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| 6.3.2009 - Rubrik: Backwaren & Confiserie
| Druckansicht | Gesunder Hafer und das EU-Projekt AVEQ
Hafer (Avena sativa) ist ernährungsphysiologisch betrachtet unser wertvollstes Getreide. Er hat einen hohen Proteingehalt (bis zu 24%) und ist reich an Mineral- und Ballaststoffen. Die hohe Proteinqualität macht Haferprodukte auch für Zöliakie-Patienten verträglich. Auch die löslichen Ballaststoffe sind von besonderem Interesse. Die heilsame Wirkung des "Haferschleims" ist schon der Volksmedizin bekannt.
Eine Absenkung von Cholesterin und Blutzucker durch Haferprodukte sowie günstige Auswirkungen auf den Verdauungstrakt konnten medizinisch nachgewiesen werden. So kann Haferkleie in kohlenhydratreichen Nahrungsmitteln eingesetzt werden, um den Insulinbedarf von Diabetikern zu senken.
Diese Ergebnisse veranlassten bereits 1997 die US-Ernährungsbehörde, eine besondere Auslobung von Haferprodukten als gesundheitsfördernde Nahrungsmittel ("Health Claim") zuzulassen. Hieraus ergeben sich allerdings Anforderungen an das Rohmaterial. So sollten im Hafer Gehalte von mindestens 5 % beta-Glucan und 15 - 22 % Protein vorhanden sein. Auch in den Ländern der EU gibt es ähnliche Regelungen.
Natürlich spielt für Gesundheits-Produkte auch die Freiheit von Schadstoffen wie Mykotoxinen, die beim Befall mit Schimmelpilzen entstehen, eine wichtige Rolle. In neuerer Zeit geraten auch Inhaltsstoffe mit antioxidativer Wirkung (sogenannte Avenanthramide) in den Fokus des Interesses. Ihnen werden entzündungshemmende Wirkungen gegen Arteriosklerose und Krebs zugeschrieben.
Anbau von Hafer ist rückläufig
Der Anbau von Hafer hat vor dem 19. Jahrhundert in Nord-Europa eine bedeutende Rolle als Grundnahrungsmittel und Viehfutter gespielt. Im Gegensatz zu Weizen wird Hafer bevorzugt in gemässigten Klimaten mit hohen Niederschlägen angebaut. Seine Ansprüche an den Boden sind gering. In getreidereichen Fruchtfolgen stellt er eine wichtige Gesundungsfrucht dar, da sich viele Getreideschädlinge an ihm nicht vermehren. Gegenwärtig geht sein Anbau jedoch ständig zurück. So wurden in Deutschland 1970 noch auf 825.000 ha Hafer angebaut, 2004 hingegen nur noch auf 227.000 ha.
EU-Projekt AVEQ
Bis 2011 sollen in einem EU-Projekt 600 Genbankmuster und Sorten genauer untersucht werde. An dem EU-Projekt AVEQ "Genetische Ressourcen des Hafers im Hinblick auf Qualitätsmerkmale bei der Speisehafer-Erzeugung", das vom Julius Kühn-Instituts (JKI) koordiniert wird, beteiligen sich neun Länder aus allen Teilen Europas. Bei der von heute bis Mittwoch (2. - 4.3.2009) am JKI-Stammsitz in Quedlinburg stattfindenden zweiten Projekttagung werden erste Ergebnisse und das weitere Vorgehen diskutiert.
In Genbanken lagern viele alte und neuere Sorten des Kulturhafers sowie verschiedene Wildhaferarten. "Sie sind unsere Schatzkiste, wenn es gilt, durch Züchtung die Anbau- und Qualitätseigenschaften moderner Hafersorten zu verbessern", so Dr. Christoph Germeier vom Julius Kühn-Institut,. Allerdings sind die Qualitätseigenschaften der Sorten meist nicht bekannt.
Das AVEQ-Projekt soll Licht ins Dunkel bringen. Es wird von der Europäischen Union, den Firmen Kölln Flocken (Deutschland), Emco, spol. s r.o. (Tschechische Republik) sowie von der Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung e.V. (GFP) gefördert. In den neun beteiligten Ländern Europas werden 600 Haferformen (Wildformen, Landsorten, alte und moderne Zuchtsorten) angebaut und auf ihre Qualitätsmerkmale analysiert.
Dabei wird auch untersucht, wie stark die einzelnen Formen mit Schimmelpilzen (Fusarien) oder Mykotoxinen verunreinigt sind. Alle Ergebnisse des Projekts fliessen in eine bereits etablierte europäische Haferdatenbank ein. "Wir am JKI, dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, betreuen die Haferdatenbank. Mit den Daten des Projektes wird diese erheblich vergrössert.
Sämtliche derzeitigen und zukünftigen Daten stehen Züchtern, aber auch der interessierten Öffentlichkeit online zur Verfügung", so der JKI-Forscher. (Quelle: Julius Kühn-Institut in Quedlinburg. Wissenschaftlicher Ansprechpartner: Dr. Christoph Germeier, Institut für Züchtungsforschung and landwirtschaftlichen Kulturen des JKI
Erwin-Baur-Str. 27, 06484 Quedlinburg, Fon: 03946-47-702)
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