum Teil eine ausreichende Marktversorgung.

Auch wenn es regional zu grösseren Ernteeinbussen kam, waren die Gesamtmenge an Frischgemüse wie auch die Preise schliesslich recht gut. Beim Lagergemüse dagegen verspricht die Schätzung keine gute Ernte und eine sehr unsichere Qualität.

Feuerbrand schlug im Obstbau zu

2007 war das schlimmste Feuerbrandjahr aller Zeiten. In allen Deutschschweizer Kantonen kam es zu Infektionen mit dem gefährlichen Bakterium. Schwer betroffen waren insbesondere die Kantone Luzern, Thurgau und St. Gallen. Rund 100 Hektaren Kernobstkulturen mussten gerodet werden. Auf mehreren hundert Hektaren wurde versucht, mit Rückschnitt die Bäume zu sanieren. Auch Hochstammbäume waren zu Zehntausenden befallen.

Trotz den grossen Schäden durch den Feuerbrand und Unwetter fiel die Kernobsternte sowohl bei den Tafelfrüchten wie auch beim Mostobst aber gut aus. Die beliebtesten Apfelsorten mit einem Anteil von zusammen fast 50 Prozent sind nach wie vor Golden Delicious und Gala. Auch Zwetschgen konnten trotz regnerischem August reichlich geerntet werden. Die Kirschen hatten Mühe mit dem nassen Wetter im Juli. Nur dank aufwendigem Witterungsschutz konnte die angekündigte grosse Ernte erreicht werden.


Das eigenwillige Wetter machte den Erdbeerproduzenten die Planung schwer. Obwohl die Gesamterntemenge sehr hoch ausfiel, fehlten in der Haupterntezeit Früchte, so dass grosse Importe getätigt werden mussten. Alle Obst- und Beerenarten waren infolge des warmen Frühlings zwei bis drei Wochen früher als üblich reif.

Reben nahmen im Mai Schaden

Auch die Reben trieben sehr früh aus und entwickelten sich im warmen Frühling gut. Der Kälteeinbruch während der Blütezeit im Mai hingegen hemmte die Befruchtung und führte zur Verrieselung. Die Trauben und die Rebstöcke präsentierten sich im Herbst in gutem bis sehr gutem Zustand, allerdings wurde eine rund 10 Prozent tiefere Ernte als im Vorjahr erwartet. Infolge des Vegetationsvorsprungs von rund drei Wochen setzte die Ernte bereits Mitte September ein.

Der Jahrgang 2006 profitierte vom wärmsten Herbst, der in der Schweiz seit mehr als einem Jahrhundert gemessen worden war. Mengenmässig war das Inlandangebot mit 1,011 Millionen Hektoliter klarem Wein klein. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren könnte die Nachfrage das Angebot übersteigen. Vom Einfuhrkontingent waren bis Ende August rund 62 Prozent eingeführt.

Der Weinverbrauch stagniert, die Einführung der 0,5-Promille-Grenze ging nicht spurlos am Weinkonsum vorüber. Mitte 2007 lagen die Konsumentenpreise für Schweizer Rotwein um 1,8 Prozent und jene für Weisswein um 0,3 Prozent über jenen von Dezember 2005.

Text: LID / Schweizerischer Bauernverband SBV
Bilder: foodaktuell.ch


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