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Nachrichten

11.1.2010

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Desinteresse an nachhaltigem Palmöl in Deutschland

WWF mahnt zu mehr Verantwortung beim Klimaschutz. Handel und Industrie solle konsequent nachhaltiges Palmöl einzusetzen zum Schutz des tropischen Regenwaldes.


Seit Transfette in Verruf geraten sind, verwenden viele Hersteller Palmfett als Ersatz, z.B. in Margarinen und Fettfüllungen.

Der World Wide Fund for Nature (WWF) und der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V. (OVID) forderten im Rahmen der Europäischen Konferenz "Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Zertifizierungssystemen" Handel und Industrie auf, mehr Verantwortung für Klimaschutz zu zeigen und konsequent nachhaltiges Palmöl einzusetzen.

Derzeit stehen 1,2 Mio. Tonnen nach den Kriterien des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) zertifiziertes Palmöl zur Verfügung. Davon sind bislang 320.000 Tonnen verkauft; der Rest wartet in Tanklagern auf die Nachfrage der Wirtschaft. "Besonders Deutschland hat Nachholbedarf, wie unsere jüngste Umfrage zur Verwendung von nachhaltigem Palmöl in Europa zeigt", erklärt Martina Fleckenstein, Leiterin EU-Politik & Landwirtschaft beim WWF. "Während in Grossbritannien und der Schweiz bereits eine Reihe grosser Unternehmen zertifiziertes Palmöl einsetzen, haben sich in Deutschland nur sehr wenige Firmen entschieden, zertifiziertes Palmöl zu verwenden."

"Wer Klimaschutz fordert, muss auch dafür sorgen, dass kein tropischer Regenwald gerodet wird und konsequent nachhaltig produziertes Palmöl nachfragen", so Petra Sprick, Geschäftsführerin von OVID. Palmöl steht ganz oben auf der Liste der kontrovers diskutierten Agrarrohstoffe. Das Öl ist ein wichtiger Rohstoff für die Nahrungsmittelindustrie, die Olechemie und wird als nachwachsender Rohstoff vermehrt im Energiebereich eingesetzt.

Die Erträge der Ölpalme sind extrem hoch und bieten damit eine Chance sowohl für nachhaltige Lebensmittel und oleochemische Produkte - wie Waschmittel und Cremes - als auch für klimafreundliche Energieproduktion. Dafür müsse jedoch sicher gestellt werden, dass beim Anbau der Ölpalmen Umwelt- und Sozialkriterien berücksichtigt und Regenwaldflächen sowie Torfmoore vor einem unkontrollierten Ausbau von Ölpalmplantagen geschützt werden.

Durch die Trockenlegung von Mooren und die Rodung von Wäldern werden u. a. grosse Mengen an Treibhausgasemissionen freigesetzt. Vor diesem Hintergrund sind Zertifizierungssysteme zu einem der wichtigsten Instrumente zur Verhinderung von unkontrollierten Abholzungen und Landnutzungsänderungen geworden.

Der RSPO wurde vom WWF gemeinsam mit Unternehmen des Palmölsektors, Lebensmittelkonzernen, Banken sowie Vertretern der Zivilgesellschaft ins Leben gerufen, um eine nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen, die dazu beiträgt, dass weniger Wälder gerodet, vorhandene Biodiversität erhalten bleibt sowie Kleinbauern, Landrechte und Arbeitnehmerrechte respektiert werden.

Im November 2008 wurde die erste Schiffsladung mit nach den Kriterien des RSPO zertifiziertem Palmöl nach Europa geliefert. Ein Grund für die geringe Nachfrage ist sicherlich, dass Handel und Wirtschaft die höheren Kosten scheuen, die durch den nachhaltigen Anbau entstehen und einen Anreiz für die Landwirte vor Ort darstellen. Ein weiterer Grund könnte aber auch darin liegen, dass gesetzlich ab dem 1. Juli 2010 nur für den Bereich Bioenergie ein Nachhaltigkeitszertifikat vorgeschrieben ist, um eine Förderung zu erhalten. Für andere Verwendungsbereiche - etwa Lebensmittel und oleochemische Produkte - gibt es bislang keine Verpflichtung, Nachhaltigkeitskriterien einzuhalten.

Über WWF - World Wide Fund for Nature

Der World Wide Fund for Nature (WWF) ist eine der grössten und erfahrensten Naturschutzorganisationen der Welt und in mehr als 100 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen ihn rund fünf Millionen Förderer. Im globalen Netzwerk des WWF arbeiten 59 nationale Sektionen, Programmbüros und Partnerorganisationen zusammen. In 140 Ländern rund um den Globus führten 2008 etwa 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Projekte zur Bewahrung der biologischen Vielfalt durch. Der WWF hat gemeinsam mit Unternehmen des Palmölsektors, Lebensmittelkonzernen, Banken sowie Vertretern der Zivilgesellschaft den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) ins Leben gerufen, der mittlerweile mehr als 160 ordentliche Mitglieder umfasst. Gleichzeitig bemüht sich der WWF, einen globalen Zertifizierungsprozess für nachhaltiges Soja, den Round Table Responsible Soy (RTRS) auf den Weg zu bringen.

Über OVID - Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V.

OVID vertritt als Verband die Interessen der ölsaatenverarbeitenden und ölraffinierenden Unternehmen in Deutschland, deren Kernaufgabe die Verarbeitung von Ölsaaten und Pflanzenölen zu Produkten für die Lebensmittelindustrie, die Oleochemie, die technische Verwendung und für Bioenergie ist. Als Verband ist OVID die Schnittstelle zwischen seinen Mitgliedsunternehmen, politischen Entscheidungsträgern, anderen Wirtschaftsverbänden, der Wissenschaft und Institutionen. OVID setzt sich für eine nachhaltige Landwirtschaft und gegen die Abholzung von Regenwäldern beim Anbau von Ölsaaten ein. Seit 2008 engagiert sich der Verband direkt an den zwei Roundtable-Initiativen RSPO und RTRS, die vom WWF gegründet wurden, und die sich für einen nachhaltigen Anbau von Ölpflanzen in Drittländern einsetzen. (Text: OVID) (gb)


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