Food aktuell
Varia
20.1.2008
Weinexporte auf dem Tiefstand

Die Qualität der Weinernte 2007 lässt nicht zu wünschen übrig – umso mehr aber die Exporte: 2007 wurde sechzig Prozent weniger Wein exportiert als im Vorjahr.

Die Winzer können stolz auf ihre heurige Ernte sein: Aus praktisch allen Weinregionen melden die Winzer eine qualitativ gute Ernte. Der schöne, warme und lange Herbst liess die Trauben voll ausreifen und die Zuckergehalte steigen. Dieses Jahr kann mit einem Spitzenjahrgang gerechnet werden. Betrachtet man jedoch das Schweizer Weinjahr 2007 aus der Export-Perspektive, präsentiert sich die Situation weit weniger rosig.

Die Zahlen sind zwar noch nicht für das ganze Jahr erhoben worden. „Bis Ende September 2007 wurden lediglich 560‘000 Liter Wein exportiert”, sagt Othmar Stäheli, Chefredaktor der „Schweizerischen Weinzeitung”. Da die Exportmenge laut Stäheli im letzten Quartal erfahrungsgemäss höchstens um rund 20 Prozent zunimmt, rechnet er mit einem gesamthaften Export in diesem Jahr von rund 700‘000 Liter. „Im Vergleich mit 2006 entspricht dies einem Rückgang um mehr als 60 Prozent”, sagt er.

Exporteinbruch auf Aldi zurückzuführen

Der Grund für den massiven Exporteinbruch im letzten Jahr ist in Deutschland zu finden, dem Hauptabnehmer von Schweizer Wein. Laut Exportstatistik konnte in Deutschland gerade noch ein Viertel der im 2006 exportieren Menge abgesetzt werden. „2005 und 2006 wurde qualitativ guter Schweizer Wein zu einem günstigen Aktionspreis an Aldi Süd verkauft. 2007 hat der deutsche Discounter jedoch keinen Schweizer Wein mehr gekauft”, erklärt Stäheli. „Aldi Süd hätte zwar auch in diesem Jahr Interesse an Schweizer Wein, aber aufgrund der geringen Ernte im Vorjahr konnte kein Wein zu günstigen Preisen an Aldi geliefert werden.”

1 Prozent der Ernte wird exportiert

Jährlich wird nur knapp ein Prozent der Schweizer Weinernte exportiert. Fällt ein grosser Abnehmer wie Aldi weg, werden die Exportzahlen automatisch stark nach unten gedrückt. Darum findet es Thierry Walz vom Verband der Schweizer Weinexporteure nicht richtig, die Exportzahlen im Jahr 2007 mit denjenigen von 2006 zu vergleichen.



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„Massgebend sind vielmehr die Exportzahlen der Jahre 2002 und 2003. Damals wurden nämlich noch keine ausserordentlichen Verkäufe an Aldi Süd in Deutschland gemacht.” Vergleiche man das Jahr 2007 mit den früheren Jahren, habe man im letzten Jahr ein gutes Resultat erzielt. Bis Ende November 2007 sind laut Walz bereits nämlich 807‘000 Liter exportiert worden.

Export darf kein Überschussventil sein

Mit einem Exportanteil von einem Prozent ist Ernest Dällenbach, Direktor der Vereinigung Schweizerischer Weinhandel, nicht zufrieden. Dällenbach stört sich daran, dass bis anhin immer nur Schweizer Wein exportiert worden ist, wenn die Winzer eine grosse Ernte einfahren konnten. „Die Schweizer dürfen den Export nicht als Überschussventil betrachten. Vielmehr sollten sie einen konstanten Export von qualitativ hochstehendem Wein anstreben”, sagt Dällenbach. „Von dem in der Schweiz produzierten Wein müsste die fünffache Menge exportiert werden können.”

Nicht einmal die Hälfte des Werbegeldes gebraucht

Das Problem jedoch ist: Neben den grossen Weinnationen wie Frankreich, Italien oder Spanien ist die Schweiz ein kleiner und unbekannter Weinproduzent, zudem sind die Preise im Vergleich zu Chile oder Südafrika relativ hoch. „Absatzförderung im Ausland wird nur wenig gemacht”, sagt Dällenbach. Für die Weinwerbung zuständig wäre die Werbeorganisation Swiss Wine Promotion, die 2006 an die Stelle der in Konkurs gegangenen Swiss Wine Communication getreten ist.


Der Bund hat im letzten Jahr für Swiss Wine Promotion 4,2 Millionen Franken für die Absatzförderung von Wein im In- und Ausland vorgesehen – jedoch muss die Weinbranche in der gleichen Höhe eigene Mittel in die Werbung stecken und eine entsprechende Kampagne realisieren, um das Geld des Bundes zu erhalten. Die definitiven Zahlen fürs Jahr 2007 sind noch nicht evaluiert. „Wir schätzen aber, dass weniger als 1,6 Millionen Franken beansprucht werden”, sagt Patrik Aebi, beim BLW zuständig für die Absatzförderung. Dies ist nur etwa ein Drittel des vom Bundes zur Verfügung gestellten Geldes.

„In der Branche konnten nicht genügend Eigenmittel zusammengebracht werden, um die Bundesgelder überhaupt beantragen zu können”, begründet Robert Crüll, Präsident der Swiss Wine Promotion. Bei den Weinexporteuren hingegen ist man der Ansicht, genügend Geld in die Werbung im Ausland gesteckt zu haben. „Wir waren im letzten Jahr im Ausland präsent und haben unser Werbebudget aufgebraucht”, sagt Thierry Walz vom Verband der Schweizer Weinexporteure.

Die gegenwärtigen kleinen Erntemengen lassen nicht erhoffen, dass sich der Weinexport im nächsten Jahr besser entwickelt. Denn das Angebot an Schweizer Wein ist aufgrund der mageren Ernte klein, die Nachfrage im Inland gut, sagt Stäheli. „Wenn ein Produzent mit seinem Wein in der Schweiz mehr verdienen kann, dann wird er ihn kaum exportieren, sondern eher hier verkaufen.”

Wenig aber guter Wein

2007 liegt die Schweizer Weinernte mit rund einer Million Hektoliter Wein zwar knapp höher als die vorjährige Ernte, trotzdem ist sie unter dem zehnjährigen Mittel. 512‘000 Hektoliter sind Weisswein und 528‘000 Hektoliter Rotwein. Die Schweizer Rebfläche beträgt zur Zeit knapp 15‘000 Hektaren. Die Traubenqualität ist laut Angaben des Bundesamts für Landwirtschaft wegen des schönen Herbstes gut bis sehr gut.

Text: LID, Helene Soltermann.

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