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28.6.2010

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Weltweite Verzehrsgewohnheiten schädigen das Klima

Würde der weltweite Fleisch- und Milchkonsum um ein Drittel reduziert, könnte der Treibhausgas-Ausstoss stark vermindert werden gemäss einer neuen deutschen Studie.



Bei der Herstellung von Viehfutter und durch Ausbringen von synthetischem Dünger entstehen die Treibhausgase Methan und Lachgas. Lachgas ist 300 Mal und Methan 20 Mal stärker als das Treibhausgas Kohlendioxid. Bild: Düngerstreuer.

PIK 28.06.2010 - Den Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten einzuschränken und landwirtschaftliche Produktionsmethoden anzupassen, würde die globalen Emissionen von Treibhausgasen deutlich vermindern. Bis zum Jahr 2055 könnte der landwirtschaftlich bedingte Ausstoss von Methan und Lachgas um mehr als 80 Prozent reduziert werden, berichten Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die Ergebnisse ihrer Modellierungsstudie wurden kürzlich im Fachmagazin „Global Environmental Change“ veröffentlicht.

„Milch und Fleisch machen wirklich einen Unterschied“, sagt Alexander Popp vom PIK. „Vermindern wir den Konsum dieser Lebensmittel, könnten wir die künftigen landwirtschaftlichen Emissionen von Lachgas und Methan unter das Niveau von 1995 senken“, erklärt der leitende Autor der Studie.

Bislang hat der Ausstoss von Treibhausgasen in der Landwirtschaft, grösstenteils Lachgas und Methan, stetig zugenommen. Im Jahr 2005 betrug sein Anteil an sämtlichen vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen etwa 14 Prozent. „Neben der bewussten Ernährung auf der Konsumentenseite können technische Massnahmen auf der Produzentenseite die Emissionen deutlich senken“, sagt Popp.

Den Einfluss des Nahrungsmittelkonsums und der landwirtschaftlichen Produktionstechnik auf das Klima haben die Forscher mit einem Computermodell der globalen Landnutzung untersucht. Die Simulationen beruhen auf Informationen über die Bevölkerungsentwicklung, das Einkommen, Nahrungsmittelbedarf und Produktionskosten sowie auf räumlich aufgelösten Daten zu möglichen landwirtschaftlichen Erträgen.

Wie die Berechnungen zeigen, würden die Lachgas- und Methanemissionen bis zum Jahr 2055 deutlich zunehmen, wenn der Pro-Kopf-Verbrauch von Lebensmitteln qualitativ und quantitativ so bleibt wie im Jahr 1995. Berücksichtigt man einen mit steigendem Einkommen zunehmenden Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten, nehmen die Emissionen noch stärker zu. Würde der Bedarf an Fleisch- und Milchprodukten alle zehn Jahre zwischen 2015 und 2055 um jeweils ein Viertel vermindert, sänken die Emissionen dagegen auf ein Niveau unter dem von 1995.

Zudem bestehen technische Möglichkeiten, die Emissionen weiter zu senken. Die Reduktionen sind jedoch geringer als bei der Ernährungsumstellung. Das grösste Einsparpotenzial könnte mit einer Kombination beider Ansätze ausgeschöpft werden, berichten die Forscher. Im Vergleich zu dem Szenario, das das erwartete Bevölkerungswachstum und die Bedarfszunahme für Fleisch- und Milchprodukte berücksichtigt, könnten die Emissionen von Lachgas und Methan bis zum Jahr 2055 um 84 Prozent vermindert werden.

Fleisch- und Milchprodukte leisten mit durchschnittlich rund einem Drittel der Proteinversorgung jedoch einen wichtigen Beitrag zur Welternährung. Viele arme und unterernährte Menschen in Entwicklungsländern, die häufig an Proteinunterversorgung leiden, können ihren Konsum nicht weiter einschränken. Im Gegensatz dazu hätte eine weniger fleischhaltige Ernährung in Industrienationen positive Gesundheitseffekte, merken die Autoren an.

Landwirtschaftliche Emissionen von anderen Treibhausgasen als Kohlendioxid bestehen vor allem aus Methan und Lachgas. Lachgas ist ein etwa 300mal, Methan ein etwa 20mal wirksameres Treibhausgas als Kohlendioxid. Die Emissionen entstehen beim Ausbringen synthetischer Düngemittel auf Ackerland und in überfluteten Reisfeldern.

Weil für die Produktion von Fleisch und Milch viel Futtermittel eingesetzt wird, führt die Herstellung auch zu einer Zunahme des Düngemitteleinsatzes. Zusätzliche Emissionen entstehen durch die Ausscheidung, die Behandlung und das Ausbringen von Dung sowie durch die mikrobielle Zersetzung von Pflanzen im Verdauungstrakt von Wiederkäuern.

Artikel: Popp, A., et al., Food consumption, diet shifts and associated non-CO2 greenhouse gases from agricultural production. Global Environ. Change (2010), doi:10.1016/j.gloenvcha.2010.02.001 - http://dx.doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2010.02.001 (gb)


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