Eine Studie der Universität Bern folgert, Biomilch sei nicht besser als
konventionelle Milch. Bio Suisse kontert, Biomilch biete qualitativ grosse Vorteile.
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Die von der Universität Bern gestern veröffentlichte Studie über Bio-Milch hat bei der Bio Suisse Kopfschütteln und Unverständnis ausgelöst. Bio-Milch auf ihre Anzahl Keime zu reduzieren, zielt an der Sache vorbei. Die Autoren der Studie haben das Prinzip des Biolandbaus ganz offensichtlich nicht begriffen, schreibt Bio Suisse in einer Medienmitteilung. Biolandwirtschaft steht für Ganzheitlichkeit, für artgerechte Tierhaltung und ökologisch ausgerichtete Fütterung.
Artgerechte Tierhaltung, artgerechtes Futter und kein prophylaktischer Antibiotikaeinsatz machen die Qualität der Bio-Milch aus. Dass die weit verbreiteten Hochleistungskühe den Ansprüchen des Biolandbaus nicht immer voll genügen, ist längst bekannt. Biobauern bevorzugen robustere Tiere mit einer an das Tier angemessenen Milchleistung. Bio Suisse und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) setzen sich deshalb stark für neue Züchtungen ein.
Zum Thema Milchqualität
Bio-Milch hat qualitativ grosse Vorteile. Biobauern setzen deutlich weniger Antibiotika ein als ihre konventionellen Kollegen. Wenn notfalls eine Behandlung mit einem Antibiotika gemacht werden muss (bei einer ernsthaften Erkrankung des Tieres), darf die Milch während einer streng vorgeschriebenen Zeit nicht als Konsummilch verkauft werden (doppelt so lange wie im konventionellen Anbau). Konsumentinnen und Konsumenten haben mit Bio-Milch also den Vorteil, dass diese nicht mit Antibiotika- und anderen Medikamentenrückständen belastet ist.
Bio-Milch hat eine sehr hohe Qualität und stellt einen wichtigen Faktor für eine ausgewogene Ernährung dar. Bio-Konsummilch untersteht wie alle Lebensmittel einer ständigen und strengen Kontrolle durch staatliche Organe (z.B. kantonale Labors). Die natürliche bakterielle Keimzahl in der für den Verkauf zugelassene Bio- Milch ist gleich wie in der konventionellen Milch. Obwohl der Konsument beim Kauf von Bio-Milch keinen sichtbaren Unterschied zur konventionellen Milch sieht, unterstützt er damit eine sinnvolle und ökologisch nachhaltige Milchwirtschaft.
Zu Futter und Kuhtypen
Die Hochleistungskühe genügen den Ansprüchen des Biolandbaus nicht, denn sie brauchen viel Kraftfutter um die gewünschte Milchmenge produzieren zu können. Die Kuh ist von Natur aus aber ein Raufutterverzehrer, das ist vor allem Gras und Heu. Im Biolandbau werden die Kühe zu 90% mit Raufutter gefüttert. Der Einsatz von Hochleistungskühen im Biolandbau ist nicht sinnvoll und kann zu gesundheitlichen Schäden beim Tier (z.B. Eutererkrankungen) führen. Der Biolandbau geht dieses Problem ganzheitlich an:
Es werden robustere Tiere bevorzugt, die eine an das Tier angemessene Milchleistung haben. Die Zuchtbemühungen stehen allerdings noch am Anfang. Fütterung, Haltung (Freiland, Weidegang, Sozialkontakte), sanfte Melktechnik usw. werden laufend optimiert.
Sanfte Tiermedizin (Homöopathie) wird bevorzugt.
Der Antibiotikaeinsatz ist zur Behandlung von schweren Krankheiten und nicht zur Vorbeugung zugelassen.
Unter dem Titel „Pro-Q“ hat das FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) zusammen mit Bio Suisse ein entsprechendes Projekt lanciert. Das oben beschriebene System wurde bereits auf 90 Betrieben mit 4000 Kühen entwickelt und steht nun vor der Verbreitung auf alle 3000 Bio-Milchbetriebe.
Zum Preis
Ein Liter Bio-Milch kostet im Laden im Durchschnitt 10 bis 15 Rappen mehr als konventionelle Milch. Bio-Milch steht stellvertretend für den ganzheitlichen Biolandbau. Das heisst:
Ökologische Landwirtschaft
Besonders artgerechte Nutztierhaltung und Fütterung
Verzicht auf chemisch-synthetische Kunstdünger
Verzicht auf den Einsatz von Gentechnik
Der Marktanteil von Bio-Milch betrug im Jahre 2004 12,4 %. Es wurden rund 168 Mio Liter Bio-Milch zu Bioprodukten verarbeitet.
Prämie für Milchkühe auf Raufutterbasis
Seit Jahren fordert die Bio Suisse vom Bund eine Prämie für Milchkühe auf Raufutterbasis. Die Schweiz ist DAS klassische Weideland. Die Verfütterung von Raufutter muss belohnt, der Anreiz für die Verfütterung von teuren und weit hergeholten Futtermitteln hingegen verkleinert werden. Eine Prämie für Raufutterverzehrer ist ökologisch richtig, weil sie zur Erhaltung der Weidewirtschaft beiträgt. Zudem ist sie wirtschaftlich nötig, weil sie eine Alternative zu Höchstleistungskühen und Milch-Überproduktion bietet. (Medienmitteilung Bio Suisse)
(gb)
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