Der Biomarkt wuchs auf 1.44 Mia Franken, aber der Biolandbau wird mit der geplanten Streichung der Bioprämie nicht mehr gefördert. Damit steht die Schweiz international im Abseits.
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Der Biomarkt wuchs 2008 rasant weiter. Der Umsatz mit Bio-Produkten stieg um 11,2% auf 1,44 Mia Franken.
Der Bio-Lebensmittelmarkt entwickelte sich damit rund doppelt so stark wie der Gesamtmarkt (+5,6%). Rund
75% der Bio-Produkte gingen 2008 über die Ladentische von Coop (50% Marktanteil, 722 Mio Franken) und
Migros (24% Marktanteil, 345 Mio Franken).
Einen kräftigen Wachstumsschub erlebten wiederum die
Direktvermarkter mit einem Plus von 17% (5,1% Marktanteil, 73 Mio Franken) und der Bio-Fachhandel mit
13% mehr Umsatz (15,6% Marktanteil, 225 Mio Franken). Discounter sind ins Bio-Geschäft eingestiegen und
entwickeln sich auf tiefem Niveau. Sie erzielten mit Bio-Produkten einen Umsatz von 7 Mio Franken.
Auch in der Westschweiz setzt sich das überdurchschnittliche Wachstum fort. Der Gesamtbiomarkt nahm im
französischsprachigen Landesteil um 13,6% oder 26 Mio Franken zu. Der Marktanteil in der Romandie steigt
kontinuierlich und liegt bei 4,1%. Bei den Frischprodukten betrug die Zuwachsrate 15,3% oder 8,3 Mio
Franken. Geradezu explodiert sind dort die Verkäufe bei Bio-Früchten (+42%), von Bio-Fleisch (+33%) und von
Bio-Milch (+23%).
Produzenten: Praktisch konstant
Im Jahr 2008 arbeiteten 5589 Landwirtschaftsbetriebe nach den Richtlinien von Bio Suisse, resp. sind
zertifizierte Knospe-Betriebe. Das sind 62 Betriebe weniger als im Vorjahr und entspricht einem Anteil von
10,7% am Total der gesamtschweizerischen Betriebe. Zu den knospe-zertifizierten Betrieben kommen noch
522 Bio-Höfe hinzu, die nach der Bioverordnung des Bundes arbeiten. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl
von 6111 Bio-Betrieben. Dies sind 11,9% aller Landwirtschaftsbetriebe. Dieser Anteil ist Vergleich zum Vorjahr
leicht angestiegen (+0,6%).
Die gesamte Bio-Fläche ist mit rund 121 000 Hektaren konstant geblieben. Das sind 11,4% der gesamten
landwirtschaftlichen Nutzfläche. Davon wurden 112 000 Hektaren von knospe-zertifizierten Bio-Betrieben
bewirtschaftet, 9000 Hektaren von Bioverordnungsbetrieben.
Bio-Direktzahlungen gestrichen
Die aktuellen Pläne des Bundes zur Weiterentwicklung der Direktzahlungen (WDZ) lösen bei Bio Suisse
Alarmstimmung aus: ausgerechnet im Pionierland des ökologischen Landbaus sollen die Bio-Direktzahlungen
gestrichen werden. Mit diesem völlig falschen Signal nimmt der Bund in Kauf, dass Biobetriebe aufgeben
müssen. Mit einer fundierten, heute veröffentlichten Untersuchung des Forschungsinstitutes für biologischen
Landbau (FiBL), zeigt Bio Suisse detailliert die gesellschaftlichen Leistungen des Biolandbaus auf.
Jeder Bauer, jede Bäuerin, ob Bio oder nicht, erhält vom Bund Direktzahlungen für die Leistungen, die er oder
sie für die Gesellschaft erbringt: sichere Versorgung der Bevölkerung, Landschaftspflege, Erhalt von
Kulturflächen und Beitrag zur dezentralen Besiedelung. Dies ist im Artikel 104 der Bundesverfassung so
verankert.
Biobauern erhielten bis jetzt zusätzlich zu den üblichen Direktzahlungen eine so genannte
Bioprämie. Sie macht gerade einmal rund 1 % der gesamten Direktzahlungssumme aus. Sie ist eine Belohnung
des Gesamtsystems, welches viele negative Auswirkungen wie z.B. Pestizide in der Nahrung vermeidet.
Unbezahlbar ist auch die Wirkung für das Image der Schweiz und damit den Tourismus. So werden im
Ferienkanton Graubünden heute 55% der Betriebe biologisch bewirtschaftet.
Fördern von einseitigem Spezialistentum
Mit der geplanten Streichung der Bioprämie geht der Bund zwei grosse Risiken ein:
1. Statt ein zertifiziertes Bio-Gesamtpaket zu fördern, belohnen die Pläne des Bundes einseitiges
Spezialistentum. Auf diese Weise werden die Landwirtschafsbetriebe zum Beispiel eine vorbildliche Tierhaltung
realisieren und dafür grosse Mengen von Kraftfutter aus der Dritten Welt importieren. Oder sie pflegen ein
paar Magerwiesen, während daneben Chemie im grossen Stil eingesetzt wird. Bio Suisse will keine Aufteilung
in Schutz- und Schmutzgebiete. Sie betrachtet hingegen den Biobetrieb als Organismus mit möglichst
geschlossenen Kreisläufen.
2. Wer die Umwelt weniger belastet („negative Externalitäten“), wird nicht mehr honoriert. Bio Suisse will,
dass z.B. Spritzmittelrückstände, Nitrate und dergleichen gar nicht erst in die Nahrungsmittel und das Trinkwasser gelangen. Dies ist billiger, als nachträglich Krankheiten zu behandeln oder Trinkwasser aufwändig
zu reinigen.
Im Ausland wird Biolandbau gefördert
Auch international steht die Schweiz mit der Nichtförderung des Biolandbaus im Abseits: die Regierungen
unserer Nachbarländer haben sich ambitiöse Ziele gesetzt:
Österreich will bis im Jahr 2010 20% der
Landwirtschaftlichen Nutzfläche biologisch bewirtschaften. (www.land.lebensmittelministerium.at).
Frankreich
setzt sich zum Ziel, bis 2012 in Staatskantinen 20% biologische Lebensmittel zu verwenden
(www.ambafrance-es.org).
Deutschland strebt langfristig ebenfalls eine Fläche von 20% Bioland an
(www.bundesprogramm.de).
Holland will die Biofläche jedes Jahr um 5% erhöhen (www.minlnv.nl).
(Medienmitteilung Bio Suisse)
(gb)
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