Food aktuell
Varia
30.4.2009
Die Schweizer Fleischwirtschaft im 2008


Die Bilanz des Fleischwirtschaftsjahres 2008 ist positiv. Die Primärproduktion profitierte von hohen Schlachtviehpreisen. Die Konsumnachfrage erwies sich als robust. Insgesamt ist der Verbrauch an Fleisch aller Arten 2008 gegenüber dem Vorjahr um 3,0 Prozent gestiegen. Für die Fleisch-Fachgeschäfte haben im Traiteur-Bereich auch Fische und Krustentiere ihre Bedeutung, weshalb sie in der Statistik berücksichtigt sind.

2008 ist der Genuss von Geflügel wiederum Hauptverantwortlicher für das gute Ergebnis. In der Schweiz wurde 8,6 Prozent mehr Geflügelfleisch genossen als im Vorjahr. Aber auch das Rindfleisch steht deutlich im Plus. Der Zuwachs konnte hauptsächlich durch die Verarbeitung von Rindfleisch in Wurstwaren, Charcuterieartikeln und Convenienceprodukten realisiert werden.

Bedeutende Steigerung des Verbrauchs seit 2000

Dass von einer robusten Konsumnachfrage gesprochen werden kann, zeigt sich vor allem im mittelfristigen Vergleich. 2008 lag der Fleischverbrauch insgesamt 10,3 Prozent über dem Niveau zu Beginn des Jahrzehntes. Das Geflügelfleisch ist klarer Spitzenreiter auch im Trend über mehrere Jahre. Fleisch von Tieren der Rindergattung hat gegenüber dem Jahr 2000 ebenfalls zugelegt, aber weniger kontinuierlich. Lammfleisch vermochte dem allgemein positiven Trend nicht zu folgen.

Der Fleischkonsum pro Kopf folgt dem positiven Trend des Gesamtverbrauchs, wenn auch weniger deutlich. Unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums reduziert sich der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr auf 1,8 Prozent. Schweinefleisch bleibt mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 25,2 Kilogramm pro Person die deutlich wichtigste Sorte. Allerdings stagnierte der Schweinfleischkonsum, im Gegensatz zum Rindfleisch, welches vor allem am aktuellen Rand der Beobachtungsperiode seit 2000 zulegen konnte.

Zwar liegt der Pro-Kopf-Konsum mit 61,9 Kilogramm um 3,9 Prozent höher als zu Beginn des Jahrzehnts, ist aber im europäischen Vergleich immer noch bescheiden. Im durchschnittlichen Gesamtkonsum pro Kopf sind 8,5 Kilogramm an Fisch eingeschlossen. Ohne Berücksichtigung von Fischen und Krustentieren liegt der Pro-Kopf-Konsum jetzt bei 53,4 Kilogramm, genau ein Kilogramm mehr als im Vorjahr.

Konstante Inlandproduktion

Die inländische Marktproduktion von Fleisch ist insgesamt relativ konstant. Insbesondere, was das Rindfleisch anbetrifft. Der Zuwachs 2008 kompensierte gerade etwa die Minderproduktion im Vorjahr. Bemerkenswert ist allerdings das reduzierte Angebot an inländischem Schweinefleisch, welches entsprechend hohe Schlachtviehpreise bewirkte. Da diese Sorte mengenmässig dominiert, zieht sie die Bilanz der Inlandproduktion leicht in den negativen Bereich.

Eine konstante bis leicht tiefere Inlandproduktion bei positiver Entwicklung des Fleischkonsums lässt auf erhöhte Importe schliessen. Dieser Eindruck täuscht nicht, wobei zu den hohen Schweinefleischimporte 2008 zu sagen ist, dass in den drei vorangegangenen Jahren die Richtmenge gemäss Agrareinfuhrverordnung unterschritten worden war. Die Einfuhr von Kuhhälften diente der Gewinnung von Verarbeitungsfleisch, was die positive Entwicklung der Herstellung von Wurstwaren und Convenienceprodukten unterstreicht. Was die Importe von Schweinehälften und Verarbeitungsfleisch von Rindern anbetrifft, ist der Kulminationspunkt Ende 2008 überschritten. Die Nierstückimporte waren bereits 2008 bescheiden und lagen rund 20 Prozent unter dem Vorjahr 2007

Verhaltener Start ins 2009

Für das erste Quartal 2009 liegen keine offiziellen Statistiken vor. Die Indikatoren lassen aber auf einen Kaltstart ins neue Jahr schliessen. Die Schlachtviehpreise tendieren bei Tieren der Rindergattung stärker, bei den Schweinen leicht unter dem Vorjahresniveau. Die Fleischverarbeiter beurteilen diese Entwicklung als eine gewisse Normalisierung gegenüber sehr hohen Rohmaterialpreisen 2008.

Ein Zeichen dafür, dass die Branche momentan eher mit angezogener Bremse unterwegs ist, sind auch die im ersten Quartal um zweistellige Prozentzahlen reduzierten Einfuhren. Die verfügbare Fleischmenge liegt unter dem Vorjahr, was darauf schliessen lässt, dass man in den ersten Monaten des Jahres 2009 die letztjährigen Verkäufe nicht egalisieren konnte. Dennoch ist man in der Fleischbranche verhalten optimistisch. Gründe dafür sind die mittelfristig robuste Konsumnachfrage, Möglichkeiten zur Befriedigung veränderter Verbraucherbedürfnisse und ein allgemein erfreuliches Ostergeschäft 2009.



Referat von Balz Horber, Direktor des SFF an der Jahresmedienkonferenz der Schweizer Fleischwirtschaft am 28. April 2009.


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