Food aktuell
Varia
9.11.2009
Schweizer Käser sind die besten der Welt


Die 6. Olympiade der Bergkäse hat nach 2004 in Appenzell bereits zum zweiten Mal in der Schweiz stattgefunden: in Bellelay, Tramelan und Saignelégier im Kanton Jura und dem Berner Jura. Bild: Greyerzer-Showproduktion im Käsemarktzelt in Saignelégier.


113 Käseprüfer aus mehreren Ländern haben kürzlich in der Abtei Bellelay BE 631 Wettbewerbs-Bergkäse getestet und die besten in 15 Kategorien ausgewählt (und neu 21 statt 19 Unterkategorien gewählt). Schweizer Käser gewannen 9 Gold-, 9 Silber- und 10 Bronzemedaillen, total 28 Medaillen, was fast zwei Drittel aller Medaillen entspricht, die in den 15 Olympiade-Kategorien verliehen werden.


Die Juroren geben Noten für Aussehen, Geschmack und Konsistenz nach einer 5-Punkteskala von «vollkommen erfüllt» bis «sehr massiver Fehler», also nach einer objektiven Skala.


Nach Frankreich gingen 4 Goldmedaillen und nach Italien sowie Deutschland je eine. Total erlangte das Ausland 17 Medaillen. Nebst den 15 Olympiade-Kategorien gab es Spezialauszeichungen für die besten innerhalb einer Sorte. Von diesen Auszeichnungen gingen 11 in die Schweiz, 4 nach Italien, 2 nach Deutschland und je 1 nach Frankreich und Österreich.

Auch im 2004, als die Bergkäse-Olympiade in Appenzell stattfand, erzielte die Schweiz rund 60% der Medaillen, nicht aber in andern Ländern: in Frankreich im 2003 nur rund 40%, in Italien im 2005 sogar weniger als 30% und in Deutschland vorletztes Jahr knapp über 30%. Aus dem Gastgeberland stammten jeweils auch die meisten Juroren: in Bellelay amteten 50% aus der Schweiz und letztesmal in Bayern 50% deutsche.



Die 113 Juroren stammten aus 11 Ländern der ganzen Welt bis hin zu Mexiko und Japan. Aber rund 50% stammten aus der Schweiz. Bild: Franz Multerer, ein Bayrisches Urgestein von der Käsealm Garmisch und mit 70 Jahren wohl der älteste Juror.


Wirkt sich die Jury-Zusammensetzung auf den Medaillienspiegel aus? Olivier Isler, Projektleiter des für die Veranstaltung zuständigen Verbandes Fromarte in Bern verneint: «Die Jury ist unparteiisch. Die Medaillen-Schwankungen hängen mit der Zahl der eingereichten Käse pro Land zusammen. Aus dem Gastgeberland stammen jeweils besonders viele Proben. Und die einzelnen Juroren dürfen nicht mehr als einen Punkt voneinander abweichen».

So oder so: bei der Käsequalität ist und bleibt die Schweiz weltweit führend. «Traditionell liegt unsere Kompetenz beim halbharten und harten Käse», so Isler, «aber bei Weichkäse, Frischkäse und Innovationen holen wir auf». In der Tat: Alle drei Medaillen der Kategorie «Weichkäse mit Weissschimmel» gingen an Schweizer Käser. Sogar in der Kategorie der Blauschimmelkäse, wo der französische Roquefort kaum zu schlagen ist und die Goldmedaille gewann, erhielt der «Lenker Berg Bleu» der Molkerei Lenk BE die Silbermedaille.


Trotz standardisierter Punkteskala gibt es individuelle Unterschiede von Juror zu Juror, welche Probeneigenschaft als Fehler gilt. Urteilt die Jury somit subjektiv? Juryberater Hans Knüsel vom Berufsbildungszentrum Milchwirtschaft in Sursee verneint: «Die Objektivität entsteht durch die grosse Zahl der Juroren».


Erfolgreiche Bergkäse-Olympiade 2009

40'000 Besucher kamen an die 6. Olympiade der Bergkäse im Jura – dies in nur drei Tagen und an Orte im Jura am Rande der Schweiz. Das olympische Dorf bot 70 Aussteller, 6 Konzerte, 50 Animationen und eine 50 Meter lange olympische Bar mit jurassischem Bier. Das Riesenfondue aus 250kg Käse war mit 1'000 Plätzen ausverkauft, ebenso das mit 631 Käsen und 4500 Eintritten grösste Bergkäse-Buffet, das die Schweiz je sah. Das Interesse der politischen Prominenz war riesengross: Bundesrätin Doris Leuthard und die Regierungsvertreter der beiden Kantone, Michel Probst und Andreas Rickenbacher, gaben der Veranstaltung mehrmals die Ehre. Je rund 50 Medienvertreter aus der Schweiz und dem Ausland untermalten die grosse Beachtung. Dies nutzten auch politische Aktivisten: die Eröffnungsfeier vom Freitag wurde durch Proteste militanter Uniterre-Milchbauern gestört. (Mitteilung Caseusmontanus)



Peter Hofstetter von der Hofkäserei Emscha, spezialsiert auf Schafmilchprodukte, mit dem Pecorino Luzerna. Im Gegensatz zu Ziegenmilch hat Schafmilch keinen böckeligen Geschmack aber einen höheren Fettgehalt. «Doch Schafmilchfett ist leichter verdaulich als Kuhmilchfett», sagt Hofstetter, «dies dank dem viel höheren Anteil an ungesättigten Fettsäuren».



Eine Rarität am Stand von «natürli aus dem Zürcher Bergebiet»: Stromboli, ein Rohmilch-Frischkäse von der Hofkäserei Reichling in Illnau. Kaum jemand wagt, Frischkäse aus Rohmilch herzustellen, jedoch eine Hofkäserei mit eigenen Kühen und sehr kurzen Milch-Transportwegen hat die dazu nötigen Voraussetzungen. Rohmilch gibt jedem Käse mehr Charakter.



Bioziegenkäse von Robiola di Roccaverano in Italien mit dekorativen Blüten. Italiener und vor allem Piemonteser pflegen und perfektionieren das Aussehen der sonst eher langweiligen Käse mit originellen Dekors.



Entlebucher Käsermeister Georg Hofstetter am Gemeinschaftsstand der Entlebucher Biosphäre mit seinem Entlebucher Blauschimmelkäse, der 2007 an den Swiss Cheese Awards den Kategoriepreis gewann.



Nicht alles Käse am Käsemarkt: Familie Loosli-Bigler in Les Fuet gewann für ihre Pur Porc-Wurst die Bronzemedaille am Regionalprodukte-Wettbewerb in Delémont 2005.



Bauernhofglace der Familie Sommer in Les Reusilles mit einer brandaktuellen Weltneuheit: Glace aus Tête de Moine-Käse, speziell für die Bergkäse-Olympiade entwickelt. Sie schmeckt nach echtem reinem Tête de Moine ohne Süsse und eignet sich daher eher für den Apero als fürs Dessert. Notabene: Glace ohne Zucker herzustellen ist einfacher gesagt als getan, da der Zucker mit seiner gefrierpunkt-senkenden Wirkung stark zur cremigen Konsistenz beiträgt. Weitere Überraschungen: Bierglace aus echtem Bier und Waldbeerenliqueur-Glace.


Weiterlesen: Die besten Bergkäse der Welt 2009 prämiert

Copyright http://www.foodaktuell.ch