Der Schokoladekonzern Barry Callebaut bringt eine neuartige «Schokolade» auf den Markt, die erst bei 55 Grad schmilzt, aber im Mund bei 37 Grad. Presseschau mit Kommentar.
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Barry Callebaut ist ein innovativer Konzern und hat beispielsweise die Acticoa-Schokoade entwickelt (Bild) mit einem besonders hohen Gehalt an gesunden (aber auch herben) Kakao- Polyphenolen. Und der Konzern beherrscht auch die Imagepflege: er informiert gezielt gewisse Medien mit Ankündigungen, welche wohl primär die Börsen-Analysten beeindrucken sollen. Während der Saure-Gurken-Zeit greifen weitere Medien das Thema gerne auf.
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Der Schokoladekonzern Barry Callebaut bringt eine neuartige Schokolade auf den Markt, die erst bei 55 Grad schmilzt. «Intern wird sie Vulcano genannt», bestätigt Barry-Callebaut-Verwaltungsratspräsident Andreas Jacobs gegenüber der «Handelszeitung». Länder wie Indien hätten inzwischen ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen, das es mehr Menschen ermögliche, Schokolade zu kaufen. Da aber die Logistikkette fehle und die konventionelle Schokolade innert Kürze auf der Strasse dahingeschmolzen sei, wolle Barry Callebaut mit solchen Innovationen auf den Markt kommen.
«Wir befinden uns jetzt in der Phase, wo wir die Vulcano-Schokolade unseren Industriekunden präsentieren», ergänzt Barry-Callebaut-Sprecherin Gaby Tschofen. Bis die Produkte dann jeweils im Regal stünden, dauere es zwei bis drei Jahre.
Neben der neuen hitzeresistenten Schokolade gibt es aber auch sogenannte Schokoladenmischungen, die einen höheren Schmelzpunkt aufweisen. Diese sind laut Tschofen günstiger. Dies ist unter anderem möglich, weil dafür günstigere Fette verwendet werden, also nicht nur Kakaobutter. An hitzeresistenter Schokolade haben sich schon viele versucht. Aber kein Produkt hat sich, mangels guten Geschmacks, durchgesetzt. (www.handelszeitung.ch 15. Juli 2009).
Auch die Tagesschau des Schweizer Fernsehens berichtete darüber, und «20 Minuten» zitierte Tschofen: «Kalorienarm ist die Schoggi primär wegen den Luftbläschen, die das Volumen erhöhen. Das Produkt kommt aber auch mit weniger Kakaobutter aus». ZKB-Analyst Daniel Bürki kommentierte die Barry Callebaut-Ankündigung gegenüber der Gratiszeitung «News»: «Dies ist wohl eher ein Zuckerstückchen für die Investoren».
Die Tagesmedien irren sich: Die Luftbläschen haben keinen Einfluss auf die Kalorien, da diese von Gesetzes wegen auf das Gewicht und nicht auf das Volumen bezogen werden müssen. Ausserdem wird diese «Schoggi» gemäss Lebensmittel-Verordnung kaum als Schokolade deklariert werden dürfen, da bei grossen Rezeptänderungen die Anforderung an den Kakaobutter-Mindestgehalt nicht mehr erfüllt ist. Und bei «Schokolade» erwarten die Konsumenten etwas Zartschmelzendes, jedenfalls in unseren Breitengraden, und nicht nur etwas mit Chocogeschmack.
«Blick am Abend» berichtete am 16. Juli 2009 über einen Test, bestätigte das ausgelobte Schmelzverhalten, räumte aber ein: «im Mund fühlt sie sich erst spöde und rauh an. Doch sobald sie mit Speichel in Kontakt kommt, wird sie cremig. Sie schmeckt wirklich wie Schoggi».
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Damit sich Gourmets von einer speichel-zehrenden «Wunderschoggi» überzeugen lassen, muss Barry Callebaut noch viel Entwicklungs- und Überzeugungsarbeit leisten. Vielleicht wird das Produkt dereinst wirklich ein Hit, aber wohl kaum als Gourmet-Schokolade sondern eher als «Wundertüte».
Bild: an einem Schokolade-Sensorikseminar von Barry Callebaut.
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(gb)
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