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Varia
17.5.2008
Bio-Markt - immer mehr Markt als Bio

Neue Anbieter mischen das Biosegment auf: Aldi-Suisse führt unter dem Namen «Natur aktiv» seit Neustem eine eigene Bio-Linie. Und der Aargauer Grossist Bio-Partner Schweiz übernimmt den St. Galler Bio-Laden Yardo.



St.Galler Bio-Supermarkt Yardo


Der Kampf um Marktanteile auf dem Schweizer Bio-Markt wird zusehends härter. Insgesamt wurden im Jahr 2007 knapp 1,3 Milliarden Franken mit Bioprodukten umgesetzt, was einer Steigerung von 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gleichkommt. Mit einem Anteil von 4,6 Prozent ist der Schweizer Markt einer der am besten entwickelten Bio-Märkte Europas. Angesichts dieses Potentials ist klar, dass die Begehrlichkeiten nach einem Stück vom Bio-Kuchen zunehmen. Bisher waren der Bio-Krösus Coop mit einem Anteil von 50 Prozent Migros mit 25 Prozent marktbestimmend. Doch die Konkurrenz und damit auch der Druck auf die Bio-Produzenten nehmen zu.

Keine Bio-Knospe für Aldi

Die hohe Schweizer Bio-Qualität wird häufig mit dem Knospe-Label der Dachorganisation Bio-Suisse ausgezeichnet. Knospe-Produkte weisen einen höheren Bio-Standart aus, als dies die gesetzlichen Mindestanforderungen verlangen. Die Naturaplan Produkte bei Coop sind allesamt mit der Knospe ausgezeichnet und auch Migros setzt mit dem Engagement-Label zum Teil auf Schweizer Produkte mit der Knospe.

Aldi-Suisse allerdings geht einen anderen Weg: Der Billigdiscounter will nicht mit der Dachorganisation Bio-Suisse zusammenarbeiten und verzichtet auf die Knospeauszeichnung. Dies obschon Aldi-Suisse Gemüse und Früchte von zertifizierten Knospe-Betrieben bezieht und diese durch die Kontrollstelle Bio Inspecta prüfen lässt. Dieselbe Kontrollstelle, die für Bio-Suisse arbeitet.

Über die Gründe von Aldi-Suisse, nicht mit Bio-Suisse zusammen zu arbeiten, lässt sich zurzeit nur spekulieren. Die Tatsache, dass im Aldi-Regal Produkte von Knospe-Betrieben billiger als bei Coop oder Migros angeboten werden, zeigt aber die Marschrichtung klar auf: Aldi verstärkt den Druck auf seine Mitbewerber in einem bisher als sicher betrachteten Marktsegment. Um den Verlust von wichtigen Marktanteilen zu vermeiden, werden bei den Mitbewerbern wohl die Preise fallen.

Auf denselben Markt wie Aldi-Suisse drängt Yardo. Der reine Bio-Laden aus St. Gallen richtet sich nach der Übernahme durch Bio-Partner Schweiz ebenfalls auf eine nationale Klientel und damit auf die Jagd nach einem Stück vom Bio-Milliarden-Kuchen ein. Interessanterweise steht mit Renato Isella ein Mann an der Spitze von Yardo, der vorher jahrelang mitgeholfen hat, Coop mit dem Aufbau des Bio-Labels Naturaplan zur Nummer eins im Schweizer Bio-Markt zu machen. Als Fachhändler mit hohen Qualitätsansprüchen dürfte Yardo den Grossverteilern im Discountbereich zwar kaum gefährlich werden, aber trotzdem gehen für Coop und Migros auch hier wertvolle Marktanteile verloren.

Anreiz für Biolandbau wird sinken

Der Konkurrenzzuwachs im Biomarkt erscheint für die Konsumenten als Glücksfall. Zusätzliche Anbieter lassen die Preise sinken. Aber es gibt auch Verlierer: Leidtragende der Entwicklung werden primär die Produzenten sein. Durch den zunehmenden Druck auf die Produzentenpreise werden die bereits jetzt geringen Verdienste weiter zurückgehen.

Langjährigen und vertraglich gebundenen Bioproduzenten droht wegen rückgängiger Marktanteile ihrer jeweiligen Verteiler das Ende in der Bio-Produktion. Klar bieten neue Mitbewerber auch neue Absatzkanäle. Aber zu tieferen Preisen. Verlierer sind auch die Konsumenten. Der Verzicht von Aldi auf die hohen Knospe-Richtlinien belegt deutlich, dass die Bio-Qualität von vielen Produkten zu sinken droht. Im Bio-Bereich wird einmal mehr klar: Markt alleine macht nicht alle glücklich.
(Text: LID Andreas Aeschbacher, Bild: foodaktuell.ch)

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