Food aktuell
Varia
2.10.2008
Die besten Berner Alpkäse 2008

Wer ist Sieger des Berner Oberländer Alpkäse Wettbewerbs?


Peter Ryter ist hauptberuflich Inhaber einer erfolgreichen Unternehmung für Heizungs-und Lüftungstechnik in Saanen und installiert seine Anlagen in Luxushotels und Chalets der Happy Few. Doch in seinem Herzen ist er Käser und Alphirt und trägt für drei Monate im Jahr mit seiner Frau Rebekka die Verantwortung für die Käseproduktion auf der Alp Mittenbach. Die Familie Ryter-Hofer war mit dem Maximum von hundert Punkten in der prestigeträchtigsten Kategorie der Hobelkäse die unbestrittene Gewinnerin der 10. Berner Alpkäsemeisterschaft auf dem Bühlberg in der Lenk.

Ryters Erfolg ist beispielhaft für eine neue Generation von Produzenten von exquisitem Käse. Da AOC Hobelkäse für den Wettbewerb zwei Jahre oder älter sein muss, widerspiegelt er nicht eine Momentaufnahme, sondern die Bemühungen von vielen Jahren. Gute Milch in einem guten Frühsommer und sorgfältige Verarbeitung können durch eine nachträgliche Affinage kaum mehr korrigiert werden. Erfolgreiche Produzenten und Teilnehmer am Wettbewerb überzeugen durch langfristige Strategien und professionelles Hygiene- und Qualitätsmanagement.

So zeigt die Liste der „Top-Ten“ des Alpkäsewettbewerbs seit einigen Jahren weitgehend die gleichen Namen auf. Für Newcomer wird es zunehmend schwieriger in die erste Liga aufzurücken. In der anonymen Bewertung öffnet sich sichtbar eine Schere zwischen den engagierten Alpkäsern mit guter Infrastruktur, hervorragendem Tierbestand und saisongerecht gepflegter Vegetation und Wettbewerbsteilnehmern, die auf „minderen“ Alpen ihren Käse produzieren müssen.

Wo erhält der Gourmet diese Spitzenkäse?

Die beste und teuerste Bezugsquelle sind Käsegeschäfte in Tourismusorten wie Gstaad, Interlaken und Adelboden. Auch in Zweisimmen, Lenk und in Meiringen findet man Detailhändler, die kompetent und freundlich beraten und über aussergewöhnliche Produkte in ihrem Sortiment verfügen. Lässt man sich von einer Tafel an der Hauptstrasse direkt auf den Talbetrieb des Produzenten verleiten, so kommt man im Direktverkauf zu günstigem Alpkäse, doch auch zu jenem, den er über andere Kanäle nicht absetzen kann.

Trotz AOC wird sehr wenig Berner Oberländer Alpkäse exportiert. Einkäufer auf dem EU-Markt setzen vorwiegend auf Gruyère und Emmentaler. Für sie sind, - wie an Gesprächen in der internationalen Jury der Swiss Cheese Awards deutlich wurde, die Produktionsmengen zu klein, - und die im Premium Segment positionierbaren und margenstarken Produkte oft gar nicht verfügbar. Der Berner Alp- und Hobelkäse bleibt eine Spezialität. Ob und wie und mit welchen Mitteln man ihn auf dem europäischen Markt der Gourmet-Produkte und Grand Crus lancieren kann, sollte nicht Aufgabe der Sortenorganisation, sondern einer kohärenten Exportpolitik für schweizerische Landwirtschaftsprodukte sein.



Hornberger Mutschli der Molkerei Schönried im Saanenland mit Bronzemedaille der Bergkäse-Olympiade 2004


Eine ausgesprochene Berner Oberländer Spezialität ist das „Mutschli“, - oder der „Mutschler“, wie er im Östlichen Oberland bezeichnet wird. Er wird bei geringem Milchanfall als Halbhartkäse auf der Alp produziert und muss für den Wettbewerb nachweisbar älter als sechzig Tage sein. Wegen der geringen Menge und der rasch sich verändernden Qualität der Milch und der Kulturen ist das Mutschli für den Käser mit grossem Risiko verbunden. Für viele Alpkäser ist er ein Ärgernis, für andere die Königsdisziplin.

Wie ungerecht die Bedingungen sein können, beweist ein Vergleich zwischen den Siegern von 2007 und 2008. Im vergangenen Jahr hat Fritz Gerber, der die Alp auf dem Jaunpass bewirtschaftet, durch seine Professionalität alle Mitbewerber ausgestochen. In diesem Jahr verwies ihn Erwin Zumbrunnen aus Boltigen als Sieger auf den fünften Rang. Beide wirtschaften wenige Kilometer auseinander.

Tröstlich für Gerber, dass ein Laie den Unterschied zwischen den fünf bestklassierten „Mutschlenen“ kaum spürt. Doch dann fällt es rasch ab. Die übrigen 18 Mutschli im Wettbewerb schmeckten bitter, sauer oder seifig. Da die kleinen Laibe nicht vorgetestet werden können, wäre es durchaus möglich, dass diese Mitbewerber mit den Mustern für den Wettbewerb ganz einfach Pech hatten. Über die Region hinaus gelangt der Mutschli kaum in den Handel, weil die Mengen zu klein und die Abweichungen in der Qualität zu gross sind. Wer einen erstklassigen Mutschli geniessen will, bedient sich am besten am Käsewagen eines Gourmet-Hotels, wie dem Lenkerhof und lässt sich von einem Käse-Sommelier beraten. (Text: David Meili). Infos: www.casalp.ch

Auszeichnungen 2008:

AOC Berner Hobelkäse:
1. Peter und Rebekka Ryter, Alp Mittenbach, Saanen.
AOC Berner Alpkäse (produziert 2007, Coeur des Alpes):
1. Hedi und Ueli Tritten, Alp Langermatten, Lenk;
2. Hans Trachsel, Alp Stiegelberg, Lenk;
3. Rosmarie Allenbach, Alp Vorder Silleren, Adelboden.
Ferner: 6. Ueli Rubi, Alp Grindel, Grindelwald.
Mutschli: 1. Erwin und Christina Zumbrunnen, Alp Neuenberg-Schiltenegg, Boltigen.


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