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27.7.2010
| Druckansicht | KURZNEWS 27. Juli 2010
Milchbauern demonstrieren gegen die Migros, welche deren Behauptungen jedoch zurückweist / Schweizer Käser leiden unter schwachem Euro / Ganz natürlich? Clean Label im Aufwind / Allergie-Schutzstoffe Arabinogalaktane stecken im Heu
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300 Bauern demonstrieren gegen die Migros
27.07.2010 - (lid) – Rund 300 Milchbauern demonstrierten heute Dienstagvormittag, 27. Juli in Zürich gegen die Milchpreispolitik der Migros. Zur Demonstration hatte die bäuerliche Interessengruppe für Marktkampf (BIG-M) aufgerufen. Die Bauern zogen mit Treicheln und drei Kühen vom Hauptbahnhof Zürich zum Migros-Sitz am Limmatplatz. BIG-M ist der Ansicht, dass der Milchmarkt völlig ausser Kontrolle geraten sei und die Migros dabei eine unrühmliche Hauptrolle spiele.
Als Protest gegen das Verhalten des Detaillisten zeigten die Milchbauern an der Kundgebung der Migros die rote Karte und buhten sie aus. Martin Haab, Co-Präsident von BIG-M, warf der Migros vor, dass sie hinterhältig die Konsumenten mit falschen Informationen eindecke. So habe die Migros in ihrem Magazin geschrieben, dass die Verkaufspreise nicht erhöht würden und die Migros die Mehrkosten selbst trage, wozu es aber nötig sei, dass die Produzenten die Milchmenge in den Griff bekämen. Dies sei eine faustdicke Lüge gegenüber dem Konsumenten.
Laut Haab habe die Migros aber bisher jeden Vorschlag abgeblockt, welcher die Überproduktion regulieren wollte und setze auch die von der Branchenorganisation Milch (BOM) beschlossene Erhöhung des Milchpreises nicht um. Ausserdem benutze die Migros die schweizerische Landwirtschaft in der Werbung, um eine heile Welt zu suggerieren, in Tat und Wahrheit würden die Schweizer Bauern aber von der Migros geschröpft und durch Billigimporte konkurrenziert.
Migros: «Wir zahlen fairen Milchpreis»
MGB 27. Juli 2010 – Die Migros hat Verständnis für die
angespannte Situation auf dem Milchmarkt und nimmt die Bedenken der
Milchbauern ernst, weist deren Behauptungen jedoch zurück. Hauptursache für die die Probleme auf dem Schweizer Milchmarkt
sind die Überkapazitäten. Die Preise sind demzufolge unter Druck,
umso mehr die Schweiz keine Insel ist. Aus dem Ausland, wo
internationale Discounter und Hersteller den Milchpreis tief halten,
gelangen vermehrt verarbeitete Produkte in die Schweiz.
Zudem wächst
derzeit der Einkaufstourismus. Da die Migros auch in Zukunft ihren
Kundinnen und Kunden das beste Preis-/Leistungsverhältnis bieten
will, hat sie bisher - von der Butter abgesehen - darauf verzichtet,
den Verkaufspreis für Milchprodukte zu erhöhen. Wo nötig, trägt die
Migros die Mehrkosten selbst und verzichtet auf einen Teil der Marge.
Richtig ist, dass die Branchenorganisation Milch (BOM), der auch die
Migros angehört, eine Richtpreiserhöhung beschlossen hat. Doch
Richtpreise sind keine Fixpreise. Der Migros-Industriebetrieb ELSA
regelt mit all seinen Produzenten die Milchpreise über langfristige
Verträge. Tatsache ist, dass ELSA ihren Milchlieferanten einen
substantiell höheren Preis zahlt als andere Verarbeiter. ELSA hat
sich mit ihren Lieferanten denn auch einvernehmlich über die
Umsetzung des BOM-Richtpreises für die nächste Periode geeinigt.
Migros investiert rund 100 Millionen Franken in die Zukunft der
Schweizer Milchwirtschaft.
Die Migros nimmt die Bedenken der Milchbauern um ihre Zukunft
ernst. Sie setzt im Milchmarkt auf eine nachhaltige und
qualitätsorientierte Vorwärtsstrategie. So fördert sie mit
Innovationen und Investitionen konsequent und langfristig den Absatz
von Schweizer Milch- und Molkereiprodukten. Im Gegensatz zur
Konkurrenz verkauft sie beispielsweise ausschliesslich Joghurts aus
Schweizer Milch, und zwar in allen Preislagen. Der
Migros-Industriebetrieb ELSA investiert laufend in neue
Produktionsstätten und -anlagen. Dies ist ein wichtiges Bekenntnis
gegenüber den Schweizer Milchlieferanten.
Die Migros führt laufend Gespräche mit allen Beteiligten der Land-
und Milchwirtschaft. Sie kann aber den Milchmarkt nicht alleine ins
Lot bringen. Dies ist Aufgabe der ganzen Branche - der Produzenten
und der Verarbeiter. Auch mit Big-M kam es bereits einmal zu einem
Gedankenaustausch. Die Migros bedauert, dass Big-M im Vorfeld der
heutigen Kundgebung nicht auf sie zugekommen ist, signalisiert jedoch
gleichwohl Gesprächsbereitschaft.
Coop senkt weitere Preise
26.07.2010 - (lid) – Coop reduziert wegen des tiefen Euros die Preise für rund 100 weitere Produkte. Coop senke die Preise für Produkte wie Teigwaren, Konserven oder Baby-Nahrung ab Montag, 26. Juli, schreibt der Detaillist in einer Medienmitteilung. Bereits in den letzten Wochen waren Preise von Importwaren wegen des schwachen Euros zweimal gesenkt worden. Insgesamt betreffen die Preissenkungen rund 300 Produkte.
Gegner der Blauzungenimpfung verurteilt
26.07.2010 - (lid) – Vier Gegner der Blauzungenimpfung wurden wegen Behinderung einer Amtshandlung schuldig gesprochen. Das Bezirksgericht im bündnerischen Scuol verurteilte die vier Angeklagten wegen Behinderung einer Amtshandlung zu bedingten Geldstrafen von sieben Tagessätzen zu 30 Franken, wie die Nachrichtenagentur SDA schreibt.
Die vier Männer hatten im Juni 2009 den Abtransport ungeimpfter Schafe durch den Bündner Kantonstierarzt verhindert. Dieser wollte die Schafe an einen isolierten Ort bringen, weil er sie als Ansteckungsgefahr für die anderen Schafe der Herde betrachtete. Die Angeklagten hatten auf unschuldig plädiert, weil sie die Impfung als gefährlich ansehen und nur "Gutes" hätten tun wollen. Der Richter wies aber darauf hin, dass dies nicht Gegenstand der Verhandlung sei und nur der Tatbestand der Behinderung einer Amtshandlung zu beurteilen sei.
Schweizer Käser leiden unter schwachem Euro
26.07.2010 - (lid) – Wegen des schwachen Euros kann weniger Käse nach Europa exportiert werden. Im April 2010 seien 449 Tonnen weniger Käse in die EU exportiert worden als im Vorjahr, sagte René Kolly, Präsident von Fromarte, in einem Interview mit dem Schweizer Bauer. Dies entspricht einem Rückgang um zehn Prozent. Momentan befinde sich viel Käse in den Kellern der Schweizer Produzenten und durch den Importanstieg verliere der Schweizer Käse Marktanteile, sagte Kolly weiter. Eventuell werde es notwendig den Milchpreis zu senken, damit der Schweizer Käse nicht noch mehr Marktanteile einbüsse. Eine Produktionseinschränkung, wie sie beim Emmentaler praktiziert wird, sei langfristig nicht nützlich.
Produktionseinschränkung bei Appenzeller und Emmentaler
23.07.2010 - (lid) – Wegen dem schwachen Euro schränken die Käser beim Appenzeller und Emmentaler die Produktion ein. Beim Appenzeller wurde die Mehrproduktion für Juli von 5 Prozent wieder zurückgenommen und für August eine Einschränkung von 14 Prozent beschlossen, wie es im aktuellen Marktbericht der Milchbranche heisst. Beim Emmentaler Switzerland wurde die Produktion für die Monate August bis Oktoger auf 70 Prozent der gesamten Produktionskapaztität festgelegt. Rund 10 Millionen Kilogramm Milch weniger werden deshalb zu Emmentaler verarbeitet und kommen als Einschränkungsmilch auf den Molkereimilchmarkt. Beim Gruyère bleibt die Produktion bei 100 Prozent.
Deutscher Bäckerhandwerks-Verband verklagt Aldi
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V., Berlin, reichte am 19. Juli 2010 Klage gegen Aldi Süd, Mülheim an der Ruhr, wegen irreführender Werbung beim Landgericht Duisburg ein. Aldi wirbt mit den Sätzen "Ab sofort backen wir den ganzen Tag Brot und Brötchen für Sie: Frisch aus dem Ofen - direkt in die Tüte. Nach Angaben des Geschäftsführers des Zentralverbandes, Amin Werner, ist dies eine Verbrauchertäuschung, da die Produkte nicht frisch aufgebacken, sondern in den Ausgabeautomaten nur aufgewärmt und höchstens etwas gebräunt werden. Damit sei der Ausdruck "Ofen" auch nicht rechtens für den Automaten. Der eigentliche Backwarenlieferant von Aldi ist die Grossbäckerei Lieken AG aus Düsseldorf.
Der Zentralverband kritisiert weiterhin die Produktbezeichnungen des Roggenmischbrotes "Unser Rustikales" und des Dinkelvollkornbrotes "Unser Uriges". Aldi wirbt hier mit einem Anteil von 34 % Roggenmehl bzw. 42 % Dinkelvollkornmehl. Damit entsprechen die Brote nicht den Anforderungen der Leitsätze für Brot- und Kleingebäck der Deutschen Lebensmittelbuchkommission, die einen Anteil von über 50 % Roggenmehl bzw. mindestens 90 % Dinkelerzeugnis fordern. Indes wies Aldi die Vorwürfe zurück. Es sei mehr als eine Bräunung der Waren in dem "Backofen".
"In einem separaten Raum werden vom Lieferanten bezogene Teiglinge gebacken, im Ofen findet aufgrund der langen Erhitzung eine so genannte Verkleisterung des Mehls statt", erklärt Aldi zu dem Backautomaten. Auch widersprach Aldi den Vorwürfen der unkorrekten Produktbezeichnung. Nach den Leitsätzen beziehen sich die Mengenangaben "auf die Gesamtmenge des verwendeten Getreides und/oder der Getreideerzeugnisse" und nicht, wie Werner argumentierte, auf den Anteil des Mehls im Endprodukt. (Backspiegel 23. Juli 2010)
Ganz natürlich? Clean Label im Aufwind
(aid) - Was mit Bioprodukten seinen Anfang nahm, setzt sich auch bei konventionellen Lebensmitteln mehr und mehr durch: Verbraucher wünschen sich Produkte, die frei von "künstlichen" Zutaten und Konservierungsstoffen sind. Die Lebensmittelindustrie nutzt dieses so genannte Clean Label schon längst als Marketinginstrument. Seit 2005 hat sich die Zahl der Produkteinführungen "natürlicher" Lebensmittel verdreifacht. Im Gegensatz zu "ökologisch" oder "biologisch" hat der Begriff der Natürlichkeit den grossen Vorteil, dass er lebensmittelrechtlich nur begrenzt reglementiert ist und relativ frei genutzt werden darf. Auf immer mehr Verpackungen findet man deshalb Hinweise wie "Natur pur" oder "100% natürliche Zutaten".
Was natürlich ist und was künstlich, darüber haben Verbraucher und Lebensmittelindustrie allerdings unterschiedliche Ansichten. Das zeigt eine repräsentative Befragung der Mühlengruppe Kampffmeyer. Danach schätzen Verbraucher vor allem das als natürlich ein, was sie aus eigener Erfahrung kennen. Backen, Kochen oder Trocknen werden von über 85 Prozent der Befragten als "sehr natürlich bis natürlich" angesehen. Enzyme und vor allem Konservierungsstoffe und Oxidationsmittel gelten dagegen als "sehr unnatürlich", obwohl zum Beispiel Zitronensäure ein natürlicher Stoff ist. Noch stärker zeigen sich die Vorbehalte der Verbraucher gegenüber Unbekanntem bei der Frage zur Natürlichkeit von Bindemitteln. Weizen- oder Reismehl sehen neun von zehn Befragten als natürlich an.
Bei Guarkernmehl oder Agar-Agar (wird aus Algen hergestellt), glaubt nicht einmal jeder Fünfte, dass es sich um natürliche Zutaten handelt, obwohl dies der Fall ist. Als besonders unnatürlich werden
Carrageen (ebenfalls ein Stoff aus Algen) und chemisch modifizierte Stärke gesehen. Die Industrie steht damit vor einem Dilemma. Die Hersteller wollen möglichst natürliche Produkte anbieten, um mit einem Clean Label die Verbraucher zu überzeugen. Gleichzeitig müssen sie auf preiswerte und technologisch ausgereifte Zutaten verzichten, die teilweise auch natürlich sind.Und: Die Entwicklung natürlicher Alternativen ist aufwändig und kostet die Unternehmen viel Zeit und Geld.
Allergie-Schutzstoffe Arabinogalaktane stecken im Heu
Bochum/Bonn (pte/20.07.2010) - Bauernkinder haben nie Asthma oder Allergien. Warum das so ist, zeigen nun erstmals Bochumer Forscher http://expneu.softimpulse.de im "Journal of Allergy and Clinical Immunology". Sie verabreichten Mäusen einen Zucker aus dem Heustaub von Kuhställen, und siehe da: Die Mäuse waren ihr Leben lang vor Allergien geschützt. "Sprays oder Nasentropfen werden auch Babys in einigen Jahren immun machen - vorausgesetzt, die Tests beim Menschen zeigen Erfolg", berichtet Marion Kauth, Co-Autorin der Studie, im pressetext-Interview.
Der Wunderstoff, den die Forscher im Heu fanden, heisst "Arabinogalaktan". "Das pflanzliche Zuckermolekül kommt in Gräsern vor, vor allem beim Futtermittel Wiesenfuchsschwanz", so Kauth. Im Körper dämpft das Molekül das Verhalten der dendritischen Zellen, die schädliche Eindringlinge sonst weiterleiten und eine Immunreaktion des Körpers auslösen. "Das verhindert, dass das Immunsystem übertrieben wachsam vor ungefährlichen Stoffen ist." Welche Rezeptoren dabei beteiligt sind, muss noch geklärt werden.
Die Suche nach dem Zucker war für die Forscher sprichwörtlich wie jene nach der "Nadel im Heuhaufen". Sie liessen sich dazu Stallstaub aus Bauernhöfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bringen und analysierten ihn. "Der Vorteil von Bauernkindern ist, dass sie diesen Staub von Geburt an einatmen. Bei vielen Bauernhöfen wird ja das Heu oberhalb des Stalles gelagert, wobei sein Staub bei einer Umschichtung die Luft anreichert. Diese hohe, schützende Dosis wird bei bloss einem Spaziergang durch ein Feld nicht erreicht", sagt Kauth.
Die Mäuse, denen die Forscher nach der Geburt Arabinogalaktan verabreichten, waren später tatsächlich immun vor einer hohen Dosis verschiedener Allergene. Die Forscher hoffen nun, dass dieser Mechanismus auch dem Menschen hilft. "Mäuse und Menschen ähneln sich sehr in ihrer Immunreaktion. Der Stoff muss jedoch noch toxikologisch überprüft werden, bevor Tests beim Menschen starten", so Kauth. Das Endprodukt sei allerdings nicht eine Hilfe für Allergiker, sondern eine Allergieprophylaxe für Kinder im ersten Lebensjahr.
Warum die ersten Lebensmonate über die spätere Entwicklung von Allergien entscheiden, erklärt Heike Behrbohn von der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e.V. http://www.dha-allergien-vorbeugen.de gegenüber pressetext: "Das Immunsystem ist in dieser Zeit noch unreif und kann noch nicht zwischen schädlichen und unschädlichen Stoffen unterscheiden. Zudem ist die Darmschleimhaut noch durchlässig für grosse Moleküle." Kinderärzte empfehlen in den ersten Monaten das Stillen, da Muttermilch frei von Fremdeiweissen ist.
Dass die meisten Bauernkinder kaum Probleme mit Allergien haben, bestätigt auch Behrbohn. "Die Hypothese ist, dass Babys, die in steriler Umgebung leben, eher gefährdet sind. Das Immunsystem muss trainieren und richtet sich dabei gegen harmlose Stoffe, die es in einem sauberen Umfeld vorfindet", so die Expertin. Das Immunsystem von Bauernkindern wird hingegen schon früh gefordert. "Es gibt Hinweise, dass auch Kinderkrippen die Allergiegefahr senken. Besser ist es, Babys nicht absichtlich und massiv Fremdstoffen auszusetzen."
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(gb)
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