Food aktuell
Varia
26.4.2009
Ist weisses Fleisch gesünder als rotes?


Kürzlich ist in den USA eine Studie vom National Institute of Health, Rockville, Maryland erschienen über «Fleischverzehr und Sterblichkeit». Die Resultate wurden in einer Fernseh-Sendung präsentiert: Der Verzehr von rotem Fleisch (vor allem Rind und Schwein) führt gemäss Studie zu einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko durch Herzkrankheiten und Krebs. Weisses Fleisch (Geflügel) und Fisch dagegen reduziere das Risiko.

Allerdings: Auch wissenschaftliche Publikationen darf und muss man hinterfragen, vor allem die Interpretationen von Publikumsbefragungen. «Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast», soll Winston Churchill gesagt haben (dass er es war, der dieses Bonmot erfand, ist auch nicht bewiesen).

Den besagten Wissenschaftern der amerikanischen Studie soll zwar nicht eine krasse Fälschung unterstellt werden aber doch eine mehr oder weniger unseriöse Überinterpretation ihrer Daten. Diese sind ausserdem mit grosser Unsicherheit behaftet sowie teilweise unplausibel. Noch unsicherer oder sogar illusorisch wird es, wenn man aus Daten der USA Schlüsse über Schweizer Konsumenten mit ihren ganz andern Verzehrsgewohnheiten zieht.

Überinterpretieren heisst, voreilige Schlüsse aus vielleicht korrekt erhobenen Daten zu ziehen, so etwa bei zwei parallel auftretenden Phänomenen (d.h. Korrelationen). Diese sind nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass die eine Beobachtung die Ursache der andern ist, also eine Kausalität besteht. Es könnte auch sein, dass beide Faktoren eine gemeinsame Ursache haben. Oder dass die Daten einen systematischen Erhebungsfehler besitzen (einen Artefakt).

Dazu ein berühmtes Beispiel, das viele Statistik-Lehrbücher ziert: Wenn man die Zahl der Geburten mit der Zahl der Storchennester zwischen Schwarzwald und Elsass während der letzten hundert Jahre vergleicht, findet man eine starke Parallelität: beide nahmen stetig ab. Wer daraus eine Kausalität ableitet, glaubt an den Storch. Die Erklärung ist anderswo zu suchen: Die parallel sinkenden Zahlen haben eine gemeinsame Ursache in der zunehmenden Industrialisierung.

Zurück zum roten Fleisch: «foodaktuell» hat den deutschen Fleischforscher Prof. Dr. Karl-Otto Honikel um einen Kommentar zur USA-Studie gebeten. Er kommt zum Schluss, dass wissenschaftlich betrachtet mehrere Aspekte der amerikanischen Studie unseriös sind. Siehe dazu: Rotes Fleisch: Kritik und Kommentar

Copyright http://www.foodaktuell.ch