Food aktuell
Varia
25.7.2008
Fettreduzierte Produkte: Pro und Kontra

Halten fettreduzierte Produkte was sie versprechen? Kommerziell betrachtet kann ein solches Konzept Erfolg haben. Aber es ist sowohl technologisch wie auch marketingmässig anspruchsvoll. Gesundheitlich betrachtet sind fettreduzierte Produkte umstritten.


Ein prominentes Beispiel für eine fettarme bzw fettfreie Produktlinie sind die free-Produkte des Biscuitspezialisten Hug. Die fettfreien «free»-Läckerli haben Erfolg gemäss Hug-Productmanager Mike de Bever. Allerdings war die Fettreduktion klein im Vergleich zu den Marketingmassnahmen, d.h. Läckerli waren schon vor dem Umbau fettarm. «Jedoch die als fettfrei kreierten «free-Herzli» sind weniger erfolgreich», verrät de Bever. Dies obwohl sie zart sind und keineswegs trocken wirken im Gaumen. «Bei Läckerli hilft die Bekanntheit», meint de Bever, «aber dies gilt nicht für Läckerli in Riegelform, die gegenüber Cerealienriegeln wie Balisto von Masterfoods oder Farmer von Haco einen schweren Stand haben».

Die Fettreduktion allein garantiert den Erfolg noch nicht. «Man muss sie prominent ausloben und auch den Genusswert hervorheben», konstatiert de Bever. «Dann bezahlen die Konsumenten einen höheren Preis». Trotzdem plant Hug derzeit keine weiteren free-Produkte, da dieser Nischenmarkt klein ist und vermutlich schon gesättigt.

Die Strategie, bei kleinen Fettreduktionen einen grossen Nutzen anzupreisen, ist bei Trockenprodukten tatsächlich erfolgreicher als eine starke Reduktion zu wagen – zumindest kommerziell betrachtet. Werbung besteht immer öfter darin, mit dem grossen Hammer kleine Nüsse zu knacken.


Trockenprodukte mit extremer Fettreduktion hingegen floppen meistens, weil sie zu stark vom Normalprodukt abweichen. Sie sind nicht unbedingt schlechter aber deutlich anders. So geschehen vor Jahren beim Puffreis-Snack Rispinos von Masterfoods AG (ein Prozent Fett) und beim «Cractiv Tomato Oregano»-Snack von Zweifel Pomy Chips (acht Prozent Fett). Kartoffelchips mit einem Drittel weniger Fett erreichten jedoch einen konstant wachsenden Marktanteil.

Produkte mit geschmälertem Genusswert bleiben im Regal

Bei Backwaren ist die Fettreduktion auch dann eine Herausforderung, wenn das Fett eher Geschmack als Mundgefühl stiftet. Beispielsweise strich die Migros Hausbäckerei des Migrosmarktes Neumarkt in St. Gallen den Léger-Zopf aus dem Sortiment, «weil die Nachfrage ausblieb», so Hausbäckereichef Ernst Rölli. «Wer Zopf kauft, will sich einen Genuss gönnen». Der Léger-Zopf enthielt einen Drittel weniger Butter, dafür ein wenig mehr Vorteig, um den Geschmack zu intensivieren. Trotzdem war der Genusswert geschmälert.

Es ist umstritten, ob der Konsum von fett- und kalorienreduzierten Lebensmitteln Übergewicht abbauen kann. «Bei gezieltem Einsatz lässt sich das Körpergewicht senken, wenn diese Produkte anstelle und nicht zusätzlich zu normalen Produkten konsumiert werden», so Marion Wäfler, Nutrinfoleiterin der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. «Gesamthaft besteht also die Gefahr, dass mehr Energie aufgenommen wird als nötig».


Bei Coop ist man sich dieser Problematik bewusst. «Die Coop Weight Watchers Produkte erfüllen ihren Zweck bei der richtigen Portionierung», räumt Coopsprecher Takashi Sugimoto ein. «Dazu tragen sie umfangreiche Hinweise zum Energiewert, die einer erhöhten Konsumation entgegenwirken sollen».

Bei Trockenprodukten kann die Werbeaussage «fettreduziert» täuschend wirken. Der Energiewert liegt nicht wesentlich tiefer als bei fettreichen, weil man Fett (9 kcal/100g) nicht durch Wasser ersetzen kann sondern fast nur durch Kohlenhydrate oder Proteine (4 kcal). Eine Alternative bieten die modernen löslichen Nahrungsfasern Inulin (1 kcal), Oligofructose (2 kcal) oder der Zuckeraustauschstoff Polydextrose (1 kcal).

Weiterlesen: Tricks für fettarme Backwaren

Copyright http://www.foodaktuell.ch