Food aktuell
Varia
22.6.2008
SV-Konzept ermöglicht Gastro-Revolution. Kommentar

SV Schweiz lässt Komponenten bei Le Patron vorproduzieren (Beitrag lesen). Der Rationalisierungseffekt ist so gross, dass SV ins KMU-Segment expandieren kann – mit theoretisch möglichen Folgen für den Wettbewerb mit der öffentlichen Gastronomie. Kommentar von foodaktuell.ch-Chefredaktor Guido Böhler.

Restaurant der «Swiss» in Kloten, becatert von SV Schweiz mit vorgegarter Tasty-Convenience, die Le Patron herstellt. In der verkleinerten Küche wird fast nur noch aufbereitet, dafür wird vor dem Gast gewokt und gegrillt.

Dank den günstigen Konditionen durch das Outsourcing bestehen für SV Schweiz Chancen, die grosse Zahl der KMU als Kunden zu gewinnen – der GV-Markt kann wachsen. Das SV-Konzept besitzt tatsächlich das Potenzial zu einer Revolution wie dies SV selbst sagt. Und dies nicht nur im GV-Markt, denn auch die öffentliche Gastronomie könnte Verlagerungen feststellen.

Bisher lag die Grenze für einen SV-Cateringvertrag bei 50 bis 100 Essen pro Service. Neu sinkt dieses Minimum auf 25 Essen in einem Pachtvertrag. Auch ein Liefervertrag (wenn der Kunde den Betrieb selbst führt) ist ab 25 Mahlzeiten möglich, dies zu zehn Franken pro Mahlzeit.

Fazit: SV Schweiz wetteifert dank dem neuen Konzept nicht nur mit andern Caterern. Diese Neuerung ermöglicht, 96% der Individualgastronomie zu konkurrenzieren oder mit ihr zu kooperieren, zumindest beim Mittagsgeschäft an Werktagen (Bild: Businesslunch). Gemäss Gastrosuisse-Branchenspiegel 2008 haben 3.5% der Schweizer Restaurants 1 bis 25 Plätze und deren 22% 26 bis 50 Plätze.


Angenommen, ein KMU in einem Dorf lässt sich mit Tasty becatern, kann dieser Newcomer die Dorfbeizen bedrängen: Mitarbeiter des KMUs, die früher im «Löwen» zu Mittag assen, können sich nun in der Firma verköstigen. Wenn der SV-Betrieb auch auswärtige Gäste willkommen heisst, was heute üblich ist, kann er diese mit Preisvorteilen ansprechen.

Allerdings besteht ein Systemunterschied: GV-Betriebe bieten keinen Fullservice (ausser in Direktionsrestaurants): die Gäste bedienen sich am Buffet und zahlen an der Kasse. Dies besitzt aber den Vorteil der Schnelligkeit. Und der Einkaufspreis von zehn Franken ermöglicht einem SV-Betrieb sogar gegen die preisführende Handelsgastronomie anzutreten (Migos, Coop, Manora). Bild: Migrosrestaurant.


Die Gastrosuisse kann auf diese neue Wettbewerbssituation mit der Strategie Orange antworten. Die Gäste haben dabei freie Komponentenwahl bzw Büffet-Selbstbedienung – ein Konzept, das seinerseits bei der GV und der Handelsgastronomie abgekupfert ist. Gastrosuisse-Konzeptmacher Daniel Jung meint zur Herausforderung von SV, dass «Betriebe der Individual-Gastronomie ebenfalls bei der Produktion untereinander kooperieren können, indem sie Komponenten austauschen. Eine solche Kooperative kann auch den KMUs interessante Angebote machen. In St.Gallen gibt es einen Pionier für dieses Konzept, die Wirte GmbH».

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