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11.7.2009 - Rubrik: Backwaren & Confiserie
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Neue Premium-Linie für Schweizer Zucker

Hochpreis-Linien für Nahrungsmittel sind in. Migros verkauft Sélection-Produkte, Coop hat seine Fine-Food-Linie und Denner verkauft edle Produkte unter dem Namen Primess. Auch die Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld (ZAF) wollen den Trend nicht verpassen, sie haben kürzlich eine Premium-Linie für Zucker lanciert.



Mit der neuen Premium-Linie Sucrisse wollen die Zuckerfabriken
den Schweizer Zucker aufwerten. Der Zucker ist deutlich teurer,
dafür praktischer zu verwenden.


Seit Mitte Mai steht in den Migros-Regalen ein neues Zucker-Sortiment mit dem wohlklingenden Namen Sucrisse. Sucrisse verspricht den passenden Süssstoff für jeden Geschmack. "Schweizer Zucker ist ein qualitativ hochwertiges Produkt", sagt ZAF-Direktor Josef Arnold. "Im Ladenregal wird es jedoch bloss in einer Billigverpackung angeboten." Mit dem neuen Sucrisse-Sortiment soll dem Konsumenten ein echter Mehrwert geboten werden. "Eine im Auftrag der ZAF durchgeführte Marktstudie hat bestätigt, dass der Bedarf für eine Premium-Linie besteht."

Sucrisse-Zucker gibt es einerseits in flüssiger Form. Der Flüssigzucker soll sich sofort auflösen, selbst in kalten Getränken. Auch soll der Zucker sauber und einfach dosiert werden können. Sucrisse-Zucker gibt es andererseits in einer besonders feinen Körnung. Auch dieser Zucker soll besonders gut löslich sein und dank dem Ausgussschnabel sauber dosiert werden können.

Auch die Migros ist von der neuen Zuckerlinie überzeugt. "Wir sind sicher, den Kunden mit Sucrisse einen Mehrwert im Bereich Zucker bieten zu können", sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Das Sucrisse-Konzept der Zuckerfabriken habe die Migros davon überzeugt, dass dieser Mehrwert auch bei einem uniformen Produkt wie Zucker möglich sei.

Indirektes Zückerchen für die Rübenproduzenten

Arnold will mit der neuen Premium-Zuckerlinie nicht den Zuckerkonsum ankurbeln. "Unser Ziel ist es, mit Sucrisse 5 bis 10 Prozent des Gesamtbedarfs des Detailhandels an Zucker abzudecken", sagt er. Gesamtschweizerisch werden jährlich 225'000 Tonnen Zucker konsumiert. Von der gesamten Produktion fliessen 15 Prozent oder 35'000 Tonnen Zucker in den Detailhandel und ins Gastgewerbe, 85 Prozent werden von der Lebensmittelindustrie verarbeitet.


Zuckerrüben, frisch vom Feld


Für die Zuckerrübenpflanzer ist die neue Premium-Linie nur ein indirektes Zückerchen. Sucrisse wird aus denselben Rüben produziert, die auch zu Zuckerwürfel und Co. verarbeitet werden. "Sucrisse kostet deutlich mehr als gewöhnlicher Zucker und ist ein margenträchtiges Produkt", sagt Arnold. "Während die Konsumenten von einem Zusatznutzen profitieren, können der Detailhandel und die Zuckerfabriken einen Zusatzertrag erwirtschaften." Und wenn es den Zuckerfabriken besser gehe, seien auch die Zuckerrübenproduzenten besser dran.

Doppelt so teuer

Vom Zusatznutzen der neuen Premium-Zuckerlinie nicht ganz so überzeugen lässt sich Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. Je feiner ein Lebensmittel verarbeitet sei, desto teurer sei es. "Der Preisunterschied zwischen dem herkömmlichen Produkt und der Premium-Produktelinie ist meistens frappant", sagt Stalder. Tatsächlich: Kostet ein Kilogramm Schweizer Feinkristall-Zucker in der Migros Fr. 1.40, zahlt der Konsument für ein Kilogramm Sucrisse-Zucker in besonders feinen Körnung Fr. 2.80, für ein Kilogramm Bio-Sucrisse-Zucker sogar Fr. 5.60. Flüssiger Sucrisse-Zucker abgefüllt in einer 250 Milliliter-Flasche kostet Fr. 3.95.

Stalder sagt, sie habe noch nie gehört, dass man mit herkömmlichem Zucker nicht feine Kuchen herstellen oder den Tee versüssen könne. "Letztlich ist es aber der Entscheid eines jeden Konsumenten, welche Art von Zucker er kaufen will."

Schweizer Zuckerberge werden immer grösser

"Die Lagerbestände beim Zucker müssen dringend abgebaut werden", sagt Josef Arnold, Direktor der Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG (ZAF). Das nächste Zuckerjahr beginnt am 1. Oktober 2009, im Normalfall sollten die Zuckerlager zu diesem Zeitpunkt leer sein. "Das Problem wird sich jedoch weiter zuspitzen. Die Lagerbestände steigen nach wie vor", sagt Arnold. Das diesjährige gute Wetter und der frühe Start der heurigen Zuckerrüben-Aussat werde das Problem verschärfen. Bereits im März 2009 warnte Arnold vor den wachsenden Zuckerbergen. Nach zwei Grossernten in den letzten beiden Jahren sassen die Zuckerfabriken bereits im März 2009 auf 25'000 Tonnen Zucker, die sie nicht verkaufen konnten.


Bis zum Abtransport lagern die Zuckerrüben auf dem Feld


Während die Rübenpflanzer dieses Jahr gleich viele Rüben anbauen können wie letztes Jahr (232'200 Tonnen), sei für die kommende Zuckerrübenkampagne 2010 bereits eine Quotenkürzung angedroht worden, sagt Nadine Degen, Geschäftsführerin des Rübenproduzentenverbandes. Eine Quotenkürzung wollen die Rübenpflanzer bekämpfen. "Statt die Quote zu kürzen, sollte vielmehr nach einem Weg gesucht werden, den Zucker-Absatz anzururbeln", sagt Degen. Während die Quoten gleich hoch bleiben, sinken die Produzentenpreise: Erhielten die Rübenpflanzer im letzten Jahr für die qualitativ besten Rüben noch 86 Franken pro Tonne, sind es dieses Jahr nur noch 57 Franken. Gleichzeitig sind jedoch die Direktzahlungen von 850 auf 1'900 Franken pro Hektare erhöht worden.
(Quelle LID / Helene Soltermann)
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